PROJEKT: Prinzessinnenrettung

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Dies ist eine kleine, fantastische und humorvolle Kurzgeschichte, die ich für die Spiegelwelt-Anthologie geschrieben habe. Aufgrund von Faulheit habe ich sie noch nicht auf Tippfehler untersucht und korrigiert.

Have fun!

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Diese Rüstung war viel zu klobig, fand Wesley, deswegen zog er die Armschienen und die metallenen Brustplattenpanzer wieder aus und legte sie neben seinen Reiseproviant. Es war sein dritter Versuch diese verdammte Schutzvorrichtung anzuziehen, aber er kam einfach nicht mit diesen ganzen Ringen und Verschlüssen zurecht. Er war kein Ritter und er interessierte sich doch überhaupt nicht für den Schwertkampf und dennoch hatte sein blöder Vater ihn losgeschickt, damit er Prinzessin Irina aus „dem anderen, viel reicheren und wohlhabenderen Königreich" retten würde. Die blöde Pute hatte es ja geschafft, sich von einem Drachen entführen und in einen verdammten Turm sperren zu lassen.

Und ihr Vater hatte jedem die Hand seiner Tochter versprochen, der sie aus den Fängen der Bestie retten würde.

Natürlich fand Wesleys Vater, dass das die Gelegenheit war, um die Finanzen etwas aufzubessern. Ob das seinem Sohn irgendwie gefiel oder er die ganze Vorstellung, eine Wildfremde aus einer brennenden Hölle zu retten und dann auch noch heiraten zu müssen, nicht eher ziemlich dämlich fand, interessierte ihn nicht so sehr. Natürlich, vorausgesetzt Wesley würde dieses Abenteuer überhaupt überleben.

Mit einem frustrierten Seufzen trat er mit dem Fuß gegen die Metallplatte der Rüstung (verfluchte sich direkt danach dafür, weil nun sein Zeh wehtat) und beschloss, dass er sie einfach zurücklassen würde. Wenn er schon von einem Drachen verbrannt werden würde, dann würde er wenigstens nicht wie ein übergroßes Fass aussehen. Nicht, dass es dann noch etwas bringen würde, immerhin wäre er dann nur noch ein Haufen Asche.

Bei all den positiven Gedanken, mit denen Wesley versuchte sich von seinem kommenden Tod abzulenken, übersah er glatt die Möglichkeit, dass er auch einfach ein paar Tage im Wald kampieren könnte, nur um dann zu seinem Vater zurückzukehren, um ihm zu sagen, dass er fast zu Grillwurst verarbeitet wurde und lieber nicht versuchen wollte, die Prinzessin zu retten. Aber gute Ideen zählten noch nie zu seinen Stärken, deshalb machte sich der junge Prinz auch direkt weiter auf den Weg und ließ die schützende Rüstung einfach im Busch liegen. Vielleicht würde ein darüber stolpernder Wanderer sich darüber freuen, wenn er sie finden würde. Immerhin könnte man sie noch verkaufen oder so.

Der Wald, in dem sich der Turm des Drachen mit der verschleppten Prinzessin darin befand, wurde überall nur Namensloser Wald genannt. Die Kammerzofe hatte ihm mal erzählt, dass der Wald keineswegs so hieß, weil er gar mysteriös oder sonst was wirken sollte, sondern einfach nur, weil die Leute sich seit jeher nicht auf einen Namen einigen konnten und ansonsten noch in Streitereien und Kriege ausbrechen würden. Also hatte man sich entschieden, dem Wald einfach keinen Namen zu geben, damit waren nämlich alle gleichermaßen unzufrieden.

Wesley wusste nicht, warum der Drache sich unbedingt dieses unspektakuläre Fleckchen Welt ausgesucht hatte, um seine Prinzessinnensammlung aufzustocken, aber auf jeden Fall war er froh, dass die Bestie kein Faible für brennendes Magma oder Tiefseehöhlen hatte. Einen Turm im Wald konnte er wenigstens zu Fuß erreichen und musste sich nicht viel zu sehr abmühen, um zu seinem Tod zu kommen. Warum überhaupt der Drache sich sowas wie einen Turm aussuchen musste, war ihm auch schleierhaft, bei all den spannenden Gebäuden, die es doch schon längst gab.

Wieso ein Turm? Warum nicht eine Achterbahn oder eine schwimmende Insel mit eigener Klimazone? Die waren gerade stark im Trend und bei den Makler-Nymphen hätte er bestimmt einen guten Preis verhandeln können, wenn er ihnen mit dem brennenden Feuertod gedroht hätte.

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