Glücklich sein. Den ganzen Tag ein Lächeln im Gesicht spüren, echtes Lächeln. Die positive, durchströmende Kraft bis in die Zehen spüren. Den Wind fühlen, der deine Haare zerwühlt und die Bäume zum Rascheln bringt. Der Sonne zuzusehen, wie sie auf dem Horizont in ihrer morgendlichen Röte erscheint und sich auf den neuen Tag freuen. Den Sternenhimmel betrachten und das Positive an der Welt erkennen. Sich frei fühlen. Nicht mehr weg wollen. Manche Menschen beschreiben es so, das Glücklich Sein.
Ich selbst habe keine Ahnung davon, seit mein Gehirn anfing zu arbeiten, konnte ich mich nur an tiefe Dunkelheit und Verlassenheit erinnern. Als ich mit müden Augen das dunkle Licht der angeblichen Welt erblickte, war es echt deprimierend nichts zu fühlen, keine Mutter die mich in ihren Armen hält und ihr schönes Kind bestaunt, nicht zu schreien, wie normale Babys das tun. Ich war noch nicht mal in der Lage zu Atmen, sie mussten mich notversorgen. Die ersten drei Jahre verbrachte ich im Krankenhaus, da ich nicht stark genug war, ich immer Kreislaufprobleme hatte und mir das Atmen schwerfiel. Klingt ja fast so als hätte ich damals schon gewusst, dass ich nicht auf dieser Welt sein wollte. Diese Ironie.
Meine Eltern besuchten mich gelegentlich und brachten nicht wirklich hin, mit einem Baby wie mir umzugehen. Sie erfragten meinen Gemütszustand, doch klugerweise konnte ein Säugling noch nicht sprechen. Tja, sie waren absolut schlechte Eltern, die mich durch einen Unfall bekamen, und es nicht einmal versuchten mich zu verstehen.
Nach diesen einsamen drei Jahren, zog ich bei meiner "Familie" ein, wo ich eigentlich relativ auf mich alleine gestellt war, ich meine es war kein Problem mit Fünf Jahren bis Mitternacht durch dunkle Nebengassen zu schlendern. Fazit: Ich war ihnen egal. Cool. Ich mochte sie auch nicht. Sie versorgten mich mit Nahrung, mehr war da aber auch nicht.
Ungefähr ein Jahr danach tranken meine Eltern immer häufiger Alkohol und kamen erst spät nach Hause. Vermutlich betranken sie sich, weil sie ihr Leben nicht als toll empfanden.
Ich lernte jedoch jeden Tag mehr die Situation zu akzeptieren und froh darüber zu sein, am Leben zu sein. Ja, ich besaß tatsächlich so etwas wie Hoffnung, Optimismus und auch Positivität. Kein Plan warum.
Kurz darauf wurde meine Positivität auf die Probe gestellt, meine Alkoholiker-Eltern begannen mich zu schlagen, da sie anscheinend den Hass an ihrem unzufriedenem Leben an mir ausließen. Ja, es war eine schwierige Zeit aber ich versuchte trotzdem stark zu bleiben. Meine Persönlichkeit wurde durch diese Zeit verändert, ich war nun introvertierter als je zu vor, redete nie und war meist abwesend, in einer anderen Welt, in der ich davon träumte ohne der Dunkelheit zu leben und normal wäre, glücklich.
Ich vertraute nur mir selbst. Aber ich hasste mich. Meinen durchschnittlichen Körper, meinen Charakter, alles, außer meine hellblauen Haare. Aber gut. Ich hatte eben keinen anderen Menschen als ... mich. Und mein einziger Halt war die Dunkelheit, sie gab mir Geborgenheit, da sie von Anfang an ein Teil von mir war.
Meine Kindheit war von Tränen geprägt, ich war fast schon abhängig von diesem Gefühl. Ich weinte nachdem sie mich schlugen, wenn ich an meine Einsamkeit dachte oder einfach so. Ich schlug meine Augen auf, erblickte meine dunkle, stille, einsame Welt. Mein Auge wurde feuchter und schon sah ich nur noch verschwommen, mein Auge füllte sich mit Tränen. Mein Blick blieb starr und emotionslos, meine Wimpern zuckten nicht.
Je älter ich wurde, fühlte es sich in mir drinnen immer mehr so an, als würde ich jeden Moment zerbrechen. Mein Kopf ließ Gedanken zu, die ich nie zu denken wagte, da ich trotz allem immer das Positive sehen wollte. Gedanken, die mir das Gefühl gaben mich frei zu fühlen wenn ich mich umbringen würde, was ich nicht tat, da ein kleiner Teil von mir noch immer ein Optimist war.
Ein Jahr später fing ich an mich, nach dem Bisschen Essen was ich zu mir nahm, absichtlich zu übergeben. Es führte dazu, dass ich nach einiger Zeit bei einer Körpergröße von 176cm nur noch 50kg wog. Meine Alkoholiker Eltern bekamen von all dem nichts mit, weil sie noch immer nur das Nötigste für mich taten. Zumindest hörten sie auf mich zu schlagen, da sie merkten es änderte sowieso nichts an ihrem Leben.
Mit Vierzehn Jahren fand ich heraus, dass Selbstverletzen eine angenehme Art war um den Schmerz für kurze Zeit unterdrücken zu können. Also ja, ich ritze mich.
Aber das war noch nicht alles.
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to be happy
Teen FictionLuan, ein vermutlich depressiver Sechzehnjähriger, kennt nur Dunkelheit in seinem Leben. Dann lernt er ein Mädchen kennen, wodurch er das erste Mal dieses "Glücklichsein - Gefühl" spürt. Aber nichts hält ewig oder?