1. Kapitel

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„Was ist zurzeit nur mit dir los?"

Mia sah ihren Lebensgefährten, dem berühmten Schauspieler John Dust, an. Es war ihr klar, dass diese Frage irgendwann mal aufkommt. Sie war sich sicher, dass John gleich eine Antwort wollte. Aber er sah auf die Straße. Sie waren auf dem Weg zu einem Zoo. Eigentlich war das nicht Johns „Revier", wie er immer so schön sagte. Aber er hatte eine Einladung bekommen das Wochenende mit der Familie des Zoodirektors zu verbringen. Es sollten dort in der nächsten Zeit Werbeaufnahmen gemacht werden und John wollte sich ins rechte Licht rücken. Erst hatte er sie gar nicht mitnehmen wollen, weil er wusste, dass sie es hasste, wenn sie Leuten in den Hintern kriechen sollte. Doch auf der Einladung wurde gebeten, dass er seine Freundin bitte mitbringen sollte. Dann hatte er natürlich darauf bestanden, dass sie ihn begleitete.

Mia sah wieder aus dem Fenster, ohne ihm eine Antwort zu geben.

Sie konnte es ihm einfach nicht sagen, was sie bedrückte.

Vor ein paar Monaten war sie bei einem Arzt gewesen. Es war eigentlich nur eine Routineuntersuchung, doch man hatte einen Knoten in ihrer Brust festgestellt und eine Mammographie veranlasst. Und wie sich nach einer Biopsie herausstellte, hatte sie Brustkrebs.

Sie war sich sicher, dass John sich um sie kümmern würde. Aber sein Management würde es gnadenlos ausschlachten, um John noch berühmter zu machen. Und das wollte sie nicht. Nicht, dass sie John den Erfolg nicht gönnte,aber sie wusste, dass er das auch hassen würde. Außerdem war sie noch nie die Hauptperson gewesen.

Sie war keine Schauspielerin. Nicht einmal eine öffentliche Person. Sie war eine einfache Frau.

Jeder hatte sich gewundert, dass John sich gerade für sie entschieden hatte.

Damals hatte sie nicht einmal gewusst, dass ein berühmter Schauspieler vor ihr im Büro saß. Sie war Immobilienmaklerin und John wollte sich ein Haus in Los Angeles kaufen.

Sie hatten einige Zeit miteinander verbracht und als sie ihm ein Haus gezeigt hatte, dass sie selbst gerne gehabt hätte, hatte er es, ohne mit der Wimper zu zucken, gekauft. Sie war sehr verwundert gewesen, als am anderen Tag ein Blumenstrauß und eine Einladung zum Essen in ihrem Büro gestanden hatten. Dennoch hatte sie die Einladung angenommen. Denn sie musste zugeben, dass sie John sehr sympathisch fand. Er war nicht arrogant oder hatte sie zur Weißglut getrieben, wie sie es von einem Prominenten erwartet hätte. Er war ganz normal. Sie waren immer öfters ausgegangen und irgendwann hatte John ihr seine Liebe gestanden.

Sie war zu ihm in ihr „Traumhaus" gezogen. Und sie war glücklich gewesen.

Bis zu dieser schrecklichen Diagnose.

Sie seufzte leise und spürte auf einmal seine Hand auf ihrem Knie.

„Du kannst es mir sagen, Mia. Ich werde versuchen, es besser zu machen!"

Sie unterdrückte ein Schluchzen.

Himmel, sie wollte ihn wirklich nicht damit belasten. Er hatte einen Auftrag nach dem anderen und war kaum zu Hause. Aber sie hatte das schon akzeptiert.

John liebte seinen Beruf und es war eben so, dass er viel unterwegs war. Die Krankheit würde ihn veranlassen, seinen Beruf vorübergehend auf Eis zu legen. Aber das wollte sie nicht. Sie wollte seiner Karriere nicht im Weg stehen.

Deswegen hatte sie beschlossen, ihm nichts zu erzählen.

Aber das war ihr letztes gemeinsames Wochenende.

Er wusste es nur noch nicht.

Doch sobald sie zu Hause waren, würde sie mit ihm Schluss machen und ausziehen. Sie hatte nur noch keine Ahnung, wie sie es machen sollte.

....kleine WunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt