Vertrauen (#Kürbistumor)

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Als die Regentropfen begannen, erbarmungslos auf mich niederzuprasseln, zog ich meine Beine schützend näher an meinen Körper und kauerte mich in eine nahe Häuserecke. So ging es mir ständig, allein gelassen, ohne ein Zuhause, inmitten der verregneten Großstadt. Niemand beachtete mich, niemand scherte sich um mich oder um mein Schicksal. Und wenn ich eines Tages erfroren war, würde auch kein Hahn mehr danach krähen...

Ich war ein Straßenjunge, ein dreckiger Streuner und Landstreicher, mit langen, struppigen, dunkelbraunen Haaren. Oft gab es nicht genügend Essen für mich und ich musste betteln oder klauen, um mich ernähren zu können. Und wenn man mich dann verscheuchte, dann war es das einzige Mal, dass man mir Beachtung schenkte. Ich gehörte niemandem und nirgendwo hin und das schon so lange, wie ich mich erinnern konnte...

Eine Mutter mit einem kleinen Mädchen kreuzte mein Blickfeld, mit Regenschirmen vor dem Unwetter geschützt. Die Erwachsene bemerkte mich nicht einmal, doch die Kleine lachte plötzlich fröhlich und deutete aufgeregt auf mich. Ich hob meinen Kopf, halb hoffnungsvoll, halb wachsam, ob sie mir vielleicht wehtun wollte. Sie quietschte glücklich, machte sich von der Hand der großen Frau los und hopste auf mich zu, doch bevor sie mich erreichen konnte, wurde sie auch schon wieder eingefangen. "Bleib bloß weg von dem, hörst du Annie? Der hat bestimmt Flöhe oder ansteckende Krankheiten!"

Ihre Worte trafen mich, genauso wie der Gesichtsausdruck des Mädchens, der von Begeisterung in Entsetzen und Ekel umschwang. Plötzlich rannte sie weinend vor mir davon und ihre Mutter warf mir einen bösen Blick zu, als hätte in Wahrheit ich ihrer Tochter etwas schreckliches angetan. Ängstlich kauerte ich mich erst noch weiter zusammen, dann flüchtete ich hastig zu einer nächsten Möglichkeit für mich zum Unterstellen.

Meine Haare waren bis dahin klitschnass geworden und ich begann zu zittern. Ich wusste nicht, wohin ich gehen konnte, damit ich wieder trocken und wärmer wurde. Ich konnte nur hoffen, dass der Regen bald aufhörte. Also kringelte ich mich wieder winzig klein zusammen, als plötzlich ein Schatten über mir auftauchte. Ängstlich schaute ich auf und entdeckte einen jungen Mann auf dem Straßenpflaster vor mir, der sich heruntergebeugt hatte und mich ebenfalls ansah. "Hey Kleiner, komm her! Ich tu dir nichts, versprochen!", lockte er mich mit sanfter Stimme. Ich rührte mich nicht, noch nicht. Es konnte auch eine Falle sein! Aber der Mann mit der nussbraunen Kurzhaarfrisur sah zum Glück nicht böse aus. Er lächelte zutraulich und hielt mir eine Hand hin und redete mir weiter gut zu: "Komm, ich bring dich in Sicherheit! Ich heiße Patrick, du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben!"

Mit angespannten Sinnen rollte ich mich ganz langsam auseinander und kroch auf den Fremden namens Patrick zu. Sollte er nach mir packen, konnte ich so jederzeit zurückweichen, aber er tat nichts. Saß einfach nur im Regen vor mir und lächelte mir immer noch zu. Als ich nahe genug war, kam er mir ein wenig mit seiner Hand entgegen und ich zuckte zusammen, doch er tätschelte mir nur sacht den Kopf und fuhr durch meine verfilzten Haarsträhnen. Zum ersten Mal hatte ich da neben meiner Angst ein neues Gefühl in mir. Das Gefühl, dass sich jemand wirklich um mich sorgte und gut um mich kümmern würde...!


PoV Patrick

Als er mir nach einer Weile genügend vertraute, nahm ich ihn vorsichtig an den Seiten hoch und hob ihn auf meinen Schoß. Erst wehrte er sich gegen meinen Griff, doch als er bemerkte, dass ihm nichts geschah, kuschelte er sich sogar gegen meinen Oberkörper. Er war niedlich! Und er erinnerte mich mit seinen grünen, großen Augen ein wenig an meinen besten Freund Manuel. Aber er fror und zitterte allmählich auch, also drückte ich ihn vorsichtig an mich, stand auf und machte mich mit dem zerzausten Kater auf meinen Armen zurück auf den Weg nach Hause.

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Heh, hab ich euch zuerst austricksen können? Oder habt ihrs schon von Anfang an geahnt? ;)

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Youtuber Oneshots Vol.2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt