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„Muss das sein Juliet?", murrte ich, als ich mich in meinen Sport- Bh quälte. „Ja, ohne Sport- BH geht gar nichts", lachte meine beste Freundin und guckte ungeduldig auf ihr Handy. „Ich hasse dich", sagte ich monoton, als ich meine Sporttasche packte und an der Hand aus unserer Wohnung hinausgezogen wurde. „Ich hab dich auch lieb", lachte Juliet und schon standen wir auf der Straße. Mittlerweile hatte auch ich mich mit dem Gedanken abgefunden, dass ich jetzt Sport machen werde. „Yoga? Ich bin doch total ungelenkig. Kann ich nicht im Studio nebenbei trainieren und wir gehen dann wieder gemeinsam nach Hause?", versuchte ich meine beste Freundin kompromissbereit zu stimmen. „Na gut. Dann machen wir es halt so",erwiderte meine beste Freundin und ging in den Saal hinein. „Bis nacher", sagte Juliet und drehte sich noch einmal um. Ich lächelte sie an und winkte kurz. Da ich öfter hier in dieses Fitnessstudio ging, wusste ich genau welcher Saal heute frei war. Es war fast immer der Kleinste. Dieser hatte überall auf allen vier Wänden Spiegel, was perfekt für mein Training war. Schnell stellte ich meine Sporttasche neben die Anlage und kramte mein Handy raus. Dann steckte ich das AUX- Kabel in die vorgesehene Böchse meines Handy und suchte nach einem Lied. Zuerst setzte ich mich auf den Boden und dehnte mich. Natürlich war ich nicht ungelenkig, wie ich vohrer gejammert hatte, denn als Tänzerin hätte ich sonst nicht wirklich eine Chance. Nach ein paar Übungen stand ich auf und ging wieder zur Anlage. Schnell suchte ich mir das Lied zu dem ich gerade eine Choreografie erarbeitete. Ich tanzte es einmal von Anfang bis zu dem Teil, den ich schon hatte, durch. Es war eine meiner Lieblingschoreografien. Leider wollte ich es mit einem Partner aufnehmen, aber mein Tanzpartner Elias hatte sich leider seinen Fuß gebrochen und fällt jetzt für mindestens sechs Wochen aus, wenn nicht sogar mehr. Nach ein paar Minuten hatte ich schon wieder einen neuen Teil und filmte ihn, damit ich mich nächstes Mal wieder daran erinnern konnte. Dann spielte ich einfach irgendwelche Songs ab um mich einfach kreativ und tänzerisch dazu auszutoben können. Ich wirbelte durch den Saal, schmiss meine Beine zu meinem Kopf und sprang herum, bis ich Juliet in der Türe sah. Sofort stoppte ich in der Bewegung und lächelte sie an. „Ich wäre fertig", lachte sie mich an und ich nickte. Schnell steckte ich mein Handy aus, drehte die Anlage ab und packte meine Tasche. Dann stand ich schon bei meiner Freundin in der Tür und schon waren wir auf dem Weg nach draußen. Doch plötzlich schrie mir die Rezeptiondame hinterher. „Frau Van de Lind, ich müsste etwas mit Ihnen besprechen", lächelte sie mich an, als ich mich zu ihr an die Rezeption bewegte. „Ach, Maddie. Du weißt, dass du mich duzen darfst", lachte ich. Maddie nickte und erzählte weiter: „Ja, weiß ich, Tara. Mich haben vorhin zwei junge Männer angesprochene, ob hier jemand einen Art Tanzkurs für die Zwei privat anbieten könnte und ich habe gesagt, dass ich ihr Interesse an die Beste im Unternehmen weitergebe. Also hier ist die Nummer des einen. Also meld dich, die waren echt attraktiv", lachte Maddie. „Die Beste im Unternehmen? Was ist mit euren mindestens dreizig Tanzlehrern, die wirklich bei euch arbeiten?", fragte ich etwas verwirrt. „Naja, schließlich wollten die Einzelunterricht und den kann ich mir halt nur mit dir vorstellen. Mit den anderen Tanzlehrern wären sie doch selbst arm." Ich nickte und bedankte mich herzlich. Die Nummer steckte ich hinten in meine Handyhülle und verließ dann das Studio. Grübelnd holte ich mir mit Juliet noch einen Kaffe auf dem Weg nach Hause. „Ich würd sie anrufen", sagte Juliet, als sich unsere Wege ins jeweils andere Badezimmer trennten.

Schnell zog ich meine verschwitzten Sportklamotten aus und sprang unter die Dusche. Das Wasser plätscherte an meinem Körper hinunter. Durch die Wärme des Wassers beschlug das Fenster, die Spiegel und die Duschtüre. Nachdenklich shamponierte ich mir das Haar. In meinem Kopf bildete sich ein inneres Bild einer Pro- und Kontraliste. Soll ich die Jungs anrufen oder es lieber lassen? Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Meine letzte Beziehung war nicht einmal eine Richtige gewesen. Ich mochte ihn am Anfang sehr gerne, aber kaum hatte ich weniger Zeit für ihn wurde er mir egal. Auch die Kommunikation fehlte zwischen uns. Mit ihm offen über meine Sorgen und Gedanken zu sprechen, ging gar nicht. Deshalb machten wir einvernähmlich Schluss. Davor hatte ich sowas wie einen „Fast"- Freund und dieser hatte mich damals sehr verletzt. Also kein Wunder, dass ich mit Männern nicht so viel am Hut haben möchte oder? Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also nahm ich mir vor mit Juliet noch zu diskutieren und dann noch einmal eine Nacht darüber schlafen. Jetzt musste ich mich aber auf das Rasieren meiner Beine konzentrieren, sonst würden wieder lauter blutige Stellen meine Beine zieren, dass wollte ich auch nicht. Meine Gedanken an das Angebot versteckten sich ein wenig hinter meinen alltäglichen Gedanken, wofür ich sehr dankbar war.
Als ich aus der Dusche hinausstieg, fröstelte es mich. Ich hatte wohl zu heiß geduscht. Schnell kuschelte ich mich in das bereit hängende Handtuch. Mit der rechten Hand wischte ich den Dampf von meinem Spiegel um mein Gesicht darin erkennen zu können. Ich frottierte meine Haare etwas trocken und schlüpfte mit dem Handtuch in mein Zimmer. Dort trocknete ich mich besser ab und schlüpfte in meine gemütliche Jogginghose und warf mir ein weites T-Shirt über. Meine Haare flochte ich in zwei Zöpfe. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und begann meine Arbeit für die Universität. Das Thema, dass ich dieses Mal bearbeiten musste, machte mir Spaß. Der Titel meiner Arbeit lautete: „Tänzerische und Rhythmische Bewegung mit Kindern." Mein Studiengang hieß Tanzpädagogik und Rhythmische Bewegung. Es vereinte zwei meiner liebsten Sachen: Tanzen und mit Kindern arbeiten. Heute war Freitag, deswegen hatten Juls und ich Zeit für eine Session im Studiogehabt. Freitags haben wir beide nur bis Mittag Uni. Juls studierte Gesang. Also hatten wir eine ganz musikalische Studentenbude.

Mein Handy vibrierte und riss mich damit aus der Konzentration an meiner Arbeit. Als ich mein Handy aufhob, fiel mein Blick auf die Nummer der beiden Jungs. Nachdenklich starrte ich auf die Nachricht, die ich bekommen hatte. Sie war von Juliet, die fragte, ob sie etwas für mich mitkochen sollte. Bedankend sagte ich ihr zu. Ich holte die Nummer aus meiner Handyhülle und wippte die Karte zwischen meinen Fingern hin und her. Um die Karte nich zu verlieren, gab ich sie in meinen Planner und makierte darauf ein Fragezeichen. Wenn ich sie anrufen würde, wäre morgen der perfekte Zeitpunkt. Meine Gedanken konzentrierten sich wieder auf meine zu schreibende Arbeit.

Nach ungefähr einer Stunde, die ich mit meiner Arbeit teilte, stand auf einmal Juliet neben mir am Schreibtisch. Ich erschrak, was meine beste Freundin zum Lachen brachte. „Boah, hör auf damit!", sagte ich wütend und griff mir theatralisch auf mein Herz um ihr damit meinen großen Schrecken zu demonstrieren. „Ich dachte, du wolltest wissen, dass das Essen fertig ist", lachte sie und verließ mein Zimmer. Ich konnte sie noch immer lachen hören. Schmunzelnd schloss ich meinen Laptop und verschwand ebenfalls Richtung Küche.

„Mahlzeit. Ich hoffe ich kann die Geschmacksnerven meiner besten Freundin befriedigen", lachte Juliet. Ich nickte, da ich meinen Mund schon voll hatte. Juliet hatte für uns beide eine Gemüselasagne gemacht. „Schmeckt", erwiderte ich schmatzend. Juliet grinste mich an und erhob nun ebenfalls Messer und Gabel. Nach dem ich mampfend das letzte Stück meiner Protion verdrückt hatte, fragte ich Juliet. „Was hälst du von dem Angebot von Maddie?" Juliet schluckte hinunter und antwortete: „Wie vorher schon gesagt, ich würde die beiden anrufen. Du bist eine organisierte Studentin, also hast du Zeit dafür. Schließlich gibt es doch nichts Besseres als mit Spaß etwas Geld zu verdienen, oder?" Ich lächelte Juliet an und nickte. Wo sie recht hatte, hatte sie nun eben recht. „Ich werde sie morgen, gleich anrufen", sagte ich entschlossen und bedankte mich für das Essen. Ich räumte mein schmutziges Geschirr in den Geschirrspüler und nahm mir ein Glas aus dem Regal. Das Glas füllte ich mit Wasser und drank es in einem Schluck aus. Das nun leere Glas stellte ich neben die Abwasch, als es plötzlich klingelte. „Erwartest du jemanden?", fragte ich Juliet, die noch gemütlich ihre Lasagne aß. Sie schüttelte den Kopf und ich zuckte mit den Schultern. Also schlurfte ich gespannt zur Tür und öffnete sie. „Samuel", quietschte ich und fiel ihm um den Hals. Hinter uns hörte ich Juliet husten, da sie sich wohl verschluckt hatte. Ich grinste in mich hinein, da ich den Grund dafür genau wusste.

„Was machst du hier in Köln?", fragte ich Samuel, als wir zu dritt draußen auf unserem Balkon saßen. „Kurzbesuch bei meinem kleinen Schwesterlein", lachte Samuel, „Nein ist leider etwas berufliches und morgen muss ich schon wieder nach Berlin." „Ach, schade. Dann müssen wir unsere Party- Nacht verschieben?", schmollte ich. Mein Bruder lachte auf und nickte. „Aber wir holen sie bestimmt nach. Wir schreiben uns deswegen einfach mal", antwortete Samuel, damit ich zu schmollen aufhörte. Danach saßen wir alle drei vor dem Fernseher und waren vertieft in ein spannendes Mario Kart Battle. Nachdem mein Bruder zwei Mal gegen mich verloren hatte, verabschiedete er sich. Kurz räumten Juliet und ich noch die Gläser und Teller weg, bis wir auch uns gute Nacht sagten. Jeweils verschwanden wir in unsere Zimmer.

Bevor ich in meinen Pyjama schlüpfte, putzte ich mir noch die Zähne. Eingekuschelt in meinem Pyjama saß ich nun auf meinem Bett und schaute noch zwei Folgen meiner Lieblingsserie. Müde schloss ich den Laptop und gab ihn auf mein Fensterbrett, das direkt an mein Bett angrenzte. Bevor ich nun wirklich probierte ins Träumeland zu reisen, schnappte ich mir mein Handy und stellte mir einen Wecker für morgen um neun Uhr. Wenn ich es nicht tun würde, wäre mein Tag nur halb so produktiv und morgen hatte ich wieder einen relativ voll gepackten Tag. Dann legte ich mein Handy wieder zurück auf meinen Nachttisch und schloss meine Augen. Ich zog die Decke hoch bis zu meinen Schultern und drehte mich auf die rechte Seite. In meinem Kopf ging ich die ganze Zeit meine neue Choreografie durch und überlegte, wie ich sie besser machen konnte. Nach dem ich genügend neue Ideen gefunden hatte, war mein Kopf auch schon ausgeschaltet und ich driftete in den geliebten Schlaf. 

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⏰ Last updated: Apr 17, 2018 ⏰

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