Teil 10

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Manchmal hatte ich extrem Angst, wenn Mia kurz die Augen schloss. Sofort fing ich an, an ihr zu rütteln, obwohl sie sich nur kurz ausruhte. Diese Bilder, die ich in meinem Kopf hatte würde ich nicht mehr so schnell vergessen und solange sie so präsent waren würde ich jedes Mal Angst haben, wenn sie die Augen schloss.

"Mia! MIA! Schau mal da! Schau da!", rief ich auf einmal aufgeregt. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Ganz dort hinten war Festland, richtiges Festland. Wir schwammen so schnell wir konnten weiter, verbrauchten quasi unsere letzte Kraft um dort hin zu kommen. Ich wusste nicht wie spät es war, doch mittlerweile musste es bestimmt später Nachmittag sein.

Wir schwammen weiter und weiter, so schnell wir konnten und die Insel kam immer näher und näher. Wir waren irgendwann sogar so weit angekommen, dass wir mir den Füßen auf den Boden kamen. Ich hatte mir nicht vorstellen können einmal so glücklich zu sein wieder festen Boden unter den Füßen spüren zu können. Wir waren mehrere Stunden mitten auf dem Meer gewesen, mit tausenden Litern Wasser unter unseren Füßen. Jetzt diesen Sand unter den Füßen zu spüren war ein unglaublich schönes Gefühl. Ich vergrub meine Füße regelrecht in dem feuchten Sand. Meine heißgeliebten Sneaker tümpelten mittlerweile wahrscheinlich längst auf dem Grund des Meeres, da ich sie abstreifen musste um besser schwimmen zu können. Ich war in dem Moment auch nicht besonders traurig, dass ich eines meiner tausend Paar Sneaker verloren hatte, schließlich hatte ich in dem Moment ganz andere Sorgen im Kopf.

Wir legten unsere Metallluftmatratze auf den Sand, wo sie nicht wieder weggespült werden konnte und schauten uns erst einmal um. Ich hatte keinen Plan, wo wir hier gelandet waren, schließlich gab es in der Karibik ja nicht nur eine Insel. Doch scheinbar war diese hier keine Besucherinsel, denn der komplette Strand lag verlassen da und auch aus dem inneren Teil hörte ich keine einzige Menschenstimme.

Mir wäre eine Insel mit ganz vielen Leuten in diesem Moment lieber gewesen, denn dann wäre es nicht besonders schwer gewesen, wieder zurück in unser Hotel zu kommen. Doch so mussten wir erst einmal hoffen, dass wir überhaupt einen Menschen hier finden würden. Denn das sah gerade ehrlich gesagt nicht ganz so danach aus. Es war wunderschön hier und ich fragte mich warum hier keine Menschenseele war.

Ich versuchte Mia Halt zu geben, versuchte der starke Mann zu sein. Doch in Wahrheit begann ich zu verzweifeln. Wir hatten es jetzt auf diese Insel geschafft, was an sich schon mal ganz gut war. Unsere Überlebenschancen stiegen jetzt drastisch. Doch ich wollte nichts lieber als nach Hause. Nicht einmal ins Hotel, sondern einfach nur nach Hause, in meine Wohnung in Deutschland.

Zusammen machte ich mich mit Mia auf den Weg, die Insel zu erkunden und einen Menschen zu finden.

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