《 {□mind□} 》(Oneshots)

[•• Schleier••]

Sie tanzte so befreit, so unbeschwert, wie das Leben noch nie verlaufen war. Völlig verloren bewegte sie ihren Körper im Takt des Musikrythmus. Der Bass dröhnte, die eigene Stimme versank in der Masse der feiernden Gleichgesinnten. Das lächerlich kleine Gläschen schwappte über, die giftige Flüssigkeit floss zu Boden. Sie lachte. Kein Grund zur Sorge. Mit einem Zug leerte sie das größere, bunte Glas und hinterließ als Überrest die hervorstechende Scheibe Zitrone. Saures konnte sie für gewöhnlich nicht ausstehen, doch warum sollte sie in der jetzigen Minute einen Gedanken daran verschwenden? Einen Gedanken, der mit Sorgen und Kummer in Verbindung stand? Nein, davon hatte sie genug.
Sie hatte von ihm genug. Also griff sie nach dem eigentlich Verhassten und stand dem mit ihrer phasenweisen guten
Laune positiv gegenüber. Ihre Gäste hatten längst eigene Gruppen gebildet.
Einige füllten die Tanzfläche mit ihrer Anwesenheit, andere hatten sich auf den modernen Möbeln niedergelassen. Der Lack glänzte verlockend in dem Schein der bunten Lichtstrahlen. Ein versautes Grinsen zierte die Gesichter der Männer, aber auch die Frauen konnten ihre Unschuld nicht beweisen. Zuckerpüppchen mit einem Bittergeschmack, dessen Folgen man selbst nach dem Zähneputzen noch merkte. Ein abartiger Geschmack an dem man sich kaum gewöhnen konnte. Kichern und Augenklimpern machten einen goldigen Eindruck. Wie kann man solch atemberaubenden Frauen widerstehen?
Ihre Gedanken schweiften vom Thema ab. Natürlich trug sie keine Schuld an dem "Dilemma". Stattdessen schob sie diese auf das neue schwarze Glas. Was trank sie in diesem Augenblick überhaupt?
Tränen schossen in ihre Augen. Was für eine Hitze! Ein Glück, dass sie den Wagen zuhause stehen gelassen hatte. Schulterzuckend sprang sie auf und ab. Sie gab sich der Musik hin, wurde eins mit dem Takt und gesellte sich zu einer Gruppe.
Benebelte Sinne. Erinnerung, die irritiert im Nebel wanderten, doch vergeblich den Ausweg suchten. Aufgetrunkene Gefühle mit einer großen Distanz zur Realität.
Zur Selbsterkenntnis.
Ja, diese Nacht würde etwas ganz Besonderes bleiben.

Denn diese Nacht würde sich am darauffolgenden Tag nicht mehr in Erinnerung befinden.