Bald ist er weg

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,,Du hast das Aufbautraining nicht gemacht und hattest dadurch nicht die nötigen Vorraussetzungen, um wieder vernünftig gehen zu können.'', sagt der Arzt streng nach wenigen Sekunden, als er mein Knie angesehen hat. ,,Und was passiert jetzt?'', fragt Steffen, der mich nach wenigen Minuten, als ich vor Schmerzen zusammen gebrochen bin, zum Arzt gefahren hat.
,,Der Heilungsverlauf verschiebt sich dadurch in die Länge. Und ich kann nichts für dich tun, außer dir zu sagen, dass du wieder mit Krücken gehen musst und jeden Tag trainieren musst. In frühestens 1 Woche kannst du anfangen ein paar Schritte wieder zu gehen.'', das ,,wieder'' betont er dabei besonders.

Steffen und ich verabschieden uns vom Arzt und wir machen uns wieder auf den Weg zu Niclas. ,,Ich verstehe dich nicht.'', unterbricht Steffen nach längeren Schweigen auf den Weg Nachhause die Stille. Mein Kopf schnellt zu Steffen und ich schaue ihn fragend an. ,,Wieso machst du deine Übungen nicht? Jeder Mensch will doch so schnell wie möglich wieder gesund werden.'', ich stütze meine Hand am Gesicht ab und schaue schweigend aus dem Fenster im Auto. ,,Bist du faul?'', ,,Oder hast d7 einfach keine Motivation?'', ,,Ich habe einfach nichts um das es sich zu kämpfen lohnt.'', flüstere ich leise und innerlich hoffe ich, dass Steffen es nicht gehört hat. Nun schnellt Steffens verwirrter Blick zu mir. ,,Ach vergiss, was ich gesagt habe.'', glücklicherweise sind wir bei Steffen angekommen. Schnell steige ich aus und gehe mit den Krücken zu Steffens Haustür. Er schließt auf und ich schlüpfe rein. ,,Ich glaube ich würde jetzt auch gerne ins Bett gehen.'', müde bin ich zwar nicht, aber ich brauche einfach Zeit für mich zum Nachdenken. ,,Ok, gute Nacht.'', sagt Steffen. ,,Wann willst du es Niclas eigentlich sagen?'', ,,Gar nicht.'', ,,Was? Du weißt schon, dass Niclas ein Recht darauf hat es zu wissen.'', ,,Er hat genug eigene Probleme und jetzt lass mich in Ruhe und kümmere dich um deine eigenen Sachen.'', fauche ich. Dann gehe ich ins Bad und mache mich fertig. Direkt danach gehe ich hellwach ins Gästebett.
Das letzte mal schaue ich um 01:05 auf die Uhr, weil ich einfach über so viel nachdenken muss...
Am nächsten morgen verhalten Steffen und ich uns beide sehr ruhig. Und ich bin ehrlich, angenehm ist es nicht. Um 15 Uhr liefert Steffen mich bei Niclas ab. Flüchtig verabschieden wir uns von einander, dann klingele ich bei Niclas. ,,Hey.'', begrüßt er mich kurz. Ich merke sofort, dass irgendwas nicht stimmt. ,,Äh Hi, können wir reden?'', falle ich sofort mit der Tür ins Haus. ,,Ja klar, Komm erstmal rein.'', Niclas geht beiseite und mit meinen Krücken gehe ich ins Wohnzimmer auf sein Sofa. Niclas tut es mir gleich. ,,Du gehst wieder mit Krücken?'', fragt Niclas und schaut dabei besorgt auf mein Knie. ,,Ja...ich.., also ehrlich gesagt..., ich sollte es dir wohl sagen.'', beginne ich unsicher. ,,Ist was mit deinem Knie?'', ,,Ja, ich hänge zurück, ich muss wieder mehr die Übungen machen, ich habe zu früh mit den gehen angefangen und jetzt kann halbwegs wieder von vorne anfangen.'', erzähle ich ihm alles. ,,Das...das tut mir leid.'', ,,Ja ist jetzt erstmal egal, was ist mit dir?'', ,,Ich bin ehrlich, ich werde nach Schweden gehen, ich habe ein Angebot bekommen, als Trainer, ich will Ystad trainieren und mein Trainerschein machen, Lina.'', ,,Das ist doch super.'', sage ich und versuche mir ein Lächeln aufzuzwingen. ,,Aber, Was ist mir dir?'', fragt er und nimmt meine Hand in seine. ,,Niclas, Hör auf immer am mich zu denken! Denk an dich!'', sage ich. ,,Ich komme auch alleine zurecht und ich hätte große Lust auch mal für ein paar Tage Ystad zu sehen.'', ,,Du weißt, du kannst mich jederzeit besuchen.'', ,,Ja, ich weiß.'', ,,In 3 Tagen geht die Fähre.'', ,,Was in drei Tagen schon?'', platzt es aus mir raus, sofort halte ich mir sie Hand vorm Mund. ,,Ja... tut mir leid.'', sofort notiere ich mir innerlich, dass wir dringend eine Abschiedsparty machen müssen.
,,Wenn ich mich jetzt richtig anstrenge, kann ich auch bald wieder Ehen und komme alleine zurecht.''
,,Das ist sehr gut, wie war es eigentlich bei Steffen?'', ich beginne ich alles zu erzählen, auch das mit den Schmerzen die ich hatte. Wir beide bestellen uns ne Pizza und reden den ganzen Abend, wahrscheinlich weil Niclas bald nicht mehr da ist...

TEIL 2 Das Leben läuft nicht immer nach Plan... Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt