Kapitel 1 Zurück nach Hause

154 9 1
                                    


Harry wachte mitten in der Nacht schweissgebadet auf. Seit der Krieg gegen Voldemort vorbei war, geschah das jede Nacht. Er starrte verwirrt in der Dunkelheit umher und atmete schnell. Neben ihm schnarchte Ron ziemlich laut, was ihn unheimlich beruhigte und ihm ein Gefühl von Sicherheit gab. Harry sank wieder in sein Kissen zurück und versuchte erneut einzuschlafen. Er war wieder zu Hause - in Hogwarts. Heute Morgen hatte er sich mit den Weasleys und Hermine auf den Weg zum Bahnhof Kings' Cross gemacht. Zusammen mit Ginny, Hermine und Ron fuhr er um 11.00 Uhr mit dem Hogwartsexpress nach Hogsmeade, um sein letztes Schuljahr nachzuholen. Das erste Mal in seinem Leben, konnte er sich, wie alle anderen, einfach auf seine Ausbildung konzentrieren. Er wollte immer noch Auror werden und wusste, dass er sich anstrengen musste, damit seine Noten für diese Ausbildung reichen würden. Mit diesem Gedanken schlief er wieder ein.

Die Stimmung beim Frühstück in der grossen Halle war locker und fröhlich. Es wurde viel geplaudert und gelacht, bei den Schülern und den Lehrern. Die Angst, die ständig wie ein Schatten hinter ihnen her war, war verschwunden und man genoss diese unbezahlbare Freiheit. Hermine und Ron kabbelten sich gerade wieder mal um irgendetwas, als Professor McGonagall, die neue Schulleiterin, zu Harry an den Tisch trat. „Mr. Potter, verzeihen Sie, dass ich Sie störe, aber hier ist die Liste für die Auswahlspiele der Quidditch-Mannschaft. Hängen Sie sie im Gemeinschaftsraum an das schwarze Brett." Harry starrte sie verwirrt an. Quidditch. Er hatte vollkommen vergessen, dass er nach wie vor Kapitän war und ein warmes Gefühl der Vorfreude durchströmte ihn, bei dem Gedanken, wieder auf den Besen zu steigen und Quidditch zu spielen. Er konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wann er das letzte Mal gespielt hatte. In der Zeit, die seit der Schlacht von Hogwarts vergangen war, hatte er keine Gelegenheit gehabt, da er ständig zu irgendwelchen Prozessen im Ministerium antanzen oder Nerv tötende Interviews für den Tagespropheten geben musste. Harry riss sich zusammen und nahm die Lise breitgrinsend entgegen. „Wie immer erwarte ich den Pokal Ende der Saison auf meinem Schreibtisch Potter!" Professor McGonagall lächelte und ging davon. Ron beugte sich zu ihm herüber. „Machst du überhaupt Auswahlspiele?" Harry konnte einen Hauch von Panik aus Rons Stimme heraushören. Er überlegte kurz und sagte, „Ja, aber ich glaube, dass wir so ziemlich die gleiche Mannschaft haben werden, wie das letzte Mal. Die letzten Auswahlspiele waren ja ein ziemliches Desaster.." „Wann machen wir die?" Harry zuckte die Schultern. „Sobald sich genug eingetragen haben." Hermine räusperte sich und warf den beiden einen vorwurfsvollen Blick zu. „Denkt daran, dass wir dieses Jahr viel für unsere Noten tun müssen. Die UTZ-Prüfungen sind kein Spass!" Ron verdrehte die Augen. Eigentlich wollte er direkt bei George ins Geschäft einsteigen, aber er war die stundenlangen Diskussionen mit Mrs. Weasley und Hermine so leid geworden, dass er nachgab, nur damit sie mit ihren Vorträgen über Prioritäten aufhörten. Hermine warf Ron einen strengen Blick zu und sagte in überheblichem Ton, „Ihr werdet alle Zeit, die ihr habt zum Lernen brauchen, glaubt mir!" Ron zuckte nur die Schultern, da er inzwischen wusste, dass solche Diskussionen sonst nie ein Ende nahmen. Er zischte Harry zu, „Nur weil sie alle Fächer nimmt und selber keine Freistunden hat.. Wir haben haufenweise Zeit!"

Der Morgen zog sich ewig, da Geschichte der Zauberei immer noch von Professor Binns gelehrt wurde, der unverändert irgendwelche Daten, die sich sowieso niemand ausser Hermine merken konnte, herunterleierte. Harry überlegte vor sich hin, wie in vielen Jahren nach ihnen, hier Schüler sitzen und Professor Binns Daten über den Krieg gegen Voldemort nannte, während diese Schüler dann bestimmt gelangweilt aus dem Fenster oder ins Leere starren würden.
Verwandlung war auch nicht gerade besser, da sie irgendwelche theoretischen Formeln durchgingen und kein einziges Mal zauberten.

Nach dem Mittagessen hatte Harry das Gefühl, er wäre schon mindestens drei Monate zurück, da alles wie gewohnt seinen Lauf nahm. Gespannt auf den neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, setzten sie sich an die gewohnten Plätze und tuschelten aufgeregt darüber, ob er ein guter Lehrer sein würde. Am Vorabend hatte Professor McGonagall die neuen Lehrer kurz vorgestellt. Er hiess Professor Proudfoot und war ein Auror. Ganz zu Harrys und Rons bedauern hatten sie Verteidigung gegen die dunklen Künste zusammen mit den Slytherins. Die Stimmung war angespannt, wie eh und je. Als letzter betrat Malfoy flankiert von Goyle und Zabini das Klassenzimmer. Malfoy hatte sich kein bisschen verändert. Er stolzierte arrogant umherblickend zu seinem Platz und rümpfte die Nase, als sein Bick Harry erfasste. Ron stupste ihn mit dem Ellbogen an und flüsterte, „Dieses Frettchen verdankt dir die Freiheit! Eigentlich ist er dir was schuldig!" Ron hatte Recht. Harry hatte bei der Gerichtsverhandlung gegen die Todesser für Malfoy ausgesagt. Malfoy war der Einzige, mit einem dunklen Mal, der nicht nach Askaban geschickt wurde und das einzig und allein, weil Harry vor dem Zaubergamot einen Freispruch für ihn beantragt hatte, da dieser aus Harrys Sicht keine andere Wahl gehabt hätte, als sich den Todessern anzuschliessen. Sein Vater Lucius wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe in Askaban verurteilt, genau wie alle anderen Träger des dunklen Mals. Narzissa Malfoy wurde ebenfalls von Harry unterstützt. Das war er ihr schuldig, nachdem sie ihn im verbotenen Wald vor Voldemort für tot erklärt hatte, obwohl sie wusste, dass er noch lebte. Dazu kam auch, dass sie weder das dunkle Mal trug, noch zu den Todessern zählte. Harry zuckte die Schultern und sagte, „Hast du was anderes erwartet?" Ron schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte Harry was anderes von Malfoy erwartet oder zumindest hatte er sich etwas anderes erhofft. Während des Unterrichts schweiften seine Gedanken immer wieder ab und er grübelte darüber nach, was genau er sich denn erhofft hatte. Diese Frage beschäftigte ihn auch den restlichen Tag.

Am Dienstagmorgen hatten sie Zaubertränke. Das Fach wurde noch immer von Professor Slughorn unterrichtet und Harry war ziemlich aufgeregt und besorgt, weil sie für ihr UTZ Jahr mit einem neuen Buch arbeiteten. Dieses Jahr konnte er nicht mit den Tipps vom Halbblutprinzen glänzen. Am Ende des Unterrichts hatten Hermine und Malfoy als einzige einen anständigen Trank zusammengebraut. Die Enttäuschung über Harrys missglückten Versuch einen Liebestrank zu brauen, stand Professor Slughorn deutlich ins Gesicht geschrieben. Malfoy rief zu Harry nach hinten, „Damit schaffst du es nicht mal das kleine Wiesel scharf auf dich zu machen!" Er feixte in die Runde und die Slytherins lachten. Harry ballte die Fäuste und Hermine musste Ron festhalten, damit er nicht aufsprang und auf Malfoy losging.

Ron löcherte Harry den ganzen Tag mit Fragen, warum er und Ginny nicht mehr zusammen waren. Harry und Ginny hatten beide mit niemandem über die Gründe gesprochen. Für die beiden war die Sache gut so, wie sie war und sie waren weiterhin sehr gute Freunde. Da keiner von ihnen über die Trennung sprach, wurde natürlich wild spekuliert und Gerüchte verbreiten sich wie ein Lauffeuer im Schloss. Harry und Ron hatten den ganzen Mittwoch frei und blieben nach dem Astronomieunterricht bis spät in die Nacht wach. Als sie komplett alleine im Gemeinschaftsraum waren, sagte Ron zögernd, „Harry? Ich wüsste echt gern warum du und Ginny euch getrennt habt.. Ich bin dein bester Freund und es sind schon so viele Gerüchte darüber im Umlauf..." Genervt verdrehte Harry die Augen. „Was den für welche?", fragte er angriffslustig. „Naja, eines ist, dass du nur mit ihr zusammen warst, weil ich dein bester Freund bin und du Mitleid mit ihr hattest.." Harry blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ernsthaft?! Ich kann dir versichern, dass das nicht der Grund war." Ron sah ihn erwartungsvoll an, in der Hoffnung, mehr zu erfahren. Harry enttäuschte diese Hoffnung mit genervter Stimme. „Es spielt keine Rolle Ron. Ginny und ich sind einfach Freunde und damit basta!" Er stand ohne ein weiteres Wort auf und ging alleine in den Schlafsaal. Auch in dieser Nacht durchlitt er wieder Albträume. Allerdings hatten sie dieses Mal nichts mit Voldemort zu tun.

Der andere Patronus Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt