Underneath your family tree

7 0 0
                                    

„Spoiled, selfish little child
went out to play out in the wild.
I found you shaking like a leaf
underneath your family tree."

- „When you break" von Bear's Den

Draco lehnte an der Steinwand vor dem „Tropfenden Kessel" in der Winkelgasse und wartete. Genervt schaute er die Gasse hinunter. Wo blieb Goyle denn nur? Bildete er sich ein, ihn warten zu lassen? Goyle und Crabbe hatten ihn nie warten gelassen, das hätten sie sich gar nicht getraut. Doch nach dem Krieg hatte sich vielleicht einiges geändert. Seit Crabbe im Raum der Wünsche gestorben war, gingen Draco und Goyle vorsichtiger miteinander um. Das war Draco aufgefallen und es war eines der wenigen Dinge, die Draco sich eingestand. Aber ansonsten hatte der Krieg für ihn nicht viel verändert. Sie machten immer noch Sprüche über Muggelgeborene oder Kriegsopfer, fühlten sich immer noch stärker. Vielleicht, um die Welt harmloser aussehen zu lassen, um der Realität zu entfliehen. Um sich selber besser zu fühlen. Doch das zählte selbstverständlich zu den Dingen, die Draco sich nicht eingestand.

Er war halt so, immer so gewesen. Daran änderten auch eine verlorene Schlacht, eine läppische Verhandlung und aufgebrummte Entschädigungsleistungen nichts. Warum auch? Er schnaufte abwertend. Wo blieb denn der Hohlkopf jetzt? Es begann zu schneien und er sprach einen leisen Wärmezauber. Langsam wurde es ihm zu bunt. Man ließ einen Malfoy nicht warten. Er könnte einfach wieder nach Hause gehen.

„Ey, Malfoy!", raunte Goyle und stapfte auf ihn zu. „Sorry", murmelte er und guckte zu Boden. „Nur sorry? Was war denn wichtiger?", fuhr Draco ihn sofort mit bösem Blick an. „Halt die Luft an, Malfoy. Ich bin schuld. Ich wollte mit, aber musste noch zu Gringotts.", grinste Blaise Zabini, der nun ebenfalls um die Ecke kam. „Glückwunsch zum Ausgang deiner Verhandlung. Dachte schon, wir müssten dich in Askaban besuchen."

Draco zog verärgert die Augenbrauen hoch, als Blaise ihn in Richtung Eingang mit sich zog. „Stell dich nicht so an. Los jetzt.", zischte Blaise. Die drei jungen Männer gingen in den Pub. Er war nach der Schlacht wiedereröffnet worden. Draco schaute sich um. Man sah keine Spuren der Zerstörung mehr.

Im hinteren Teil des Pubs entdeckte Draco seine ehemalige Professorin McGonagall. Sie schien auf jemanden zu warten. Sie wirkte sehr viel älter als vor dem Krieg. Sie sah erschöpft aus - und doch irgendwie zufrieden. Er schaute schnell weg. Pah, diese Frau wollte er gar nicht sehen. Draco erinnerte sich daran, wie sie im ersten Schuljahr seinen Namen aufgerufen hatte und der sprechende Hut ihn nach Slytherin geschickt hatte, ehe er diesen richtig auf seinem Kopf hatte. Er erinnerte sich, an ihre strengen Blicke im Unterricht. Aber einen Blick konnte er in diesem Moment noch genau vor sich sehen. Diesen Blick voller Angst, als die Todesser Dolohow und Amycus während der Schlacht zwei ihrer geliebten Schüler angegriffen hatten. Dieser Blick, der sich in Enttäuschung und Fassungslosigkeit wandelte, nachdem Draco hinzugetreten und gemeinsam mit den Todessern gekämpft hatte. Er schob die Erinnerung weit weg und räusperte sich. Was verstand sie schon? Gar nichts.

Goyle, Blaise und er setzten sich in eine vordere Ecke des Pubs und unterhielten sich über teure Bücher und andere wenig tiefgründige Inhalte. Ab und zu machten sie sich über eintretende Gäste lustig oder lachten über die Schulzeit. Sie lästerten über frühere Klassenkameraden. Auch das Wort „Schlammblut" fiel ein paar Mal aus Dracos Mund. Dieses Wort war seit Voldemorts Tod noch bedenklicher als zuvor. Kaum jemand schien es noch zu benutzen, aus Respekt den vielen verstorbenen Muggelgeborenen gegenüber. Auch wenn einige noch immer andere Ansichten hatten. Doch Draco war das egal, es interessierte ihn nicht. Wieso sollte er seine Einstellung ändern? Und keiner seiner beiden Begleiter schien sich an Dracos Verhalten zu stören. Sie kannten es nicht anders.

Es fühlte sich an, als ob nie etwas anders gewesen wäre. Kein Krieg, keine Schlacht, keine Toten. Nur drei gehässige Jugendliche, die Spaß daran hatten, andere aufzuziehen. Nur drei verärgerte Jugendliche. Nur drei unwissende Jugendliche. Und einer schien ganz besonders seine unterdrückte Wut auf die Welt ausleben zu wollen.

Underneath your family treeWhere stories live. Discover now