Kapitel 1
Ich habe keine Angst vor der Hölle. Ich lebe in einer. Mein Leben ist die Hölle.
Ich wusste nicht, wie ich ihr entkommen sollte und ich hatte niemanden, der mir helfen würde. Keine Familie, keine Freunde, niemanden, dem ich vertrauen konnte. Ich stand von meinem Bett auf und ging in mein Badezimmer, was zu meinem Zimmer gehörte. Erschrocken schaute ich in den Spiegel. Was hatte er mir gestern wieder angetan? Meine Lippe war aufgeplatzt und meine Schulter war blau. Dunkle Augenringe zeichneten sich in meinem Gesicht ab. Ich hatte diese Nacht wieder nicht richtig geschlafen. Ich wurde von Albträumen wie jede Nacht geplagt, wo ich schreiend und schweißnass erwachte. Wieso tat er das? Was hatte ich ihm denn getan? Steve Bozman, fünfundvierzig Jahre alt, ein Meter neunzig groß, mit einem breiten Kreuz war mein gesetzlicher Vormund, bis ich achtzehn war. Zum Glück dauerte es nur noch ein halbes Jahr. Nach dem Tod von meiner Mutter vor einem Jahr sollte ich eigentlich zu meiner Großmutter. Allerdings verstarb sie leider wenige Tage, nachdem meine Mutter gestorben war, an einem Herzinfarkt. So blieb mir nur noch das Heim übrig. Was mir auch lieber gewesen wäre, wenn Steve nicht unbedingt die Vormundschaft für mich gewollt hätte. Da er als stellvertretender Bürgermeister für die Stadt Toronto im kanadischen Bundesstaat Ontario tätig war, hatte er ein sehr hohes Ansehen und war äußerst beliebt, und da Steve eine dreijährige Beziehung mit meiner Mutter hatte, lag es nah, dass er die Vormundschaft bekam. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Niemand hatte mir geglaubt, dass er mich schlug. Steve behauptete ständig, dass ich durch den Tod von meiner Mutter verstört wäre und deswegen, solche Geschichten über ihn erfand und jeder glaubte ihm seine Lügen. Steve hatte nur die Vormundschaft für mich wegen des Geldes meiner Mutter übernommen. Geld, was ich von meiner Mutter geerbt hatte.
Ach, wie ich meine Mutter doch vermisste. Elisabeth Disseur war eine wunderschöne und gutherzige Frau. Sie hatte eine eigene Produktionsfirma, die Filme und Serien produzierte, die sie von ihrem Vater übernommen hatte. Dadurch hatte ich eine unbeschwerte Kindheit. Meine Mutter hatte durch die Firma viel Geld verdient und finanzierte uns so ein schönes Leben. Wir wohnten in einer kleinen Villa am Rande von Toronto, die sie zusammen mit meinem verstorbenen Vater gekauft hatte und obwohl meine Mutter gut verdiente, war ich nicht eines dieser verwöhnten Mädchen, die sich von den Eltern aushalten ließ. Meine Eltern hatten mir von klein auf beigebracht, dass man für Geld arbeiten musste. Sie verwöhnte mich nicht zu sehr. Ich bekam ein Taschengeld von einhundert kanadischen Dollar, womit ich im Monat auskommen musste. Deshalb hatte ich früher als Babysitterin gearbeitet, um mir noch etwas nebenbei zu verdienen, wobei ich mit dem Geld eigentlich gut auskam. Aber das Babysitten machte mir Spaß. Mein Vater starb, als ich zehn Jahre alt war, bei einem schweren Autounfall. Auf einer Landstraße kam ihm ein anderer Wagen entgegen. Es war Winter und die Straße war glatt. Das Auto kam ins Rutschen und prallte gegen den Wagen von meinem Vater. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus ist er gestorben. Es war damals ein schwerer Schicksalsschlag für mich und meine Mutter, aber wir hatten uns aufgerafft und lebten weiter. Mussten wir ja auch. Was sollten wir denn anderes tun? Das Leben musste schließlich weitergehen. Meine Mutter starb dann vor einem Jahr an Krebs. Es war Gebärmutterhalskrebs, und als meine Mutter endlich zum Arzt ging, um sich untersuchen zu lassen, war es schon zu spät. Der Krebs war im Endstadium und hatte schon Metastasen im Körper verstreut. Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun. Plötzlich ging alles ganz schnell. Meiner Mutter ging es von Tag zu Tag immer schlechter und sie hatte starke Schmerzen. Als sie dann starb, war ich gerade in der Schule gewesen und wurde von unserem Direktor aus dem Unterricht geholt. Als er mir erzählte, dass meine Mutter gestorben sei, brach für mich alles zusammen. Sie war nicht nur meine Mutter gewesen, sondern auch meine beste Freundin. Wir haben viel zusammen gemacht gehabt und sie war die Einzige, mit der ich über alles reden konnte. Nach dem Tod von meiner Mutter erbte ich alles. Steve hatte eigentlich damit gerechnet, dass er auch etwas erben würde, aber da lag er falsch. Ich glaube meine Mutter hatte herausgefunden, dass er nur wegen des Geldes mit ihr zusammen war, obwohl er selbst gut verdiente. Aber er war geldgierig und konnte nicht genug bekommen. Der nächste Schock für ihn war, dass meine Mutter in ihrem Testament veranlasst hatte, dass ihr Anwalt, James Wood, mein Treuhänder werden sollte, bis ich volljährig war. Er verwaltete mein Erbe und auch mein Collegefond, den meine Mutter mir zu meiner Geburt angelegt hatte. Ich verfügte also über genug Geld, um mir ein schönes Leben zu machen.
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The Hell - Hol mich hier raus! Band 1 Leseprobe!
Mystery / Thriller„Ich habe keine Angst vor der Hölle. Ich lebe in einer. Mein Leben ist die Hölle." Cheyenne erlebt nach dem Tod ihrer Mutter regelrecht die Hölle zu Hause. Ihr Vormund Steve Bozman, ein angesehener Mann, macht ihr das Leben zur Hölle, missbraucht un...