2

93 8 1
                                    

"Coole Schuhe", sagte ich unbeholfen, versuchte jedoch so cool wie möglich rüber zu kommen.
Sie blickte von ihrem Buch auf und ihre eisblauen Augen trafen mich. Sie sah an mir herunter.
"Danke, ebenfalls." Sie lächelte erneut.
Stille.
Und ich dachte, dass das Gras mir helfen würde endlich mal eine vernüftige Konservarsation mit einer schöne Frau zu führen. War wohl nix. Ich lächelte zurück.
"Ich mag es, dass du Bokowski liest. Dass du generell liest. Und deine Haare." Ich schluckte
"Wow sorry, ich glaub ich habs bisschen übertrieben", sagte ich schnell, bevor sie irgendein Kommentar darüber machen konnte, wie sehr ich mich blamierte. Doch stattdessen nahm sie ihre Tasche von dem Sitz neben ihr.
"Willst du dich zu mir setzten?", sie nickte auf den gerade frei gewordenen Platz. Ich nickte und merkte nur noch wie ich rot wurde. Schnell kramte ich meinen Scheiß zusammen und nahm neben ihr Platz. Ihr Parfum stieg mir in die Nase und es roch nach Blumen und warmen Sommerregen. Ich konnte die von ihr ausgehende Wärme neben mir spüren. Nervös faltete ich meine Beine übereinander und die Hände darüber. Als ich sie anblickte sah ich, dass ihre Auge bereits auf meinen lagen. Sie lößte sich aus diesem so intimen Blickkontakt und konzentrierte sich wieder auf ihr Buch. Sie begann mir vorzulesen.
"each person is only given so many
evenings
and each wasted evening is
a gross violation against the
natural cause of
your only
life;
besides, it leaves an aftertaste
which often last two or three days
depending upon the
visitor"
Ihre Stimme war weich und die Worte klangen als wären sie ihre eigenen. Sie war ein mir völlig unbekanntes Mädchen das mir aus ihrem Buch in einem Nachtbus vorließ und doch fühlte ich mich wohl und sicher. Sie laß mir weiter vor, mehrere Kapitel aus Charles Bukowsi's "Last day of the earth poems". Ich weiß nicht wie lange wir dort saßen. Sie lesend, ich zuhörend. Als ich langsam begann müde zu werden, ließ ich mein Kopf auf ihre Schulter sinken. Ganz langsam, um es als Versehen darstellen zu können, falls sie es nicht wollte, doch sie ließ es zu. 

das Mädchen im NachtbusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt