Wiederkehr

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Die Wellen klatschten an die grauen Wände des hohen Leuchtturms. Es sah so aus als wollten sie den gesamten Turm mit ihren Wassermengen ummanteln. Der kalte Wind pfiff durch alle auffindbaren Ritzen und stieß das kleine Fenster im Wohnraum des Wächters auf. Dieser kletterte die hölzerne Sprossenleiter rummorend hinunter als er den Klang von Metall auf Stein hörte was ihm verriet, dass das Fenster dem kräftigen Wind mal wieder nicht stand halten konnte. So musste er nun, wohl oder übel seine Arbeiten an der großen Lampe liegen lassen und sich nach unten begeben. Wenn das Fenster nicht immer gleich wieder geschloßen wurde bahnten sich die Wellen ihren Weg in den Leuchtturm. ,,Oh mann oh mann..",  schimpfte er vor sich her als er sich auf dem Betonboden befand und sich Kopf reibend das Chaos ansah welches der Wind verursacht hatte. Er war schon etwas älter und die einst blonden Haare wurden allmählich Grau, da dauerte es natürlich auch etwas länger um nach Unten zu gelangen. Der Bärtige humpelte zum Fenster und schloß es, dabei musste er gegen den Wind kämpfen, der das Fenster immerwieder nach innen drücken wollte. ,,Jetzt..ach mann das kann doch nicht wahr sein...geh doch mal zu du dummes Dinges.",  motzte er bis er das Fenster endlich geschloßen hatte. Anschließend räumte er die Sachen weg welche der Sturm durcheinander geweht hatte. Eine ganze Zeit dauerte es bis er das verschreckte Wesen bemerkte das sich unter ein paar alten Kisten versteckt gehalten hatte.

,,Na nu' wer bist du denn?", sagte er fragend und schritt näher an das Tier herran, dieses rutschte bei jedem Schritt des Alten weiter unter die Kisten, sodass er sich bald hinknien musste um es zusehen. ,,Ach ne Möwe bist du. Bist wohl mit dem Sturm rein geweht was?" Der Vogel schaute ihn nur mit großen Augen an. ,,Hmmm.", der Mann schien zu überlegen. Stand dann auf und ging zu seinem Vorratsschrank in welchem er grummelnd herrum suchte. ,,Aber ich dachte ich hatte...wo sind sie denn? Ahhh hier!" Er zog eine Tüte mit verschiedensten Nüssen drin herraus und schüttete ein paar vor den Kisten auf den Boden in der Hoffnung den Vogel herraus locken zu können. Doch der Vogel kam nicht herrvor. Und so setzte er seinen Tag fort.

Abends dann setzte er sich völlig erschöpft von dem Tag auf Den Küchenstuhl und trank einen Tee, als er ein merkwürdiges Kratzen auf dem Boden wahrnahm. Langsam kam die Möwe unter den Kisten herrvor gekrochen und pickte mit ihrem Schnabel nach den Nüssen auf dem Boden. Der Mann hielt seinen Atem an um bloß kein Geräusch zumachen. Als die Möwe alle Nüsse aufgepickt hatte schaute sie sich im Raum um und als sie die braunen Stuhlbeine sah richtete sie ihren Blick nach oben. Und dort saß der alte Mann mit seinen Beinen auf dem Stuhl. Die Möwe legte den Kopf schief und hielt ihren Blick auf ihn gerichtet. Der Mann ließ nun langsam seine Beine zurück auf den Boden und hielt eine Hand nach unten. ,,Na komm ich werd dir schon nix tuen.", ried er ihr gut zu. Einen Moment lang geschah nichts, bis die Möwe sich langsam auf den Mann zubewegte. Einer ihrer Flügel hing schlaff an der Seite hinnab, sie zog ihn eigentlich nur hinter sich her. ,,Oh nein. Du armer ist dein Flügel gebrochen?" Er machte eine Kuhle mit seinen Händen und der Vogel stieg, nun vollkommen furchtlos, in diese. Der Mann hob die Möwe hoch zuseinem Gesicht und flüsterte:,,Na das werden wir uns morgen erstmal in Ruhe ansehen." Fast als hätte die Möwe ihn verstanden nickte sie mit ihrem Kopf was den Mann verdutzt drein schauen ließ. Er schüttelte den Kopf und begann mit dem Bau eines Nestes für den Vogel. Dafür stopfte er alle möglichen Schals die er besaß in seinen Hut und legte den Vogel hinein. Dieser schaute ihn nur stumm an und es schien so als würde er zittern. Der Mann schaute sich um in der Hoffnung noch ein bisschen Stoff zufinden um den Vogel zuzudecken. Doch alles was er finden konnte waren seine dicken Wollsocken welche über das Bettgerüst hangen. Er kriegte schnell kalte Füße, gerade Nachts und trug deswegen immer seine braun/roten Socken. Ohne Zögern ging er auf das Bett zu und schnappte sich die Socken und deckte den Vogel zu, dann begab er sich ins Bett, bevor er sich zum Schlafen hinlegte küsste er das Bild seiner bereits verstorbenen Fraum, welches auf dem Nachttisch neben seinem Bett stand. Dann schlief er ein.

Mitten in der Nacht wurde er durch einen dumpfen Knall geweckt, er schreckte hoch und erblickte den Vogel welcher auf dem Boden lag und zu seinem Bett gewatschelt kam. ,,Was zum...?" Verwirrt stand er auf und ging hinüber zu dem kleinen Vogel hob ihn auf und ging zu seinem Bett dort setzte er den Vogel auf dem hölzernen Nachttisch ab und betrachtete ihn. Der Vogel drehte sich zu dem Bild der verstorbenen Ehefrau und Weggefährtin des alten Mannes und klopfte mit dem Schnabel dagegen. Dann drehte sich der Vogel wieder zurück zu dem Mann und kam näher. In den Augen des Mannes bildeten sich Tränen ,,Bist du es?" Die Möwe nickte. ,,Möwen waren schon immer ihre Lieblingstiere."

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