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Was wenn eine Begegnung dein ganzes Leben verändert? Wenn du plötzlich nicht mehr du selbst wärst? Würdest du es dir zu nutzen machen oder würdest du alles dafür tun es wieder los zu werden?

Als es bei mir anfing war grade Schulschluss. Die ganzen Teenager stürmten aus dem Klassenzimmer, kaum das die Klingel ertönte. Ich selber hatte es nicht ganz so eilig und packte erst mal in Ruhe meine Sachen in meinen Rucksack, als ich auf meinem Tisch einen Zettel bemerkte. Kurz fragte ich mich, wie dieser hier her kam, aber nahm ihn dann an mich und faltete ihn vorsichtig auf. Vielleicht von meinem Besten Freund, der ständig sein Handy verlor, vielleicht von einem Mädchen. Doch was darauf stand, konnte von niemandem sein. Da stand nicht viel darauf, außer eine Adresse und eine Uhrzeit in gruselig roter Schrift. Dennoch packte ich erstmal den Rest meiner Sachen zusammen und ging nach Hause. Wie immer war mein Vater betrunken, und meine Mutter verschwunden. Da ich den Alkohol schon im Flur roch, machte ich mich gleich auf den Weg in mein Zimmer. Ohne große umschweife, ohne groß laut zu sein. Einfach schnell die Treppe hoch und den Flur entlang zu meinem kleinen Zimmer.
Es war wirklich klein. Mich wunderte es ja, dass ein Bett rein passte und mein Schrank. Irgendwie hatte ich es auch geschafft ein Schreibtisch rein zu stellen und das von meinen Eltern und Nachbarn verhasste Schlagzeug. Industrie Straße 45, tippte ich es in die Suchleiste ein und schaute mir mein Ergebnis an. Es gab zwei zur Auswahl. Eine war etwa 2 Stunden von hier weg, die andere mehr als 5 Stunden.
Den Bildern nach zu beurteilen eine nicht grade sehr freundliche Gegend. Etwas düster und jedes Gebäude sah aus, als wäre es schon lange nicht mehr belebt worden und immer noch fragte ich mich, wer mich mitten in der Nacht dort hin locken wollte. Welcher Irre dafür verantwortlich war und noch mehr fragte ich mich, warum ich dieser mysteriösen Einladung auch noch folgte.

Jetz war es allerdings eh zu spät. Ich hatte mir die Kaputze des viel zu großen schwarzen Pulli schon ins Gesicht gezogen und stand hier, wartend wer mich hier haben wollte. Und vorallem warum. Angst hatte ich eigentlich keine, aber ich war Nervös. Vielleicht wollte man mich ja umbringen.
Wenn es so wäre, dann war ich wohl selbst schuld aber grade war ich nur am abwarten. Irgendwann musste ja was passieren.
Als ich das nächste mal auf die Uhr sah, war es schon halb 1 und ich fragte mich, ob ich wirklich am richtigen Ort war, beschloss aber dennoch noch länger zu warten.

Als ich das nächste mal auf die Uhr sah war es schon 4 Uhr morgens. Leise seufzend stand ich von der Stufe auf, auf der ich saß und streckte meine müden kribbelten Knochen. So langsam war mir die Lust am Warten vergangen und ich machte mich auf den Heimweg, als mir eine vermummte Gestalt entgegen trat. Danach wurde alles schwarz und ich fühlte mich ziemlich leer, fast tot, aber ich glaubte noch eine Stimme zuhören. Ganz nah an meinem Ohr. Nur ein leises Flüstern. Es klang eher wie ein Windhauch ,aber ich konnte seine Worte ganz genau hören. Sie waren klar, als wären sie immer in meinem Kopf gewesen.
"Nutz sie weise oder sterb"
Dann war ich wirklich weg. Blackscreen. Ausgeschaltet, bei mir ging gar nichts mehr. Wie tot. Nichts mehr hören, nichts mehr fühlen, nicht schmecken oder sehen. Einfach gar nichts außer Schwärze.

"Sie wollen mir erzählen, dass jemand ihnen ein Zettel gegeben hat, wo die Adresse drauf stand an der man sie gefunden hat. Sie sind da mitten in der Nacht hingegangen und haben da bis 4 Uhr gewartet. Sie wollten gehen und dann kam wie aus dem Nichts eine Gestalt auf sie zu. Ihnen ist schwindelig geworden und dann hat er ihnen zu geflüstert, nutze aie weise oder sterb und dann haben sie gesehen wie die Person in Flammen aufgegangen ist" ich nickte auf die Zusammenfassung der Krankenschwester und sie sah zweifelnd zu dem behandelnden Arzt. Ich hatte aber nicht gelogen. Genauso war das passiert. Nicht so und nicht anders. Ich zweifelte es doch nicht mal selbst an und ich hatte auch keinen Filmriss. Außerdem musste ich doch wohl wissen, was ich da sah. Was ich gesehen hatte.
"Nun-" räusperte sich der Arzt und sah mich an "ich denke sie waren auf Drogen und was sie gesehen haben war das brennende Haus aus dem man sie gerettet hat. Es tut mir leid ihnen das zu sagen, aber ihre Eltern sind verstorben. Man konnte sie nur tot bergen. Sie kommen in eine Pflegefamilie, wenn sie aus dem Krankenhaus kommen"

Ungläubig starrte ich den Arzt an. Dann zur Krankenschwester und ließ mich wieder in die weißen Kissen fallen. Um meine Eltern trauerte ich nicht. Meine Mutter war feige gewesen und mein Vater ein Junkie mit Alkoholproblem. Aber ich fragte mich wo meine Schwester war. Hoffte sie war über die Nacht bei meiner Tante geblieben und lebte noch, aber ob es wirklich der Fall war erfuhr ich nie.

3 Tage später saß ich im Flieger auf den Weg nach Südkorea. Gangnam wenn man ganz genau sein wollte. Ein fremdes Land, eine fremde Sprache und vorallem eine fremde Familie. Schlimmer konnte das ganze nun wirklich nicht mehr werden. Ich wusste sie hatten einen Sohn. Der Vater arbeitete in einer Fabrik und die Mutter war verstorben. Komisch das man mich grade in so eine Familie steckte, aber mir sollte es recht sein. Nachdem man mich aus meinem gewohnten Umfeld gerissen hatte, war mir eh alles egal.

Ich hatte ja nicht mal einen Koffer. Hatte keine Sachen bei mir, außer die Akte von der Adoption, einen Pass und sowas. Und natürlich dass was ich an hatte. Mehr hatte ich aber nicht. Nicht mals frische Socken oder so etwas in der Art.

Die hatten mich einfach mit einem Ticket und den grade genannten Sachen am Flughafen abgesetzt und mich meinem Schicksal überlassen.
In ein fremdes Land zu einer fremden Familie, die jetz meine sein sollte.

Verarschter konnte man sich wirklich nicht vorkommen, aber dann erfuhr ich, dass es ein nonstop Flug war und ich jetz 15 Stunden in einem Flugzeug fest saß. Vor mir irgend ein stinkender fetter Typ und neben mir eine Mutter mit drei Gott verdammt nervigen Kindern, die wohl glaubten ich wäre zum Klettern da.

Zumindestens war ich ihr persönliches Klettergerüst und sie tobten die ganzen Stundenlang auf mir rum. Die Mutter versuchte zwar was zu sagen, aber ihre Blagen hörten nicht mal ansatzweise auf sie. 

Dem entsprechend bekam ich auch keinen Schlaf und als ich aus dem Flugzeug ausstieg hatte ich Augenringe des Totes. Die konnte man sicherlich mit dem Grand Canyon vergleichen.
Aber wenigstens musste ich nicht am Laufband auf meinen Koffer warten. Ich konnte gleich aus der großen Halle raus und mich daran machen meine neue Familie zu suchen.

Wie schon einmal erwähnt hatte ich keine Ahnung wie sie aussahen oder hießen. Ich wusste nur, es war ein Vater mit seinem Sohn. Im Gehen betete ich sie hätten Schilder und ich würde sie schnell finden, denn ich wollte einfach nur ins Bett.

Eigentlich war ich auch nicht so der Gesellige Typ, aber immerhin noch besser als Irgendwo auf der Straße zu leben und vielleicht von irgendwelchen kriminellen getötet zu werden.

Between The Both Of UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt