Warum

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Ciel

Mit monotoner Miene blickte der junge Earl von seinem Balkon herab in die Finsternis. Der Vollmond war mittlerweile aufgegangen und man konnte die glitzernden Sterne im Himmel betrachten. Man konnte keine Gefühle in dem Gesicht des Blauhaarigen entdecken. Doch das war alles nur Fassade. In Wirklichkeit war er innerlich zerstört. Eigentlich sollte er doch froh sein, dass er diesen Seelenfresser losgeworden war, doch das war er nicht. Er war ihm mittlerweile ans Herz gewachsen, auch wenn er das niemals zugegeben hätte. Aber warum hatte er ihn verlassen? Warum?

Hatte er doch keine Lust mehr auf Ciels Seele? War er ihm nicht mehr gut genug? Eine Welle der Enttäuschung überflutete ihn. Der Earl hatte eben seinen Stolz und das, was ihn am meisten stolz gemacht hatte war, dass er Sebastian gut genug gewesen war. Sebastian hatte ihn als sein nächstes Opfer gewählt. Ihn. Weil seine Seele sich nun mal von denen der Anderen unterschied. Aber warum war er dann gegangen? Er hatte doch so hart für diese Selle geschuftet und bald hätten sie doch sowieso die Mörder seiner Eltern gefunden. Warum? Wie konnte das nur geschehen? Ciel war mittlerweile wieder in sein Schlafzimmer gegangen und stand nun vor einem sehr großen und vornehmen Spiegel. Er hatte goldene Einkerbungen und Verzierungen an den Rändern und war feinsäuberlich von seinem Exbutler poliert worden.
Täglich.
Doch nun mussten sich wohl eine seiner anderen Angestellten darum kümmern.
Finian würde es schon mal nicht sein... er würde den Spiegel sonst nur versehentlich zertrümmern.
Maylene auch nicht.
Da blieb nur noch Bardroy.
Bevor sich der Earl wieder in sein Bett begab, blickte er noch mal in den Spiegel. Er nahm seine Augenklappe ab. Beide Augen sahen gleich aus. Sie waren blau. Das Mal war verschwunden. Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er wollte nicht weinen. Er wollte stark sein. So wie immer. Er wollte erwachsen sein und wieder seinen gleichgültigen Blick aufsetzen. Doch er war gebrochen. Warum hatte er ihn verlassen? Hatte er ihn so schlecht behandelt?
Ja hatte er.
Wie war es ihm gelungen, den Vertrag zu brechen?
Würde er je wieder zu ihm zurückkehren?
So viele Fragen, die er ihm gerne stellen würde. So viele Fragen, die er noch fragen wollte.
Doch jetzt war Sebastian fort.
Wieder eine Träne.
Tropf.
Wieder eine.
Tropf.
Tropf.

Auf einmal konnte der Earl Schritte vernehmen. Schnell wischte er sich die Tränen weg, die seine Wange heruntergeflossen waren und warf sich in sein Bett. Gleich darauf wurde auch schon die Türe geöffnet. Maylene kam hereingestürmt. „Juger Herr!" Sie haben sich jetzt seit Tagen ... nicht mehr blicken lassen, also... Ähm ich meine- Ihr habt das Zimmer nicht mehr verlassen... seit- ähm...Sebastian gekündigt hat. Wir sind doch genau so traurig wie Ihr, aber das leben geht weiter.... Also ...Ähm-... Soll ich Euch irgendetwas bringen?", stotterte das Mädchen.

„Maylene, es ist durchaus unerwünscht, mitten in der Nacht gestört zu werden. Mir geht es gut. Danke für deine Sorgen"- „Oh... das tut mir leid junger Herr! Dann will ich Euch nicht weiter stören... Ähm- ruft mich, wenn Ihr noch irgendetwas benötigt",Ciel nickte und verschwand wieder unter seiner Bettdecke.
Er wollte nicht, dass man ihn so schwach sah.

„Sebastian", flüsterte er, ehe er in einen traumlosen Schlaf fiel.

Verräter (in Arbeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt