#Der Maskenball

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Verträumt gehe ich durch die Straßen. Der Himmel ist dämmerig geworden und schimmert in leichten Rosè- und Blautönen. Die Temperatur ist auch deutlich gesunken. Zum Glück. Ich mag solche heißen Sommertage nicht besonderlich. 25ºC würden eigentlich ausreichen, aber ich darf mich nicht beschweren. Im Winter meckere ich auch immer, weil es zu kalt ist. Ich bevorzuge den Strand und das Meer. Wenn man mit der Sonnenbrille und im Bikini im warmen Sand liegt und die Sonnenstrahlen genießt. Und wenn es doch mal zu heiß wird, ist die Abkühlung direkt vor der Nase. Das Meer. Schade eigentlich, dass das Meer soweit entfernt ist. Früher sind wir immer, in den Sommerferien, mit der ganzen Familie an die Nordsee gefahren.Mama und ich lagen immer in der Sonne zum Bräunen, während Louis und Papa im Meer gespielt haben.Unseren Volleyball hatten wir sowieso immer im Gepäck, denn es ging nichts über eine ordentliche Partie Volleyball. Wir Frauen gegen die Männer.

Ich atme einmal tief aus.

Warum hat sich alles so sehr geändert? Seit 4 Jahren waren wir nicht mehr im Urlaub. Papa vertröstet uns immer nur mit Ausreden, dabei kann er doch einfach sagen, dass er keine Lust hat. Mama und Papa streiten deswegen ständig, weil er nur noch seinen Job im Kopf hat. Er begründet das Ganze mit Sätzen wie: "Ihr möchtet doch auch von besserem leben. Also brauchen wir Geld" oder "Ich habe die Chance aufzusteigen. Wenn ich die nicht nutze, dann werfe ich es mir mein Leben lang vor". Mama überfordert das sehr. Alles bleibt an ihr hängen, weil ihr Göttergatte nicht zu Hause ist. Ich nehme ihr wirklich viel an Arbeit ab. Louis könnte auch helfen. Aber er ist die Faulheit in Person.

Ich atme erneut tief aus.

Ich bin an meinem Ziel angekommen.Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es bereits 18:15Uhr ist.

"Mist!" stöhne ich.

Ich hatte eigentlich vereinbart um 18:00Uhr bei Nico zu sein. Ich klingel zweimal hektisch. Mit einem dicken lachen im Gesicht öffnet er die Tür und gibt mir einen Kuss.

"Da bist du ja Süße."

"Sorry."

Er nimmt seine Jacke und wir steigen zusammen in sein Auto. Wir brauchen bei guter Verkehrslage circa 15 Minuten bis zum Kolpinghaus in Hünfeld. Der Eintritt ist um halb sieben.

"Hast du deine Maske dabei?", fragt Nico mich.

"Ja klar.", sage ich matt und ziehe eine schwarze Pallietten Maskr aus der Tasche. An ihr hängen 3 große schwarze Federn.

Nico pfeift laut vor sich hin, sodass ich lachen muss.

"Die Maske passt im übrigen wunderschön zu deinem Kleid und deiner Frisur", lacht er freundlich.

Er hat recht. Zoey war meine Frisur super gelungen. Sie entschied sich für krächtige Locken und jeweils zwei Flechtelementen an den Seiten. Mein schwarzes Kleid ist knielang und hat einen typischen coursagenschnitt.

"Kommt Zoey auch zu dem Maskenball?", fragt mein Freund.

"Ja. Ich treffe sie am Parkplatz in Hünfeld.", antworte ich matt.

Der Ball ist das Ereignis schlecht hin. Jedes Jahr veranstaltet das Gymnasium, das ich besuche, ein solches Fest. Die Klassen des Abschlussjahrgangs haben die Aufgabe dieses zu organisieren. Die Vorgabe lautet, das jedes Jahr ein anderes Motto als Basisstein gelegt werden soll und dazu eine Besonderheit eingearbeitet wird, die das ganze Attraktiver macht. Dieses Jahr sind es die Masken.

Der Ball verläuft in diesem Jahr anfangs ziemlich lahm. Die Organisation war nicht gut gewesen. Es sollte ursprünglich Livemusik auftreten, die aber aus nicht bekannten Gründen absagte, das Buffee ist nicht sehr ansprechend und die Tanzfläche ist wie leer geblasen. Nico kommt auf die Idee als DJ einzuspringen. Er ist wohlbemerkt ein sehr guter. Er kennt sämtliche Musik und weiß genau wie man die richtigen Titel mixt, um die Tanzfläche aufzumischen. So kommt es, dass ich nicht wie geplant den Abend mit Nico verbringe. Zoey ist auf der Tanzfläche mit einem Unbekannten zu treffen. Er hat meine Freundin geradezu angebettelt mit ihr zu tanzen. Ich entschließe mich zu den Mädels und Jungs aus der Danceacademy zu setzen. Tanzen ist meine Leidenschaft. Vorallem der Hip Hop. Die Schule hatte die Idee uns einzuladen, um die Stimmung auflockern zu können. Wir hatten sofort zugestimmt und sollen im Laufe des Abends auftreten.

Gegen 22Uhr haben wir unseren Auftritt. Das Umziehen zuvor ist etwas stressig, weil wir aus der Abendrobe in die Joggingklamotten müssen. Aber der Auftritt ist ein voller Erfolg. Ich pauer mich beim tanzen immer komplett aus, so kann ich für ein paar Minuten den ganzen Stress vergessen.

Kurz vor Mitternacht stehe ich mit Zoey und Brooks, ein Kumpel aus der Danceacademy, in der Sektbar, als mich plötzlich jemand von hinten antippte. Ein großer gut gebauter Junge stand vor mir. Ich mustere ihn von oben bis unten. Er trägt schwarze schicke Schuhe zu einem schwarzen Anzug. Er hat den Sakko gegen eine Ärmellose Weste ersetzt und trägt ein lilafarbenes Hemd darunter. Dazu passend eine schwarze Krawatte. Er scheint kurzes schwarzes Haar zu haben und seine schwarze Maske sieht aus wie jene, die es letzte Woche für 10€ bei Kik gab. Sie bedeckt die Augen- und Nasenpartie und ist am Rand mit einem silbernen Bund abgeschlossen. Seine Augen glänzen wie das Meer im Sommer. Ich weiß nicht was ich sagen soll, deshalb schau ich ihn einfach fragend an.

"Willst du mit mir tanzen?"

Seine Stimme ist sehr tief und doch liebevoll und harmonisch gestaltet. Ich schaue zu Zoey und Brooks. Diese nicken mir zu, sodass ich dem Umbekannten zustimme. Zusammen tanzen wir einige Zeit. Er ist richtig gut. Er beherrscht jeden Standardtanz und bewegt sich sehr locker. Solche Tanzpartner habe ich ewig nicht mehr gehabt. Er tanzt sehr aufdringlich, aber trotzdem angemessen. Er scheint ein Mensch zu sein, der jeden Tag so lebt wie er kommt. Als könnte es sein letzter sein. Dieser Junge wird von Sekunde zu Sekunde interessanter. Seine Bewegungen, seine Gestiken, seine ganze Art und Weise. Er scheint zu verstehen wie man Frauen beeindruckt. Vielleicht ist er ein Frauenheld. Wir verstehen uns blind. Wir reden kein Wort miteinander. Wir tanzen einfach und vergessen alles um uns herum. So bemerken wir auch nicht, das wir alsbald allein auf der Tanzfläche stehen. Erst als das zigste Lied zuende ging bleiben wir voreinander stehen und mustern uns.

"Wer bist du?", frage ich zuerst.

"Und du?", fragt er gegen.

Ich lächelte und gehe zu meinen Freunden zurück, die mich natürlich sofort ausfragen müssen. Ich kann ihnen aber keine Frage beantworten. Ich weiß nur, dass er sehr gut tanzt und etwas geheimnisvolles hat.

Den ganzen Abend denke ich an diesen Augenblick, in dem ich alles vergessen hatte, in dem ich einfach getanzt hatte.

"Tanzen ist die Sprache und der Ausdruck der Gefühle." Diesen Satz sagt der Coach der Academy immer. Er hat recht. Man zeigt im Tanz was man fühlt. Man lässt seinen Emotionen freien Lauf.

"Schatz kommst du? Wir wollen los. Zoey fährt bei uns mit", höre ich zu später Stunde meinen Freund sagen. Ich nicken, trinke mein Glas aus und folge Nico. "Zoey wartet schon am Auto. Ist alles in Ordnung bei dir? Du hast vorhin einen mega Auftritt mit diesem Typ auf das Parkett gelegt. So Ausdrucksstark habe ich dich noch gar nicht erlebt", lobt er mich und küsst meine Wange. Ich schenke ihm ein lächeln und antworte bloß, dass ich einen guten Partner hatte.

Dance into my worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt