Viktorianische Jagd

Kapitel 3

Nachdem Sherman seinen Tag damit verbrachte, mit der Armbrust auf Dosen zu schießen und auf Alice' Motivation und Euphorie mit Alkohol zu reagieren und gegen 15 Uhr wegen des exzessiven Alkoholkonsums einzuschlafen, wurde er um 21 Uhr von Alice vom Sofa getreten und mit Messern und einer Armbrust beworfen, die er sich anlegen sollte.

"Brauchst du noch n Konterwhiskey oder geht's?"
"Heilige.... Wie lange habe ich geschlafen?!"
"Etwa sechs Stunden, also dürftest du gut ausgeschlafen sein."
"Ich glaube, es geht ohne den - ", stammelte Sherman, während er versuchte, aufzustehen, aber gleich wieder umfiel, "Okay, nein, gib her!"

Alice sprang hinüber zu ihrem Globus, öffnete ihn und holte einen besonders starken Whiskey raus, von dem sie kleine Schlucke in zwei Gläser füllte.

"Cheers!", knallte Alice Sherman an den Kopf.
Dieser zuckte zusammen, nahm aber das Glas und beide leerten das Glas in einem Zug. Jetzt war Sherman wach.

"So, und jetzt Hopp! Wir treffen uns in fünf Minuten unten! Oh, und, uhm... Zieh ne Hose an!". sprach Alice lächelnd.

"Oh, huch, ja. Ja, mache ich", entgegnete Sherman.

Alice zog nach unten ab. Dort angekommen nahm sie sich ihre Waffen: Eine Armbrust, einen Köcher voller Pfeile und ein Schwert, welche sie anlegte. Vor dem Spiegel betrachtete sie sich noch ein Mal, sah nach, ob ihr schwarzes Outfit gut genug anlag. 
"Beim Kampf wird's sonst gefährlich", dachte sie sich dabei, "Ich könnte irgendwo hängen bleiben." Alles saß perfekt, die Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden.

Sherman versuchte indessen, sich angetrunken in seine Hose zu zwängen. Würde Alice neben ihm stehen, würde sie vermutlich etwas sagen, wie dass es aussieht, als würde ein tanzender Flamingo versuchen, eine Hose anzuziehen. Nachdem er das torkelnd geschafft hat, musste er versuchen, sich die Waffen anzulegen und sich schnell in das damit zusammenhängende Umhängesystem einzuarbeiten. Er erkannte aber, dass es sich um eine Art Schlosssystem handelte, bei dem er die einzelnen Teile ineinander klicken musste, um alles an sich zu befestigen.

Er rannte die Treppe herunter zu Alice, die bereits mit dem linken Fuß tippelnd auf ihn wartete.

"Ich kann so nicht laufen! Weißt du, wie schwer das ist?!"

"Ja. Ich habe es gebaut. Hör auf, so zu lamentieren. Ich trage das Gleiche und weine nicht."

Sherman musterte sie. Zu seiner Überraschung trug sie den Umhängegurt mitsamt der Waffen tatsächlich, schien aber wesentlich entspannter damit umzugehen. 

"Hopp, Hopp! Wir müssen los!"

Mit dezent krachenden Gurten und seicht klirrenden Pfeilen verließen die beiden das Haus. Die Nacht war stark verregnet. Dass sie versuchen mussten, möglichst wenig Lärm zu erzeugen, um nicht erwischt zu werden, wie sie mit einer enormen Menge an Pfeilen, Messern und zwei Armbrüsten nachts durch London laufen, verbesserte die Situation auch nicht. Sie schlichen durch die Straßen,  an der Themse entlang, vorbei an stillstehenden Fabrikgebäuden, immer noch qualmenden Schornsteinen, rauchenden Hafenarbeitern, die sich gerade ohne das Wissen ihres Vorgesetzten eine kleine Pause genehmigten, und in Kutschen umherfahrenden, dunkelblau uniformierten Polizisten. Sie erreichten das Medizinerhaus. Es sah sehr neu aus, keine Makel in den Wänden, das Schild, dass den Namen "O'BRIENS'S PHARMACY" zeigte, schien erst vor kurzem neu angebracht worden zu sein.

"Wir müssen jetzt erst recht leise sein. Wer weiß, was darin auf uns wartet", flüsterte Alice, "Lass uns mal schauen, ob es einen Hintereingang gibt."

Sie schlichen an der braunen Holztür entlang, vorbei an den roten Backsteinmauern des Medizinerhauses, bis sie schließlich einen metallene Tür fanden, die Alice mit einem leisen Drücken öffnete. Die Beiden schritten durch die Tür und kamen in ein Hinterzimmer, welches ein Lager zu sein schien. Das Licht einer Laterne schien durch die Tür in den Raum. Hölzerne Regale waren bedeckt von verschiedensten Gläsern, Flaschen und Phiolen, beschriftet mit etlichen unterschiedlichen Medikamentenbezeichnungen: "Morphine", "Alcohol", "Cocaine Toothache drops", "Chloroform anesthetics", "raving madness vaccination" "Herbal tea", alles war dabei. Von einem der Tische nahm sich Sherman eine Petroleumlampe und entzündete sie.