Alaniel war ein fröhliches kleines Mädchen. Obwohl sie ihre Eltern nicht kannte, war sie dennoch glücklich. Sie hatte viele Menschen, die sie umgaben und alle waren warmherzig zu ihr. Sie lebte in einem kleinen Dorf am Ufer eines Flusses, der sich durch ein hohes Gebirge durchschlängelte. Umgeben von Bergen und idyllischer Ruhe wuchs sie auf.
Gedankenverloren lief sie über eine Wiese am Rande des Dorfes. Das frische grüne Gras kitzelte zwischen ihren Zehen und sie spürte die warmen Strahlen der Sonnen. Gerade kniete sie über einer Blume und roch an ihr, als sie Mimi ihren Namen rufen hörte.
„Alé!" Ihre beste Freundin kam zwischen den Häusern des Dorfes herausgelaufen. Mit einem breiten Lächeln blieb sie vor ihr stehen. „Hey, was machst du da?"
Noch immer auf die Pflanze achtend, zeigte Alaniel auf die Blume vor ihr.
Mimi kniete sich daneben und betrachtete sie. „Willst du einen Blumenstrauß pflücken? Warte ich helfe dir."
Mit einem großen Strauß Blumen in der Hand kam Mimi auf sie zu. „Schau mal" Sie zeigte ihren Blumenstrauß. Auch Alaniel war fleißig gewesen und hatte inzwischen einen Strauß angesammelt. Blumen verschiedenster Farben und eine jede duftete anders.
„Lass uns Wasser vom Fluss holen und sie in eine Vase stellen." sagte Mimi.
Voller Begeisterung packte sie ihre Freundin bei der Hand und zog sie hinter sich her. Alaniel machte das nichts aus. Sie war sogar glücklich eine solch lebensfrohe Freundin zu haben. Sie ließ sich so schnell begeistern und zauberte anderen immer ein Lächeln aufs Gesicht.
Die beiden liefen auf den Pier zu, der in den kristallklaren Fluss hineinreichte. Mimi setzte sich an die Kante und zog ihre Freundin zu sich. Alaniel tat es ihr gleich und steckte ihre vom Gras gefärbten Füße in das kalte Wasser. Sie legte den Kopf in den Nacken und badete ihr Gesicht in der wohlen Wärme der Sonne.
„Ich wünschte die Zeit würde nie vorbeigehen und wir beide könnten das für immer machen." sagte ihre Freundin beinahe flüsternd. Beinahe geistesabwesend blickte sie in den blauen Himmel während sie noch immer die Hand ihrer Freundin festhielt.
Alaniel verstand nicht was sie meinte. Wieso sollten sie nicht auf ewig gemeinsam Spaß haben können? Sie blickte in Mimis Gesicht und glaubte eine Spur von Traurigkeit entdecken zu können.
Zurück Zuhause öffnete ihre Tante Emilia die Tür.
„Wie siehst du denn wieder aus? Hast du dich im Dreck gewälzt?"
Sie musste laut loslachen über das Aussehen ihrer Nichte. Die Beine voller Erde und das Kleid versehen mit grünen Flecken der Wiese.
„Wasch dir wenigstens die Beine ab." kicherte ihre Tante. „Und dann kannst du zum Essen kommen."
Alaniel setzte sich an den Tisch und schaute zu Emilia rüber. Sie war immer fröhlich aufgesetzt und kümmerte sich fürsorglich um sie.
„Heute gibt's Suppe." sagte sie und stellte einen Topf auf den Tisch.
Ihr lief bereits das Wasser im Mund zusammen. Sie richtete sich auf und hungrig wie sie war, griff sie nach der Suppenkelle.
„Nicht so hastig." Liebevoll kniff ihre Tante in die spitzen Ohren ihrer Nichte. „Immer schön langsam. Es ist genug da."
Sie nahm ihr die Kelle aus der Hand und schenkte ein. Sofort machte sich Alaniel ans essen und stopfte sich einen Löffel nach dem anderen in den Mund. Es schmeckte wie immer himmlisch gut und sie konnte nicht genug davon bekommen.
Emilia grinste „Scheint dir zu schmecken, wenn du magst kann ich dir noch mehr geben."
Alaniel hielt mit großen Augen ihre Schale entgegen und ihre Tante musste nochmal lachen.
Fast jeden Tag besuchte sie ihre Großmutter Milli. Sie war zwar nicht ihre echte Großmutter, doch sie kannte diese Dame schon ihr ganzes Leben. Jedes Mal wenn sie sie besuchte erstrahlte die alte Dame und freute sich. Dann fing sie immer über allerlei Klatsch und Tratsch zu erzählen das in dem Dorf vor sich ging und Alaniel hörte immer gespannt zu.
Als sie in die warme, altbekannte Stube der Großmutter eintrat roch es nach frischen Plätzchen. Sie fand die alte Dame strickend, in Decken eingehüllt, auf einem alten Stuhl neben dem Kamin sitzend vor. Als sie Alaniel bemerkte leuchtete ihr Gesicht auf.
„Wie schön dich zu sehen. Komm setzt dich doch zu mir." Sie deutete auf einen Stuhl. Sie schob den Stuhl zur Großmutter und setzte sich.
„Es ist schon ein Weilchen her seit ich dich das letzte Mal gesehen habe." Oma Milli begutäugte ihre Enkelin. „Kein bisschen verändert und immer noch die Alte, wie ich sehe." kicherte sie.
Mit ihrem Lächeln schwappte auch etwas Traurigkeit mit und Alaniel verstand nicht was los war.
„Meine liebste Freundin.", sprach ihre Großmutter und legte ihre Hand auf Alaniels „Ich möchte dir danken. Dafür, dass du mir meine Tage versüßt hast und mich immer zum Lachen bringen konntest." Die Großmutter schaute ihr eindringlich in die Augen und dem sonst so ernsten Kind huschte ein Lächeln über die Lippen. Eine vereinzelte Träne lief der alten Dame das Gesicht hinunter.
Das war auch das letzte Bild was sie von der Großmutter im Gedächtnis hatte. Nach diesem letzten Besuch war Großmutter Milli verschwunden. Alaniel konnte nicht verstehen was passiert war. Denn nach diesem Tage hat sie auch weder ihre Tante Emilia, noch ihre Freundin Mimi wiedergesehen. Ab da war sie allein.
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Der Fluch der Ewigkeit
FantasyEine kleine Kurzgeschichte, die einen zum Interpretieren und Nachdenken anregen soll. Es würde mich freuen, wenn ihr eure Interpretation vom Geschehen in die Kommentare einfügen könntet. Mein erster Entwurf dieser Art.