Prolog

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Vakuum

Prolog

Als ich auf dem braunen Ledersessel saß, tickte sich die ebenfalls braune Standuhr langsam in mein Gedächtnis. Starr blickte ich auf meine bonbonfarbene Wand. Die Zeit verging überraschend schnell. Jedenfalls für jemanden wie ich, der in einem zeitlosen Raum festsaß. Langsam erhob ich mich und ging zum Fenster. Draußen sah man das übliche Getümmel: Menschen die hektisch hin und her wuselten, Menschen, die von den unzähligen roten, blauen, weißen, gelben, pinken, grünen, schwarzen und was weiß ich sonst noch für Farben beschienen wurden. Menschen die nicht wussten, was Leben ist, die schnell durchs Leben hasteten, alles mit verächtlichen Blicken mustern, das sich nicht bei drei vor ihnen verneigt, nicht auf ihrem Level ist.

Ihnen lief die Zeit davon, von der sie sowieso schon viel zu viel verschwendeten. Zeit, von der ich unendlich viel hatte. Viel zu viel.

Jede Sekunde die bei ihnen verging, dauerte bei mir gefühlte Jahrhunderte.

Schnell riss ich mich von dem Leben los, das ich nie hatte. Die schwere Eisentür schwang auf und gewährte mir den Blick in den rauchigen Gang. Jeden Winkel, jedes geheime Versteck; ich kannte ALLES. Es war mein Gefängnis, Jahr für Jahr.

Wohl aus diesem Grund riss es mich voll aus der Bahn...

Nie kannte ich andere Gefühle als Schmerz, Trauer und Verbitterung.

Ich hatte mich an mein kaltes, lebloses Gefängnis gewöhnt. Eigentlich sollte es so etwas nicht geben. Denn das Haus brauchte einen Menschen, der in ihm lebt. Als Gegenzug dafür vergeht keine Zeit. Naja... Jedenfalls ab dem 18. Lebensjahr.

Doch dann riss es mich aus der Bahn. Plötzlich war ich gezwungen zu fühlen. Zu kochen. Mich in einer Welt zurechtzufinden, die nicht die meine ist. Die ich nur aus dem Fenster kannte.

All das wäre nicht weiter schlimm. Aber...

Ich musste Leben....

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