Zimmer 2.23

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Piep..Piep..Piep.. ertönt das Klingeln eines Patienten.

"Emma, gehst du?" Fragt mich Belle "Kommt aus Zimmer 2.23!" ergänzt, meine Kollegin hier im Krankenhaus, welche mittlerweile auch eine gute Freundin geworden ist.
"Ja klar, ich bin schon auf dem Weg." Ich muss schmunzeln, weil ich genau weiß, dass Belle mich nur gefragt hat, ob ich gehe, weil ich sie genau weiß, dass ich mich ein bisschen in die Patientin verliebt habe, die dort liegt.

Regina Mills. 17 Jahre alt, lange lockige braune Haare, die ihr sachte um die Schultern fallen und runde schokoladenbraune Augen, in denen ich mich jedes Mal zu verlieren drohe. Oft ertappe ich mich dabei, wie mein Blick runter zu ihren vollen Lippen schweift, welche immer von einem leichten Rot geziert sind. Ich sehne mich danach, meine Lippen auf Ihre zu legen und sie endlich zu küssen. Seit 4 Wochen liegt sie nun schon hier im Krankenhaus und bringt mich um den Verstand. Wir haben viel geredet und ich weiß inzwischen, dass sie gerne reitet, backt, sich mit Freunden trifft und eine Einserschülerin ist. Nach dem Abitur möchte sie Geschichte und Psychologie auf Lehramt studieren. Leider habe ich bisher nicht herausgefunden, ob sie vielleicht auf Frauen steht.. Sonst hätte ich vielleicht schon einen Flirtversuch gestartet..

Dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle, ist kein Geheimnis und würde sie meine Gefühle erwidern, wäre es an sich auch nicht verboten, immerhin bin ich nur 3 Jahre älter als sie. Aber da ich hier arbeite, wenn auch nur während meines 6-Monatigen Praktikums, das ich mache, um die Wartesemester fürs Medizinstudium zu überbrücken und ein paar Erfahrungen zu sammeln, ist es eben doch verboten.

An ihrem Zimmer angekommen, klopfe ich an die Tür, öffne diese und trete ein. Regina sitzt mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf ihrem Bett und schaut mir direkt in die Augen, wodurch ich fast wieder in ihnen versinke und mir der Augenkontakt eine Gänsehaut am ganzen Körper beschert. Meine Augen wandern weiter runter, wo sie an ihren verführerischen Lippen hängen bleiben. Das Verlangen, sie zu küssen, wird wieder größer, weshalb ich mich zwinge, meinen Blick wieder auf ihre Augen zu richten.

"Du hast geklingelt? Brauchst Du irgendwas? Hast Du Schmerzen? Ist Dir schwindelig?" frage ich, wobei ich versuche, professionell zu klingen, was mir auch einigermaßen gelingt.
"Nö, ich wollte nur, dass Sie kommen, weil ich Ihnen etwas erzählen möchte." Verkündet sie mir und fängt an zu lachen.
Gespielt empört sage ich "Regina Mills, die Klingel dient nicht deiner persönlichen Unterhaltung." Woraufhin sie lauter lacht.
"Emma, bei dieser Neuigkeit werden Sie eine Ausnahme machen, da bin ich mir sicher." Erwidert sie selbstsicher.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch, verkneife mir mein Grinsen und frage: "Was ist denn in Deinen Augen wichtig genug, um mich von meiner Arbeit abzuhalten?" hake ich nach.
"Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, dass der Arzt meinte, dass meine Werte wieder in Ordnung sind und ich, wenn ich mich noch ein wenig schone, morgen nach Hause gehen darf." Erzählt sie mir begeistert. Ich dagegen merke, wie sich ein beklemmendes Gefühl in meiner Magengegend bemerkbar macht, da ich mich zwar freue, dass es Regina besser geht, aber das bedeutet auch, dass ich sie morgen das letzte Mal sehen werde.

Ich schlucke meine eigenen Gefühle herunter und setzte ein Lächeln auf. "Super Regina, das freut mich sehr für Dich. Vier Wochen sind aber auch wirklich genug." bringe ich heraus.

Wir haben uns noch ein paar Minuten über belangloses Unterhalten, bevor ich mich wieder an die Arbeit machen musste.
Später am Abend, als ich zu Hause ankam, war ich völlig erschöpft, zog mich nur noch um und ließ mich aufs Bett fallen.

Lange, sehr lange liege ich schon wieder wach im Bett. Meine Gedanken kreisen. Gedanken müssten abgeschafft werden, denn sie treiben einen nicht nur in den Wahnsinn, sondern auch in die Schlaflosigkeit. Regina. Alle meine Gedanken drehen sich um sie. Morgen sehe ich sie das letzte Mal und der Gedanke daran fühlt sich an wie ein Stich ins Herz. Niemals hätte ich zulassen sollen, dass ich mich in sie verliebe. Aber so ist es jetzt nun mal. Morgen werde ich mich zum letzten Mal in ihren wunderschönen Augen verlieren können, das letzte Mal einen Blick auf ihre rot gezierten Lippen werfen können und das Verlangen sie zu Küssen stärker werden lassen. Ein letztes Mal ihre liebliche Stimme hören, mit welcher sie mich in ihren Bann zieht. Ein letztes Mal meine Augen über ihren schlanken Körper wandern lassen.. Ein letztes Mal sehen.. Tränen rinnen mir aus den Augen und ich versuche den aufkommenden Schmerz zu unterdrücken. Überraschung, es klappt nicht. Und so schließe ich meine Augen und falle irgendwann weinend in einen unruhigen Schlaf.

Zimmer 2.23Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt