In meinen 17 Jahren hatte ich noch nie einen schwerwiegenden Unfall gehabt oder war verletzt worden. Jedes mal wenn eine Gefahr in Sichtweite kam, wurde ich, wie durch ein Wunder, nicht verletzt.
Ein Beispiel dafür war der Vorfall an meinem 14. Geburtstag. Vor Aufregung war ich die Nacht zuvor lange wach geblieben was sich als eine sehr schlechte Idee herausstellte, da ich am nächsten Morgen verschlief. Auf eine mir unerklärliche Weise hatte mein Wecker nicht geklingelt obwohl ich jedes mal mindestens 3 mal sicherging das ich ihn auch gestellt hatte und die Lautstärke nicht zu leise war. Jedenfalls war ich dismal wohl extrem müde gewesen was zu meinen Verschlafen führte. Dazu müsst ihr wissen das ich nie zu spät komme. Ich hasse es in die Klasse zu kommen und von allen angestarrt zu werden. Deshalb geriet ich in Panik und meine Mutter erklärte sich dazu bereit mich zur Schule zu fahren sodass ich nur ein paar Minuten zu spät kam.
Als ich am Abend mit meinen Eltern im Fernsehen die Nachrichten schaute wurde von einem Bus berichtet der einen Unfall hatte. Niemand war verletzt worden doch der Schaden war immens. Mein Vater war der erste der bemerkte dass das der Bus gewesen wäre mit dem ich am Morgen zur Schule gefahren wäre. Ich glaube in diesem Moment waren wir alle froh das ich verschlafen hatte. Tja, ich denke, das nennt man Glück im Unglück.
Dieser Vorfall war und blieb nicht der erste. Jedes Mal blieb ich wie durch Zauberhand verschont. Versteht mich nicht falsch, ich war jedes Mal erleichtert, jedoch hatte ich immer ein komisches Gefühl im Bauch das mir sagte das hier irgendetwas faul war. Doch es war nur ein Gefühl also warum sollte ich mir unnötig über mein Glück den Kopf zerbrechen?
Seit ein paar Monaten jedoch war nichts mehr vorgefallen, weshalb meine Gedanken über das komische Gefühl in den Hintergrund rückten. Meine Klausuren waren eine Woche entfernt und ich musste noch Lernen und Aufsätze zu Ende schreiben. Außerdem hatte ich einen Blog auf dem ich jede Woche versuchte 2 Beträge zu veröffentlich, was manchmal funktionierte und in hektischen Zeiten gar nicht ging. Zurzeit traf das letztere zu und es half überhaupt nicht das heute der Abend vor Halloween war. Meine beste Freundin Caty hatte mich eingeladen mit ihr zu einer Party zu gehen und deshalb wollte ich die ganzen Sachen die ich noch beenden musste, hinter mich bringen.
Für Oktober war es angenehm warm draußen und ich beschloss raus in ein Cafe zu gehen um zu lernen. Draußen hielt meine Konzentration länger da ich nicht so viele Möglichkeiten hatte mich abzulenken. Da ich schon meine schwarzen Boots anhatte und dazu einen dicken weinroten Pulli und schwarze Jeans packte ich nur noch meine Unterlagen und Laptop in einen Rucksack, griff mir meinen Cardigan und machte mich auf den Weg. Der Wind strich sachte durch die Bäume und Laubblätter in allen Farben bedeckten den Boden wie eine Decke. Herbst war meine Lieblingsjahreszeit. Es war nicht zu warm oder kalt. Die Welt (jedenfalls fast die ganze) war in bunten Farben bedeckt und wenn die Sonne schien strahlte alles. Ich liebte es.
Das Klingeln meines Handy riss mich aus meiner Traumwelt und holte mich in die Gegenwart zurück. Ich war am Cafe vorbei gelaufen und während ich den Anruf annahm drehte ich mich um und lief zurück.
"Schatz wie gehts dir?" Entweder rief ich meine Mutter an oder sie tat es. So oder so telefonierten wir jeden Tag mindestens 1 mal. "Gut. Davon abgesehen das ich so viel zu tun habe und ich nicht weis wie ich das alles bis morgen fertig kriege," antwortete ich.
"Das schaffst du schon, ich glaube an dich. Ich wollte dir sagen das ich heute länger arbeite und dein Vater auch. Ich versuche mein bestes nicht zu spät zu kommen aber ich will nichts versprechen." Ein grinsen huschte über mein Gesicht. Meine Mutter sagte das jedes mal und jedesmal hielt sie das "Versprechen" nicht ein. Ich wartete immer noch auf den Tag an dem sie "früher" nach Hause kommen würde.
"Stress dich nicht wegen mir. Ich komme schon klar. Ah und ich bin gerade auf dem Weg zu Jo's Cafe und ich sage dir dann Bescheid wenn ich zuhause bin. Caty wollte auch noch vorbeischauen."
"Okay mach das und habt Spaß. Hab dich lieb und wenn was ist ruf mich an."
"Ich dich auch und mache ich. Tschüss," ich legte auf und steckte das Handy weg.
Da das Wetter so schön war und ich die letzten Sonnenstrahlen genießen wollte setzte ich mich draußen an einen Tisch. Jo's Cafe war mein Zufluchtsort. Es lag in einer kleinen Seitengasse und war nur 7 Minuten von unserem Haus entfernt. Aufgrund der Lage war es nie überfüllt und der Besitzer, Jo, war ein guter Freund meiner Eltern weshalb ich oft und gerne herkam. Außerdem war die Einrichtung klasse. Holz Tische mit weißen Bänken, Backstein Wände und der Geruch von Zimt und frisch gebrühten Kaffee begrüßten einen wenn man den Laden betrat und in meinen Augen gab es keinen besseren Geruch.
Während ich meine Sachen auspackte und auf dem Tisch ausbreitete hörte ich das Glöckchen an der Tür klingeln. Kurz darauf erklang Jo's tiefe Stimme hinter mir.
"Hey Ley ich hoffe dir geht es gut?" dabei zog er spielerisch die Augenbrauen nach oben und ich fing an zu lächeln. "Ja bei mir ist alles gut. Hab nur viel zu tun. Bei dir?"
"Alles wie immer. Iced Almondmilk Macchiato mit einem Schuss Karamell?"
"Du kennst mich nur zu gut. Ich brauche aber die größte Tasse die du hast, sonst überlebe ich den heutigen Tag nicht."
"Kommt sofort," und mit einem letzten ermutigenden Lächeln drehte sich Jo um, um mir ein heiß geliebtes Getränk zu bringen.
Mit einem Seufzen machte ich mich an die Arbeit. Ich steckte meine Kopfhörer an mein Handy, stellte es auf Flugmodus und fing an einen Aufsatz nach dem anderen zu bearbeiten. An einem Punkt war ich so vertieft das ich gar nich mehr mitbekam das die Sonne untergegangen war und die Uhr 19:52 Uhr anzeigte.
"Ach du scheiße," fluchend sprang ich auf und packte alles hastig in meinen Rucksack. Ich hatte Caty vollkommen vergessen. Noch nie war ich so tief im lernen vertieft gewesen, sodass ich alles um mich vergessen hatte. So schnell ich konnte rannte ich über die leere Straße Richtung nach Hause. Es war eine wolkenlose Nacht und die ersten Sterne strahlten schon am Himmel. Der Mond war eine dünne Sichel und kaum zu erkennen.
Ganz außer Atem schloss ich die Haustür auf und schaltete den Flugmodus auf meinem Handy aus. Sofort erhielt ich eine Flut von Nachrichten und Anrufen die alle von meiner besten Freundin stammten und auch ein paar meiner anderen engen Freunde hatten mir geschrieben. Alle fragten ob alles okay sei und das ich Caty anrufen sollte. Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Das war wieder mal typisch Caty. Immer die fürsorgliche. Sie geriet immer in Panik wenn eine Person ihr nicht innerhalb einer halben Stunde antwortete. In meinem Fall hatte ich 4 Stunden in Jo's gesessen was eine Ewigkeit für Caty war. Meine Hände flogen über die Tasten und ich schrieb jedem das es mir gut ginge. Zuletzt rief ich Caty an.
"Wo zur Hölle warst du und warum bist du nicht an dein Handy rangegangen? Wozu hast du das verdammte Ding wenn du es nicht benutzt?" das waren die ersten Worte und ich konnte hören das sie aufgebracht war. Jedoch wusste sie auch das es bei mir manchmal länger dauerte bis ich zurückschrieb, weshalb ich die Rückhaltung in ihrer Stimme registrierte.
"Ich war bei Jo's und habe für die Klausuren gelernt und alle Hausaufgaben und Aufsätze zu Ende geschrieben," antwortete ich ihr. "Tut mir leid das ich nicht sofort geantwortet habe, aber du weist das mein Handy, wenn ich lerne, auf Flugmodus ist. Wenn du willst komme noch schnell vorbei. Morgen ist Samstag und meine Eltern sind nicht zu Hause. Und wir haben Schokoladeneis." Das zog bei Caty immer. Sie liebte alles das mit Schokolade zu tun hatte und außerdem konnte sie nie lange böse auf mich sein.
"Bin auf dem Weg," war ihre Antwort und bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sie schon aufgelegt.
YOU ARE READING
Unknown- Well Known Soulmate
Teen FictionJeder Mensch hat seinen individuellen unsichtbaren Beschützer. Diese/r passt darauf auf, dass der Person nichts passiert. Jedoch wissen die Menschen nichts von ihren Beschützern. Bis auf Euryale... Sie ist 17 und lebt in einer Kleinstadt. Mit einer...