Bergwerk

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»Kommst du, Glid?«, fragte Mya und machte ihren Spint mit Schwung zu. Auch Gliddy schloss feierlich ihren blöden Schulspint und atmete tief ein. Endlich Ferien. Acht Wochen lang konnten Gliddy und Mya - was übrigens englisch ausgesprochen wird, wie my (mein) nur mit einem A am Ende - nur rumgammeln, shoppen gehen, lachen und die Sonne genießen. Dachten sie, zumindest, ich mein, wer weiß schon, was man wirklcih in den Ferien macht.

»Und wenn das Wetter schlecht ist, dann sind wir mal brav und lernen für das Abschlussjahr.«

»Ha, ha.«, machte Mya. »Als ob du lernen müsstest, Gliddy.«

Gliddy schmunzelte und öffnete die Tür ihres Vans. »Wir sehen uns morgen, okay?«

»Ja, klar.«, antwortete Mya und strich sich eine dunkelblonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Die beiden verabschiedeten sich und machten sich auf ihren Heimweg. Gliddy fuhr sofort nach Hause, da sie in einer halben Stunde einem kleinen Jungen Nachhilfe geben musste. Mya hingegen kurvte langsam um die Ecken, blieb kurz an einem Eiscafe stehen und holte sich ein Eis, dann fuhr sie langsam zur Ailonstreet 519c. Sie parkte ihren kleinen beerefarbenen Wagen auf dem Parkplatz, statt in der Tiefgarage. Sie hatte heute ja auch noch etwas vor.

Man konnte ihre Schlüssel durch das komplette Treppenhaus klingeln hören, aber anstatt sich daran zu stören, pfiff sie fröhlich eine Melodie dazu. Mya war sehr musikalisch und konnte auch wunderbar singen, nur hatte es ihr noch nie einer gesagt, außer Gliddy, eben. Ihr Bruder Leyo war ja nie da. Mya schloss gelangweilt die Tür auf und betrat müde den Flur. Umso mehr erschrak sie sich jedoch, als sie Leyo vor ihr stehen entdeckte.

»Leyo!«, reif sie und zuckte zusammen.

»Ja...« Eine gruselig ruhige Stimme antwortete sofort, als hätte er damit gerechnet, dass sie »Leyo!« ruft und nicht schreit.

»Du... Du hast mich erschreckt. Was machst du hier?« Mya drückte ihn vorsichtig zur Seite und zog erstmal ihre Schuhe aus.

»Wohnen.«

Mya legte vorwurfsvoll den Kopf schief. »Warum bist du nicht auf der Arbeit?«

Leyo zuckte mit den Schultern. »Mir ging's nicht gut.«

Eine ihrer Augenbraue schossen in die Höhe. Mya glaubte ihrem Bruder nicht, er sah kerngesund aus. Bleich war er immer. Er arbeitete, zumindest sagte er das immer, in einem Bergwerk außerhalb der Stadt. Niemand hatte sich je nach den Arbeitszeiten erkundigt, aber Leyo ging morgens schon um vier aus dem Haus und kam Abends gegen neun, völlig müde zurück.

»Kann ich dir einen Tee machen oder sonst irgendwas für dich tun?«

»Nein, nein.«, winkte Leyo ab, ohne Mya anzusehen und ging in die Küche. Sie folgte ihm.

»Mir gehts besser. Ich muss morgen nur vielleicht etwas früher aus dem Haus. Also sollte ich jetzt schlafen gehen.«

Verdutzt rümpfte Mya ihre Nase auf der linken Seite. Es war halb fünf Uhr Nachmittags. »Oder morgen früh einen Kaffe trinken... Warum musst du denn so früh weg?«

»Ich... äh...«, Leyo kratzte sich verschlafen am Kopf. »Ich krieg wahrscheinlich eine Beförderung...«

»Eine Beförderung?« Mya öffnete desinteressiert den Kühlschrank und holte sich einen Joghurt heraus.

»Ja. Dann bin ich... ähm... Höher. Weißt du was, ich geh jetzt schlafen.« Leyo war immer entweder genervt oder müde. Aber wirklich fröhlich hatte Mya ihn schon lange nicht merh gesehen. Eigentlich, seitdem ihre Eltern gestorben waren... Vor drei Jahren. Autounfall. Passierte öfter hier.

»Kannst du die Wäsche waschen?«, fragte Leyo noch, bevor er aus der Küche stolperte und im Flur verschwand. Mya antwortete nicht sofort. Plötzlich bekam sie große Augen, eine teife Sorgenfalte auf der Stirn...

Sidekiss BrideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt