Zweifel

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Ich seh den Himmel nicht.

Von Wolken verdeckt, hinter ödem Grau versteckt,

ist er nicht zu sehen, kann ich ihn nicht erkennen.

Ich hebe meinen Blick in Richtung dieses trüben Graus und versuche

nur ein kleines Stückchen Blau, ein kleines bisschen Licht zu erblicken,

doch ich seh den Himmel nicht.

Ich strecke meine Arme in Richtung der Wolken,

bete dafür sie beiseite zu schieben,

damit wenigstens ein klitzekleiner, warmer Sonnenstrahl

mich erreicht und erwärmen kann, damit ich dann,

irgendwann, wieder Freude Empfinden kann.

Doch ich seh den Himmel nicht.

Keine Sonne, kein Mond, keine Sterne, oh wie,

wie unglaublich gerne würde ich doch

in den wundervollen Sternenhimmel sehen,

mit einem Lächeln im Gesicht so wie in alten Zeiten,

als noch alles schön und gut war.

Als ich in das schöne Blau sehen konnte und wusste,

alles kommt in Ordnung.

Doch der Himmel ist verdeckt.

Alles öde, alles grau und ich frage mich, wo Gott bloß bleibt.

Hat er nicht versprochen, vor ewiger Zeit, immer für uns da zu sein?

Hat er nicht versprochen, über uns zu wachen, auf das wir kein Unheil zu fürchten haben?

Hat das Grau auch ihn verdeckt?

Kann er auch uns nicht sehen, oder ist es bloß für uns zu schwer zu verstehen, dass er uns nicht helfen will?

Hat er einen Grund oder einfach das Interesse verloren?

Sag mir, lieber Gott, wo bist du und warum siehst du uns nur zu?

Ich brauch dich, denn ich seh den Himmel nicht.

Ich strauchle und falle, keine Wolke hat sich bewegt, kein Lichtstrahl sich gezeigt,

und du schweigst.

Kein Zeichen, kein Wort, kein Nichts.

Siehst du mich denn nicht?

Hörst du mich nicht?

Ignorierst du mich?

Bin ich nicht gläubig genug, habe ich zu viele Zweifel?

Was muss ich denn tun, damit du mich endlich erlöst,

denn ich,

ich seh den Himmel nicht.

All die Ängste, all die Zweifel drohn mich zu zerfressen, sie versperren die Sicht,

sie ersticken mich in all dem Grau.

Sag, wo bleibst du?

Warum rettest du mich nicht?

Eine Frage schwirrt in meinem Kopf, während ich benommen auf dem Boden liege und in den Himmel hoch starre.

Was habe ich falsch gemacht, womit habe ich das verdient?

Ich seh den Himmel nicht.

Und plötzlich, ganz von selbst, seh ich ein kleines Stückchen Blau zwischen all dem Grau.

Ein kleiner Lichtstrahl, der auf mein Gesicht fällt und meine Welt zumindest ein klitzekleines Stückchen erhellt.

Das Grau verschwindet, weicht dem Blau und warmes, helles Sonnenlicht strahlt auf die Welt

und erlöst sie zumindest eine winzig kurze Zeit, von all ihrem Leid.

Vielleicht, vielleicht gehört ja einfach ein bisschen Vertrauen und Geduld dazu,

denn die Zeit heilt alle Wunden und Gott tut es auch.

Wenn wir glauben und warten, beten und hoffen, dann wird schon alles,

irgendwann, irgendwann wieder gut.

Und ja, ich weiß, dass es hart ist, ich weiß, dass es schwer ist.

Hart, wenn das Grau den Himmel verdeckt, schwer, wenn die Zweifel dich zu übermannen drohen, und du dich fragst, wo Gott bloß bleibt.

Doch dann kommt das Blau, vertreibt das Grau und du weißt,

irgendwo da oben ist auch er.

Dort ist er und sieht dir zu.

Und wenn die Welt dich zu Boden drückt, den Himmel hinter Wolken versteckt,

hilft er dir hoch und führt dich zum Licht.


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