Kapitel 1

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Die Steine unter mir sehen wirklich wackelig aus. So wackelig, dass ich mich normalerweise noch nicht einmal in ihre Nähe gewagt hätte, doch das ist jetzt auch egal. Der Boden ist von grauem Schneematsch bedeckt, der wie die Leiche des wunderschönen weißen Schnees, der gestern noch fiel, wirkt. Trotz des vor der Tür stehenden Frühlings tritt kein einziger Sonnenstrahl durch die Wolken. Ich habe doch keinen Grund nicht zu springen, oder? Mein Blick schwankt von den Steinen zum Wasser und verliert sich in den Wellen, welche wie in Zeitlupe an den Felsen zerbrechen.

Das schrille klingeln der Tür entfachte brennende Schmerzen in meinen Schläfen, dennoch ging ich mit schnellen Schritten in ihre Richtung um sie kurz darauf zu öffnen. Mitleidige Augen sahen mir entgegen und gaben mir ein komisches Bauchgefühl. Es waren die Augen eines älteren Polizisten, der eine Mappe in der Hand hielt. Er räusperte sich und fragte zuerst nach meinem Namen und dann nach meinen Eltern. Ich mochte es nicht wenn Polizisten oder Postboten nach meinen Eltern fragten; das gab mir immer das Gefühl zu jung zu sein um Entscheidungen zu treffen, obwohl ich eigentlich schon fast 16 war.

(Tränen brennen in meinen Augen und kullern wie schon viele vor ihnen über meine Wangen. Warum kann ich nicht einfach springen? Dann würde all das endlich ein Ende nehmen.)

Ich antwortete sie seien im Wohnzimmer und zeigte auf eine Tür zu meiner rechten. Er nickte und lächelte müde. Der Mann trat mit schweren Schritten, durch die Tür die ich aufhielt und ging in den Raum, hinter der Tür, auf die ich zeigte.

Ich ging einen Schritt vorwärts, es fehlte nur noch ein Schritt zu meinem Fall und ich konnte nicht anders als mich fragen, ob Viola dort oben auf mich warten würde.

Ich konnte nicht anders als an der Tür zu lauschen, setzte mich daneben und hörte angestrengt auf die Worte des alten Mannes. Seine Stimme klang noch sanfter, vorsichtiger, als vorher, sobald er meinen Eltern erklärte "Wir fanden gestern eine Leiche auf den Gleisen des Nordbahnhofes"

Ich schloss die Augen und zischte mir selbst, mit etwas weinerlicher, aber kühler Stimme, zu "Nichts bekommst du hin. Nicht einmal dich umzubringen. Du bist wertlos. Jungs sollten nicht weinen, aber du bist zu schwach. Los spring! Spring doch einfach"

"Sie trug den Ausweis ihrer Tochter bei sich und wir sind uns sicher, dass sie es auch ist." Ein tiefes Seufzen erklang; wahrscheinlich aus dem Mund des Polizisten „mein Beileid"

Ich konnte nicht anders als traurig darüber zu lachen, wie peinlich das klang, doch erhob meine Stimme ein weiteres Mal um zu schreien "Los, spring! dann hat all das ein Ende."

Ein leises Schluchzen war zu hören, und ich wusste einfach, dass es mein Vater war. Mom hatte wahrscheinlich einfach die Nase gerümpft, bevor ihre Stimme, kontrolliert und kühl wie immer erklang "Wann muss ich die Leiche identifizieren?".

Ich mache mich bereit den letzten Schritt zu gehen, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich erkannte innerhalb weniger Sekunden Vivaldis Sommer, den Klingelton, der seit Jahren, der meines Vaters war. Er erinnerte mich wiederholt daran, wie niedergeschlagen er wäre, würde auch ich sterben. Ich trat also drei Schritte zurück und zog das noch immer klingelnde Telefon aus meiner Tasche, während ich die Tränen wegwischte. Letztendlich nahm ich den Anruf an und hielt das Telefon an mein Ohr "hi Papa"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 09, 2018 ⏰

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