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Erneut sah ich mich nochmal um und endeckte einen Mann mit einem Schild auf dem vielleicht mein Name stehen könnte. Ganz sicher war ich mir allerdings auch nicht, denn auch wenn es ähnlich war, es konnte auch was anderes heißen.

Vielleicht stand da Neacel, vielleicht aber auch was ganz anderes. Etwas unsicher ging ich auf den Mann zu. Er schien mich schon längst bemerkt zu haben, denn er war wild am Winken "hast du guten Flug gehabt?" Fragte er mich bei ihm angekommen und nahm mir auch schon das  nicht vorhandene Gepäck ab. Leicht verwundert sah er mich an, fuhr dann aber fort.

Im Auto redete er unterbrochen. Schien mir wohl irgendwas über Seoul zu sagen, doch bis auf das Wort Seoul verstand ich kein einziges. Da ich auch nicht  unhöflich sein wollte, nickte ich immer wieder mal. Keine Ahnung auf was, aber ich tat es "willkommen in neue Zuhause" meinte er zu mir nach einer Weile und parkte das Auto am Straßenrand.
Das Haus was ich sah, war deutlich größer als das in dem ich vorher gewohnt hatte.
Es sah  von Anfang an viel freundlicher aus,  aber mir blieb auch nicht viel Zeit es anzuschauen.

Der Mann schob mich rein und schrie nach einem Chunji. Oder vielleicht meinte das  auch was anderes? Aber nein, ein Junge kam die Treppe runter. Er hatte weißes Haar, braune Augen und musste wohl etwa in meinem Alter sein.

Ich sah kurz zu, wie sie sich auf Koreanisch unterhielten und sah dann wie der ältere Mann verschwand. Zurück blieben nur Chunji und ich. Er sah mich an, als warte er das ich was sage und ich sah ihn an. Als er dann nach Minuten merkte, dass ich nichts sagen würde, räusperte er sich leise.

"Entschuldige meinen Vater, er denkt wirklich jeder kann Koreanisch und redet gerne auf Leute ein, auch wenn sie kein Wort verstehen" ich nickte und sah ihn weiter an. Wieder wartete er, aber da konnte er lange warten.
"Nun gut, ich bin Chunji, bin 17 Jahre alt und wohne hier zusammen mit meinem Vater. Wenn etwas ist wende dich einfach an mich. Fühl dich hier ganz wie Zuhause"

Ganz wie Zuhause fühlen, das war schnell getan, denn ich wollte grade einfach nur noch ins Bett. Ich sah mich suchend um, traute mich aber nicht auf die Suche zu gehen. Das alles hier war so fremd und  ich wollte wieder weg.
"Dein Zimmer ist oben neben meinem" lächelte Chunji weiter, packte mich am  Arm und zog mich die Treppen hoch.
"Siehst du hier"  dann schob er mich einfach durch und blieb in der Tür stehen. Wieder wartend auf irgendwelche Worte meinerseits. "Naja ich lass dich dann mal in Ruhe"

Endlich ging er und ließ mich alleine. Frustriert schmiss ich mich auf das Bett, was nun mir gehörte und rollte mich zusammen. Ich wollte zurück nach New York. Wollte in mein Zimmer in mein Bett und mich in meiner Decke einkuscheln. Da konnte auch nichts ändern, dass dieses Zimmer größer war.

Aber ich hatte weder etwas hier noch wollte ich hier sein. Das ich rede, konnten die beiden sich auch gleich ganz abschminken. Ich wollte nicht mit ihnen reden und ich würde es auch nicht tun. Zumindestens nicht mehr als das was ich für nötig fand.

Als etwas warmes über meine Wangen lief, merkte ich das ich zu weinen begonnen hatte. Die ganze Sache hier machte mich fertig. Ich war in einem fremden Land, weit weg von meinen Freunden. Hier kannte ich niemanden und verstand auch keinen.
Wahrscheinlich würde ich nie wieder einen Freund haben. Nie wieder auch nur einen einzigen.

"Übrigens-" plötzlich ging meine Tür wieder auf. Chunji trat in den Raum ein und blieb in der Mitte stehen "die Uniform für die Schule ist in dem Schrank. Wir haben ein paar Sachen rein gepackt. Also eigentlich ich. Ich hoffe sie passen dir"

Dann war ich wieder alleine. Schaute kurz zum Schrank und erhob mich um mal rein zu schauen. Die Klamotten darin waren ganz in Ordnung. Die konnte man tragen. Was ich von der Schuluniform halten sollte, wusste ich nicht wirklich. Sowas gab es bei uns nicht und eigentlich wollte  ich es nicht tragen, aber ich musste das scheinbar.

"Aufstehen!" Die Tür wurde aufgerissen und gleich wieder zugeschlagen. Müde weltzte ich mich auf die andere Seite und versuchte dem Licht auszuweichen, was durch die Fenster drang. Ich wollte nicht aufstehen. Einfach weiter hier liegen und schlafen. Mich nicht bewegen und so tun als wäre ich tot.

Lange blieb meine Ruhe allerdings nicht. Chunji kam wieder hoch gerannt und rannte direkt in mein Zimmer "komm jetz, wir müssen los. Du brauchst noch deine Schulsachen"

Da er mich nicht in Ruhe ließ gab ich nach. Ich hatte keine Lust auf den Typen, zog mich an und schaute mein Spiegelbild an. Eins musste ich ja mal sagen, diese Uniform stand mir überhaupt nicht. Ich hasste das weiße Hemd, die schwarze Hose, diese furchtbare Krawatte und von den wirklich unbequemen Schuhen wollte ich gar nicht erst anfangen.

Als wir in der Schule ankamen, folgte ich Chunji einfach. Ich hatte keine Ahnung wohin es ging also war folgen wohl das Beste.  Irgendwann blieb er aber stehen und bog in eines der Zimmer ab. Ich sah ihm verwirrt nach und dann verdutzt. Wollte er mich jetz ernsthaft hier alleine lassen? Scheinbar schon, denn er kam nicht zurück.

Etwas verloren irrte ich durch die Gänge. Auf der Suche nach dem Sekretariat kam ich an vielen Räumen vorbei. In den meisten  war der Unterricht schon am Gange, aber keiner sah nach Sekretariat aus. Als irrte ich weiter durch die Gänge. Zehnmal hoch und runter. Immer und immer wieder.


Between The Both Of UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt