Willkommen auf Jorvik!

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Blinzelnd öffnete ich die Augen und schaute direkt in das Antlitz der strahlenden Sonne. Lächelnd räkelte ich mich noch ein wenig in meinem weichen Federbett, bevor ich mich dazu durchrang aufzustehen. Ein Blick auf die Uhr bestätigte meine Vermutung, dass es noch früh am Morgen war, da ich gestern Abend jedoch vergessen hatte die Vorhänge des Fensters zu schließen, musste ich nun wohl mit meinem Schicksal leben. Um die Müdigkeit aus meinen Knochen zu vertreiben, entschied ich mich für eine kalte Dusche, die auch sofort meine Gedanken ordnen würde. Mein Gästezimmer war nicht sonderlich groß, ein Einzelzimmer mit Kleiderschrank und Schreibtisch, die Gemeinschaftsbäder waren auf den Fluren. Seufzend wickelte ich mich in einen flauschigen Bademantel und schlich mich auf Zehenspitzen in das nächste Badezimmer. Die Moorland Ställe waren ein relativ großes Gestüt mit einem herrlichen Gutshaus. Bei meiner gestrigen Anreise auf die Insel Jorvik hatte ich bereits mit ein paar weiteren Gästen plaudern können. Die meisten waren aus demselben Grund hier wie ich – das Studium beim Hippologischen Institut in Jorvik City. Ob man dafür die Voraussetzungen erfüllte, wurde auf dem Gestüt der Moorlands geprüft, wo man sich einen Sommer lang um eine Reitbeteiligung kümmern sollte. Thomas Moorland, der Besitzer der Ställe, würde dann schlussendlich eine Bewerbung an das Institut schicken. Ich hatte mich gestern einer kleinen Einweisung unterziehen müssen, wie die Dinge hier so liefen. Heute sollte ich um sieben Uhr bei meinem Pferd sein und dann war es vollkommen mir überlassen, was ich den Sommer lang tun würde. Thomas Moorland, so hieß es, würde seine Augen immer bei den Bewerben lassen. Kopfschüttelnd tippelte ich zurück in mein Zimmer, die Dusche hatte sehr gut getan. Die Sonne hatte mich heute bereits vor sechs Uhr geweckt, das gab mir genug Zeit, um noch meine restlichen Koffer auszupacken. Im Endeffekt bat der Kleiderschrank gerade so genug Platz, um alles zu verstauen. Und auf dem Schreibtisch stapelten sich nun meine vielen Schulbücher, Reiseführer über Jorvik, Romane und Hefte. Die Wochen hier wollte ich auch als theoretische Vorbereitung auf das Studium nutzen und zudem möglichst viel über die sogenannte 'Insel der Pferde' erfahren und lernen. Heute bestand mein Outfit aus einem einfachen, aber funktionellen orangen T-Shirt mit einer braunen Vollbesatzreithose. Es war nicht die teuerste Kleidung, aber sie diente ihrem Zweck. Ein Blick auf die Uhr ließ mich kurz zusammenzucken. Ich hatte nur noch wenige Minuten und ich wollte nicht gleich an meinem ersten Tag zu spät kommen. Schnell schnappte ich mir noch meine Reitkappe und Stiefel, die Haare würden heute wohl offen bleiben müssen, und sperrte mein Zimmer ab. Die Gäste waren verpflichtet ihre Schlüssel an eine Wand in der Eingangshalle zu hängen, da das Risiko sie zu verlieren während eines Ritts zu hoch wäre. Im Vorhof angekommen, staunte ich nicht schlecht über die Architektur. Alles war im Fachwerkstil errichtet. Da ich gestern erst spät nachts angekommen war, hatte ich in der Dunkelheit nichts erkennen können. Meine Aufmerksamkeit wurde durch das Schnauben eines Pferdes auf einen heran trabenden Reiter gelenkt. Ein stattlicher junger Mann glitt geschmeidig aus dem Sattel und schlenderte mir entgegen. „Hallo! Du musst Juana sein, richtig? Schön dich zu sehen und willkommen in Moorland!", begrüßte er mich mit einem Lächeln. „Stimmt genau. Woher wusstest du das?", gab ich verwundert zurück. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Mein Name ist Justin und ich leite diesen Stall zusammen mit meinem Vater. Da ich meistens derjenige bin, der die Neulinge begrüßt, darf ich auch immer einen Blick auf die Bewerbung werfen und da ich mir Gesichter sehr gut merken kann, wusste ich gleich wer du bist", erklärte er mir. Ich war beeindruckt. Es kamen täglich neue Gäste hier an, die Moorland Ställe sind nicht nur für Studenten ein beliebtes Reiseziel. „Es ist gerade ziemlich hektisch ... Viele Dinge passieren hier. Aber vergiss das jetzt! Du bist neu, und ich möchte dich nicht mit unseren Problemen belästigen, während du hier bist", sprudelte es plötzlich aus Justin heraus, was mir ein erschrockenes Augenzucken entlockte. Aber bevor ich weiter nachforschen konnte, kam er mir bereits zuvor: „Da drüben steht übrigens Stormjumper, dein Pferd für den Sommer. Mach einen kurzen Ritt mit ihm, damit ihr euch kennen lernt. Reite am besten zu Maya, ein Stallmädchen im Hof nebenan." Mein Blick wanderte sofort zu dem stattlichen Hengst, auf dem Justin vorher geritten war. Ein schöner Apfelschimmel mit ungewöhnlich schneeweißer Mähne. Justin begleitete mich, um mir auf das große Pferd zu helfen. „Du kommst sicher alleine klar, oder? Ich muss leider weiter, sonst hätte ich dich noch herum geführt", fragte Justin ein wenig zerknirscht. „Klar, kein Problem. Ich werde Maya bestimmt auch alleine finden. Danke!", verabschiedete ich mich lächelnd, bevor ich Stormjumper leicht antrieb. Der Durchgang zum Stall war ein riesiges, steinernes Tor, wo ich langsam hindurch trabte. Im benachbarten Hof war bereits ein ziemliches Gewusel an Pferden und Reitern und ich bahnte mir vorsichtig meinen Weg zum meterhohen Stallgebäude. Dort stand ein Mädchen mit einer Schaufel in der Hand und unterhielt sich mit jemandem. Ich wollte gerade auf mich aufmerksam machen, als sie sich umdrehte: „Hallo, ich bin Maya!" Damit hatte sich meine Suche nach dem Stallmädchen wohl erledigt. Lächelnd erwiderte ich ihren Gruß: „Guten Morgen. Mein Name ist Juana. Justin schickt mich." Maya nickte eifrig, als hätte sie das längst gewusst. „Schön dich zu sehen, Juana! Es ist toll, dass du nach Moorland gekommen bist! Herzlich willkommen!", die kurzen, feuerroten Haare standen verstrubbelt von ihrem kleinen Kopf ab. Maya schien ein sehr energiegeladenes Mädchen zu sein. „Dies ist der beste Ort, um deinen Sommerurlaub zu verbringen. Ich arbeite ein bisschen in den Ställen hier, um ein paar Jorvik-Schillinge extra zu verdienen. Es ist immer gut, etwas Taschengeld zusätzlich zu haben. Komm später zu den Ställen zurück, ich bin sicher, dass wir einen Job für dich finden", erklärte Maya mir fröhlich. „Das wäre cool, vielen Dank", gab ich lachend zurück. Ich würde hier sicher schnell Freunde finden. „Ich habe dir so viel zu zeigen und zu erzählen, aber zuerst solltest du mit Jenna reden. Sie kann dir etwas besser erklären, wie die Dinge hier in Moorland laufen", damit zeigte sie in Richtung eines Dressurplatzes links vom Stall. Ich bedankte mich und trabte wieder an. So wie Jenna aussah, stramm und kräftig mit zu einem Zopf geflochtenen blonden Haaren, hatte sie hier sicherlich eine Führungsposition inne. „Guten Morgen, Jenna. Meine Name ist Juana. Maya schickt mich", stellte ich mir ihr vor. Ich musste mir das Grinsen verkneifen, da ich von einem Fremden zum nächsten geschickt wurde und jedes Mal dasselbe zu sagen hatte. „Hallo, Juana! Ich habe dich schon erwartet! Willkommen im Moorland-Stall!", begrüßte sie mich freundlich. Ich nickte dankend. Jeder hier war so warmherzig, das war höchst erfreulich. Der Sommer würde sicherlich gut verlaufen. „Normalerweise führt Thomas Moorland neue Besucher herum, aber er ist jetzt sehr beschäftigt. Ich weiß nicht, ob du von dieser schrecklichen Firma gehört hast, GED, die die Ställe abreißen will, um Luxusapartments zu bauen?", eröffnete Jenna mir mit betrübtem Blick. Ich zog erschrocken die Luft ein. Die Ställe abreißen? Vielleicht würde der Sommer doch anders verlaufen als gehofft. „Aber genug davon. Bevor ich dich durch die Stalltore hinausreiten lasse, musst du mir zeigen, dass du reiten kannst. Zeig mir, dass du die Grundlagen kennst und reite um den Dressurplatz herum, auf der ersten Bahn, bitte", wies mich Jenna an und gab den Weg zum Platz hinter ihr frei. Es lagen an einer Längsseite auch Stangen, darüber würde ich wohl traben. Bis jetzt waren Stormjumper und ich sehr gut miteinander zurecht gekommen, er hatte weiche Gänge und ein empfindliches Maul. Da ich nicht so genau wusste, was man genau von mir sehen wollte, begann ich einfach im Schritt und trabte in der ersten Kurve an, noch aussitzend. An der Längsseite ging es dann im Leichttrab über die Cavaletti-Stangen und in der nächsten Kurve trieb ich den Hengst zum ruhigen Arbeitsgalopp an. Diesen behielt ich dann bei und kam parierend vor Jenna zum Stehen. Stormjumper schnaubte kurz und drehte seine Ohren in meine Richtung. Lächelnd wandte ich mich Jenna zu. „Fantastisch! Gut gemacht. Du und Stormjumper, ihr wart wirklich ein Team. Weiter so!", kommentierte sie die Leistung begeistert. „Danke. Mein Reitlehrer hat immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass man mit den verschiedensten Pferden klar kommt. Stormjumper ist ein wundervolles Pferd", lobte ich den Hengst unter dem Sattel. Jenna nickte zustimmend. „Ich denke, du bist bereit für ein paar größere Herausforderungen. Wie versprochen, darfst du jetzt frei außerhalb der Stallmauern galoppieren! Du brauchst eine größere Herausforderung als diese Strecke. Die Stalltore stehen dir jetzt offen und draußen hinter den Geschäften befindet sich eine Koppel. Reite dort hinüber und sprich mit Loretta. Sie ist Mitglied des Bobcats-Reitclubs und eine tolle Reiterin. Sie kann bei Anfängern etwas mürrisch sein, aber mach dir nichts draus. Frage sie, ob sie dir zeigen kann, wie die Wettkämpfe hier in Moorland ablaufen", während ihrer Erklärung deutete sie in Richtung des eisernen Hoftores, vorbei an ein paar kleinen Verkaufsständen und zwei Buden. „Alles klar. Vielen Dank, Jenna. Bis bald!", mit einem Winken verabschiedete ich mich und machte mich auf zu den Bobcats.




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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 25, 2018 ⏰

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