perfekt │ ＣＨＡＮＢＡＥＫ

Perfekt

Als man Park Chanyeol, einen mittelmäßig bekannten Komponisten, darum gebeten hatte, ein Lied für Byun Baekhyun zu schreiben, war seine erste Bitte gewesen, ihn kennenzulernen. Ihm wurde von Baekhyuns Management mitgeteilt, dass das nicht nötig sein würde.

Es sollte ein Lied werden, über ein belangloses Thema (Zitat: » zum Beispiel über die Liebe «); gerne sentimental aber nicht zu depressiv, so dass bloß keine Gerüchte darüber aufkämen, ob etwas mit Baekhyuns Beziehung zu Opernsängerin Kim Taeyeon im Argen sein könnte. Ein unverfängliches Stück Virtuosität, genau wie jedes andere seiner Lieder, wie Chanyeol schon bald darauf feststellte.

Sich all seine Werke anzuhören, war das Mindeste, das Chanyeol tun konnte um zumindest ein leises Gefühl dafür zu bekommen, was für ein Mensch Byun Baekhyun war. Seine Recherchen ergaben jedoch ernüchternd wenig zu seiner Person.

Baekhyuns Lieder waren zumeist ruhige, von Klavier und Streichern begleitete Stücke, deren Zielgruppe wohl ein größtenteils erwachsenes Publikum war - Menschen in hübschen Kleidern und Anzügen, die auf Galas gingen und am Ende seiner Auftritte verschiedenfarbige Rosen auf die Bühne warfen.

So wie Chanyeol aus den zahlreichen Artikeln und Berichten über Baekhyun herauslas, hatte er seine Blütezeit in seinen frühen Zwanzigern verlebt und nun - wo er der Dreißig mittlerweile näher war als der Zwanzig - eine Art Kultstatus unter den Musikenthusiasten erlangt.
Ein Byun Baekhyun gehörte in jede ordentliche Plattensammlung, vorausgesetzt, dass ihr Besitzer etwas auf sich hielt.

In Interviews gab sich Baekhyun stets freundlich und genügsam und wirkte doch eigenartig unnahbar. Er besaß so viele Ecken und Kanten wie ein Kreis. Ein perfekt rund gezeichneter, unanzweifelbarer Kreis aus dem Chanyeol nicht schlau wurde.

Ein belangloses Lied zu schreiben sollte leicht sein, doch bereitete es Chanyeol immer wieder Schwierigkeiten. Seiner Meinung nach, kam zuerst der Künstler und dann das Lied. Ein Stück zu schreiben und es einem Sänger wie einen Hut aufzusetzen ging in den wenigsten Fällen gut. In diesem Fall würde der Hut wohl zum Outfit passen, aber Chanyeol fragte sich, ob der Mensch darunter sich überhaupt wohl damit fühlte.
Er fand keine Antwort darauf.

Aus diesem Grund bestand Chanyeol darauf, Baekhyun sein potentielles neues Lied persönlich vorzuspielen und den Text mit ihm einzustudieren und weil er dem Management vorab einen neugierig machenden Teil des Stückes hatte zukommen lassen, von dem es äußerst begeistert gewesen war, wurde seine Forderung gewährt.

Und so kam es, dass Park Chanyeol und Byun Baekhyun sich zum ersten Mal begegneten.

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In dem Probenraum roch es schon nach Chai Tee bevor Baekhyun ihn überhaupt betreten hatte und noch intensiver, nachdem er mit einem Becher voll eben diesem eingetreten war.

Chanyeol musterte ihn für einen Augenblick. Er trug eine hochgekrempelte Jeanshose die weder besonders locker, noch besonders eng saß, in die er ein Hemd gesteckt hatte, ebenfalls bis in die Armbeugen hochgekrempelt, welches groß aussah und aus einem seidigen Stoff bestand. Es kam ihm ein bisschen wie ein Schlafanzugoberteil vor, aber wahrscheinlich war es vielmehr das brillante Konzept eines Designers den Chanyeol weder kannte, noch verstand.

Baekhyuns silbernes, seitlich gescheiteltes Haar glitzerte in der schrägstehenden Morgensonne, die durch die große Fensterfront in das Studioapartment fiel. Seine blasse Haut ebenso. Er war viel kleiner als Chanyeol erwartet hatte; klein und zierlich, mit hübschen, schmalen Fingern, die den dampfenden Becher umschlossen, fast umklammert hielten. Chanyeol konnte die bläulichen Adern erkennen, die sich in verworrenen Mustern über den Handrücken zogen.
Er sah fein aus. Makellos.