Der Geruch von Schnee lag in der Luft und füllte Reginas Lungen. Schneeflocken rieselten aus einem weißen Himmel, verweilten kontrastreich auf ihrem schwarzen Haar, ehe sie verendeten und eine feuchte Kälte zurückließen. Das Gras, sonst grün und frisch, lag steif unter einer dünnen Schneeschicht und glitzerte im Sonnenlicht. Regina konnte ihren Atem sehen, der sich träge vor ihrem Gesicht in weißen Nebel verwandelte. Mühsam ging sie einen Schritt nach dem anderen, ohne auf ihre Umgebung zu achten. Der Boden war rutschig und vielleicht war es nicht die intelligenteste Idee, mit solch hohen Absätzen den Weg zu beschreiten, doch ihre Gedanken verdrängten ihre Torheit. In ihren Händen hielt sie einen Strauß mit nur drei Rosen; weiß wie auch bald die Landschaft um sie herum erstrahlen würde. Ihr Herz klopfte in einem unstetigen Takt, als wäre es jeden Schlages müde, gar überdrüssig geworden. Wie sehr hatte sie sich in den letzten Wochen gewünscht, dass es einfach seine Arbeit einstellen würde, um sie von der Gewalt ihrer Gefühle zu befreien, doch diese Gnade wurde ihr nicht zu Teil. Stattdessen erinnerte sie jeder Herzschlag daran, dass es unvollkommen war, dass etwas fehlte und ihre Seele, zerrissen und geschlagen, in ihrem Innern schmerzte. Ein Schmerz, der ihr viel zu vertraut war, doch an den sie sich in all den Jahren ihres langen Lebens niemals würde gewöhnen können. Es gab Zeiten, da konnte sie ihn verdrängen, da konnte sie sich mit so viel Pflichten und Arbeiten beschäftigen, dass sie glaubte, das Sehnen und den damit verbundenen Schmerz, endlich überwunden zu haben, doch wenn die Geschäftigkeit nachließ und alle Arbeit getan war, dann bemerkte sie ihn. Stärker und fester, als wäre er wütend, dass sie ihn für einige Augenblicke nicht beachtet hatte. Regina verfestigte den Griff um die Blumen. Neben dem falschen Schuhwerk hatte sie vergessen Handschuhe anzuziehen und nun begannen ihre Finger steif vor Kälte zu werden, doch auch das ignorierte sie geflissentlich. Für einen Moment blieb sie stehen und hob ihren Blick, um sich zu orientieren. Die grauen Steine waren bereits mit Schnee bedeckt und verbargen die Namen all derer, die den Kampf, welches sich Leben nannte, bereits vollendet hatten. Sie kannte den Weg zu ihrem Ziel auswendig, ein Weg der ihr mittlerweile ins Blut übergegangen war, auch wenn sie Wochen gebraucht hatte, sich diesem Gang zu stellen, bevor er ihr zu Gewohnheit werden konnte, doch der Schnee verwirrte sie ein wenig. Sie drehte ihren Kopf und blieb an einem Stein hängen. Sie brauchte einen Augenblick, doch dann erinnerte sie sich, wer dort lag. Ihr Atem beschleunigte sich, während ihr Körper sich versteifte und ein Zittern sie erfasste. Vor ihrem innerem Auge blitzen Bilder auf, wie Schlaglichter in völliger Dunkelheit. Es waren nicht ihre Erinnerungen und trotzdem waren sie es doch, auf groteske Art und Weise. Ohne es beeinflussen zu können bewegte sie sich zu dem Stein, beugte sich hinunter und wischte mit einer Hand den Schnee zu Seite.
Zelena Mills
Die Kälte stach in ihren Fingern. Nur ihr Name stand drauf. Keine Widmung, kein letzter Gruß oder Erinnerung, wer sie war. Nur ein Name, als letzte und alles zu erwartende Form des Respekt für eine Blutsverwandte. Ein eisiger Schauer jagte über ihre Wirbelsäule, als sie sich an die erste Begegnung mit ihr erinnerte, den ersten Kampf in einer Reihe vieler Kämpfe. Sie wollte sie verfluchen und diese Erinnerung aus ihrem Verstand brennen, doch das konnte sie nicht, denn es war auch eine der ersten Erinnerungen, die sie mit ihm teilte. Ihm, der nichts Falsches getan hatte, als sie zu lieben und dafür einen zu hohen Preis bezahlt hatte. Regina schüttelte ihren Kopf, um ihn frei zu bekommen. Sie wollte sich an Zelenas Grab nicht an Robin erinnern, nicht bei der Frau, die für seinen Untergang mit verantwortlich war. Sie starrte auf den Namen bis ihr Blick sich verwässerte und der Friedhof um sie herum verschwand. Ihr war, als könnte sie Zelenas Stimme in ihren Ohren hören, ihr Gejammer und Geheule, ihre Drohungen. Sie war schwach zu der Zeit, gelähmt von der Tatsache, dass sie ihre Persönlichkeit gespalten hatte und auch wenn sie und die Böse Königin zwei Körper besaßen, so waren sie verbunden. Sie wusste, dass ihr die Kraft und das Feuer fehlte, sich gegen ihre Schwester zu stellen, doch nicht der bösen Königin. Sie war es von je her gewesen, die mit der Gewalt ihrer Gefühle nie zurechtkam. Sie war es, die alles viel zu tief spürte, ganz gleich, ob es Liebe oder Hass war. Ihr Leben und Denken drehte sich seit jungen Jahren nur um Rache und die sollte sie bekommen. Zelena hatte sich verschätzt, wie so oft, hatte sie sich blenden lassen von ihrer Eifersucht und ihrem Temperament und nicht damit gerechnet, dass der Schmerz in der Königin wieder die Oberhand gewinnen würde, nun da sie von Regina, der mitfühlenden und gut sein wollenden Regina, getrennt war. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, den nur eine der Schwestern gewinnen konnte. Regina stand bloß daneben, unfähig und zu träge ihr anderes Ich aufzuhalten. Und als die Königin den Finalen Stoß ausführte, konnte die Andere nicht mehr parieren. Es dauerte nur wenige Sekunden, in denen Zelena Blick verriet, dass sie ihrer Niederlage realisiert und alles Leben aus ihr wich. Regina war, als könnte sie die böse Königin noch immer vor Anstrengung keuchend auf dem Boden liegen sehen. Es waren die Tränen der Königin, die Reginas Körper mit Leben füllten und ihn endlich in Bewegung setzte. Sie selbst hatte keine Tränen, war noch viel zu sehr geschockt über den Kampf, den sie schweigend mitangesehen hatte. Doch als ihr Blick auf ihr weinendes und schluchzendes alter Ego fiel, bekam die Eisschicht um ihre Gedanken einen Riss. Sie ließ sich neben sie auf die Knie fallen und zog das weinende Bündel Leben in ihre Arme, um sie sanft zu wiegen. Sie konnte den Schmerz, wie ein leises Echo in ihrer Brust spüren und mochte sich nicht ausmalen, mit welcher Intensität er im Innern der Königin wallte. Regina fürchtete sich vor dem was kommen musste, doch sie konnte sich nicht länger davor sträuben. Bewusste suchte sie nach den richtigen Worten, die diesem Alptraum ein Ende und sie nahtlos in einen Neuen katapultieren würde.
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Eine zweite Chance
FanfictionEs ist Heiliger Abend und Regina betrauert den Verlust Robins. Sie ist gezwungen ohne ihn weiterzumachen und stellt sich ihrer Schuld, doch Weihnachten ist bekanntlich die Zeit, in denen Wunder geschehen. OQ