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"Hier drüben ist die Leiche, Mr." Genervt stapfe ich mit meinen Wanderschuhen durch die staubige Wüste. Mein Auszubildender folgte mir wie ein Hund, nun fehlte nur noch, dass er auf allen Vieren mir nachrennt! Meine Ehefrau und Partnerin stand schon über der Leiche gebeugt und machte Fotos und Skizzen. In solchen Momenten fällt mir wieder einmal auf, wie unglaublich hübsch sie ist - meine Frau. Von hinten schlinge ich meine Arme um sie und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. "Was haben wir denn da, Mrs.?" flüstere ich ihr ins Ohr. Sie dreht sich um, schaut mir in die Augen und dann erklingt ihre sanfte Stimme. "Die junge Frau hatte keinerlei Dokumente bei sich, aber irgendwie kommt sie mir bekannt vor. als hätte ich sie schon einmal irgendwo gesehen..." Sie fokussiert ihr Gesicht und blickt das Opfer nachdenklich an. Dann schaut sie mich wieder an. "Auf jeden Fall versuchen die Kollegen sie über das Kennzeichen zu finden, aber sie sieht europäisch aus und deshalb ist es vermutlich ein Mietwagen. Ich nehme sie gleich mit in die Gerichtsmedizin und dann gebe ich dir nochmal Bescheid. Fragen?" Während des letzten Satzes zeichnet sich ein liebliches Lächeln auf ihren Lippen ab. " Gerade als ich ansetzte zu antworten, werde ich unterbrochen. Mein Blick folgt den Worten und schon bin ich wieder genervt. "Was kann ich tun?" Meine Frau lächelt ihn eine Spur zu liebevoll an und spricht dann. "Sie können bitte die Trage holen." Nickend zieht er wieder ab. Sobald er außer Hörweite ist, blicke ich meine Frau misstrauisch an. "Was denn?", lacht sie, als ihr mein Blick auffällt. "Ich liebe meine UNGETEILTE Aufmerksamkeit von dir..." Als Antwort drückt sie mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund, bevor sie die Trage übernimmt. "Dankeschön. Sie können jetzt bitte die Beweise in den Wagen bringen und sortieren." Mit einem Nicken entfernt sich mein Assistent wieder.

"Was ist der jungen Frau denn jetzt zugestoßen, Frau Gerichtsmedizinerin?" Grinsend erwarte ich die Antwort und gleite mit meinen Gedanken schon wieder ab - den gestrigen Abend genossen meine Frau und ich in Zweisamkeit und mit einem Dinner. Wie dieses Steak geschmeckt hatte... und dazu - "Hallo?" Zurück in der Realität erinnert leider gar nichts mehr an das lange rote Seidenkleid meiner Frau. Kopfschüttelnd steht sie mit den Händen in die Hüften gestemmt da und schaut mich erwartungsvoll an. "Tut mir leid, meine Erinnerungen an den gestrigen Abend war viel schöner als hier über einer Leiche zu hängen und mit meiner Frau die verschiedensten Verletzungen zu diskutieren." Ein Anflug eines Grinsens macht sich bemerkbar. Fragend habe ich meine Braue. Sie drückt mir einen Stapel Papiere in die Hand und läuft mit einem betonten Hüftschwung zu ihrem Auto. Erwartungsvoll werde ich währenddessen gemustert. Warum hatte ich überhaupt "Ja" zu diesem Typ gesagt? Ich kann verdammt nochmal die Angst von ihm riechen, wenn er neben mir steht. "Wenn Sie ihre Angst bitte beseitigen können... Wir haben hier ein Tatort und ein Opfer. Mit zitternden Fingern kommen Sie nicht weit." Ich mache ein paar Schritte ehe ich ihn zu mir pfeife. "Hier sehen Sie diese Lacke. Der Unfall wurde nur konstruiert." Ich zische an ihm vorbei und sage den Kollegen Bescheid, alles zu sichern und mir die Ergebnisse zukommen zu lassen.

Es ist eher untypisch, dass sich Touristen hier her verirren, aber das ist erst der zweite Todesfall hier draußen seit ich vor 33 Jahren den Dienst angetreten habe.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 29, 2018 ⏰

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Tod im ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt