Sind wir Freunde oder sind wir mehr?

Streit

„Nein!" antwortete ich Riku sofort, als er mir diese Frage stellte. Ich stand doch nicht mehr auf Etel. Ich hatte schließlich mit ihr Schluss gemacht und nicht andersherum. „Mein Körper spielt heute einfach ein bisschen verrückt." fügte ich noch hinzu, sah aber in ein eher weniger begeistertes Gesicht von Riku. „Ahja. Dir ist schon klar, dass du das Linnea erzählen musst oder?" Der hatte ja wohl einen Knall. Als wenn ich das Nea erzählen würde? Sie war doch sowieso schon eifersüchtig gewesen. „Ich erzähle ihr höchstens, dass wir den Tag mit ihr verbracht haben, aber ganz sicher nicht, dass ich sie wieder nackt gesehen haben und wie ich darauf reagiert habe. Das hatte überhaupt nichts zu bedeuten, also muss sie es auch nicht wissen. Das gibt doch nur unnötigen Ärger, den ich gerade echt nicht brauche. Alles läuft perfekt bei uns. Ich liebe Nea so wie ich noch nie eine Frau geliebt habe Riku, ich will nichts riskieren."

Riku hingegen sah das aber ganz anders. „Also willst du jetzt schon mit Lügen in eurer Beziehung anfangen? Das ist scheiße Samu. Du kannst ihr ja sagen, dass es keine Bedeutung für dich hatte, aber es ihr zu verschweigen wäre einfach falsch." Es machte schon Sinn was er sagte, aber ich wollte einfach nichts riskieren. Nicht, dass Nea dann kein Vertrauen in mich hatte und sich die ganze Zeit Gedanken machen würde. Ich meine ich war auch nur ein Mann, sowas konnte schon mal passieren oder etwa nicht? Etel war nun mal heiß, das konnte man auch nicht verleugnen und klar war sie auch innerlich eine tolle Frau, aber die Liebe meines Lebens war Nea und das sah auch jeder Blinde. „Ich überleg's mir." antwortete ich Riku nur knapp und schloss die Augen um ein bisschen runterzukommen. „Wenn du es nicht machst, mache ich es. Nur damit du das weißt mein Freundchen."

Drohte er mir gerade? Was sollte der Scheiß denn...Dann hatte ich ja keine andere Wahl als mit Nea zu reden. Wenn es von Riku anstatt von mir kommen würde, würde das ja alles nur noch schlimmer machen. „Du kannst echt scheiße sein Rajamaa." Daraufhin schmunzelte dieser nur und haute mir gegen die Schulter.
Irgendwann am Abend machten wir uns dann wieder tiefenentspannt auf den Heimweg. Nea war auch schon wieder zuhause und plötzlich bekam ich wirklich ein schlechtes Gewissen. Sie kam gleich auf mich zu und schloss ihre Arme um mich. „Hab dich vermisst." Musste sie jetzt auch noch so verdammt süß sein? „Ich dich auch." Obwohl wir nur einen Tag lang voneinander getrennt waren, hatten wir schon Sehnsucht nacheinander. Da merkte man einfach wie stark unsere Gefühle füreinander waren.

„Ich lasse euch dann mal alleine." sagte Riku und guckte mich auffordert an, bevor er dann ins Bad verschwand. Ich setzte mich auf's Sofa und zog sie gleich mit auf meinen Schoß. „Ich liebe dich so sehr, das weißt du oder?" flüsterte ich fast schon und schaute ihr tief in ihre Augen, die mich anfunkelten. „Ja, das weiß ich Samu. Und ich liebe dich genauso doll. Ich lasse dich nie nie wieder los." Oh man...und jetzt sollte ich wirklich die Stimmung ruinieren? Nein, das konnte ich jetzt einfach nicht tun. Stattdessen fing ich an sie zärtlich zu küssen und genoss einfach ihre Nähe. „Wie war euer Tag heute überhaupt?" fragte mich Nea lächelnd. „Ganz gut, am Anfang war es zwar noch ziemlich schwer Riku auf andere Gedanken zu bringen, aber nach einer Weile ging es. Wir waren auch nicht alleine um ehrlich zu sein. Etel war auch da und weil sie ganz alleine war habe ich sie gefragt ob sie sich uns nicht anschließen wollte."

Nea nahm sofort ein bisschen Abstand von mir und guckte mich irritiert an. „Gestern meintest du noch, dass du keinen Kontakt mehr zu ihr willst, was ja auch richtig ist. Man hat doch keinen Kontakt zu seiner Ex. Außerdem ist sie immer noch total verschossen in dich, merkst du das nicht?" Ich wusste, dass sie so negativ darauf reagieren würde. Ich konnte ihr jetzt ja erst recht nicht von der anderen Sache erzählen. „Das war ja auch nur einmalig..." Ich wollte eigentlich weiter reden, da blinkte mein Handy auf einmal auf, woraufhin Nea sofort rauf guckte und eine Nachricht von Etel sah. Sie hatte meine Nummer also doch noch gehabt... „Nur einmalig? Und deswegen schreibt sie dir?" „Da kann ich doch nichts für."

„Was hat sie geschrieben?" war ihre nächste Frage, weshalb ich schnell WhatsApp öffnete.
„Hey Samu, ich dachte ich melde mich nochmal bei dir nach dieser komischen Situation zwischen uns vorhin. Für mich war es halb so schlimm, und für dich ja auch nicht, wie ich an dem ausgebeulten Handtuch gesehen habe. :D Ich hoffe es ist alles gut zwischen uns und wir vergessen das einfach. Kann ja mal passieren sowas, außerdem war es ja nichts was du mich nicht gesehen hast.
Etel.
Oh fuck , jetzt war aber richtig was los. „Was für ein Vorfall? Willst du mir vielleicht etwas erzählen?" Sie guckte mich wütend an und stand auf. „Ich habe sie auf Versehen angerempelt vor den Saunen und dann ist halt ihr Handtuch runtergerutscht. Ohne es wirklich zu merken habe ich halt...naja...da habe ich einen Ständer bekommen. Aber bevor du was sagst, ich will nichts mehr von ihr, heute hat mein Körper einfach total verrückt gespielt, das weißt du."

So schnell konnte ich gar nicht gucken, da war Nea's flache Hand auch schon auf meiner Wange gelandet. Ich hatte sie lange nicht mehr so sauer erlebt. „Ist das dein Ernst? Du wolltest sie vögeln?" Genau davor hatte ich Angst, sie verstand das total falsch. Ich konnte doch auch nichts dafür, wie mein Körper reagiert hatte. „Nein Nea, du weißt, dass das nicht stimmt. Wir sind zusammen und ich bin total glücklich mit dir, das hatte doch nichts zu bedeuten. Es tut mir leid, ich hatte keine Kontrolle über mich. Aber da lief doch nichts. Ich bin dir zu 100% treu." Langsam entwickelte sich ihr Gesichtsausdruck von sauer zu enttäuscht, was es nicht gerade besser machte. Mittlerweile war ich auch aufgestanden und stand gegenüber von ihr.

„Treu hin oder her, aber du warst scharf auf sie. Macht sie dich mehr an als ich?" Ich versuchte nach ihren Händen zu greifen, aber sie zog diese schnell weg und schaute mich nur abwartend an. „Nein natürlich nicht. Du bist die Einzige für mich. Schatz bitte..."
„Man Samu...du weißt was ich für Zweifel am Anfang hatte wegen deiner Treue, weil du nun mal nicht gerade die Unschuld in Person bist und nichts hast anbrennen lassen und wenn ich dann sowas höre...Das ist nicht schön. Eigentlich hatte ich mittlerweile wirklich vollstes Vertrauen in dich..."
Einfach nur verletzt guckte sie nun zu mir hoch und versuchte meinem Blick standzuhalten.
„Ich weiß, aber du brauchst diese Zweifel nicht haben. Heute sind meine Hormone einfach mit mir durchgegangen, das hast du heute morgen doch schon gemerkt...Können wir das bitte vergessen?"

Ich versuchte ihr wieder näher zu kommen indem ich meine Hände an ihre Wangen legte und sanft rüber strich. Sie ließ es sogar zu und schloss kurz ihre Augen. „Ich kann dir doch eh nicht lange böse sein...trotzdem hat mich das verletzt Samu." „Ich weiß...das versteh ich auch. Ich könnte mich auch selber dafür Ohrfeigen, aber das hast du ja schon gemacht." sagte ich leicht schmunzelnd, worüber auch sie ein bisschen lachen musste.