Es gab einmal, vor langer, langer Zeit, ein kleines Dorf, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere. In diesem Dorf lebte ein junges Mädchen mit goldblondem Haar, das sich in aufregenden Wellen um ihr überirdisch schönes Engelsgesicht mit den smaragdgrünen Augen und dem weinroten Mund schlängelte. Dieses Mädchen trat einst hinaus in eine frostige Nacht, die so kalt war, dass selbst der Mond sich nach Wärme sehnte.
Es war allein auf dieser Welt, mutterseelenallein. Die Eltern fielen einst dem großen, dunklen Mann zum Opfer und bei den wenigen anderen Dorfbewohnern fraß sich bei ihrem wunderschönen Anblick der Neid in die Herzen, weswegen sie gemieden wurde.
Aus den Augen des Mädchens flossen diamantene Tränen, es wollte nicht mehr im Würgegriff der Einsamkeit leben, es wollte sterben.
Doch plötzlich hörte sie ein angstvolles Miauen, worauf sie hinter einem Baum ein kleines, abgemagertes Kätzchen bemerkte, welches von einem großen, knurrenden Wolf bedroht wurde. In diesem Moment glomm ein Funke in ihr auf und eine lange nicht mehr verspürte Energie durchströmte sie.
Sie rannte zurück ins Haus, holte sich eine abgesägte Schrotflinte und schoss den Wolf in den Kopf. Das zitternde, schwarz-weiß gefleckte Kätzchen sah mit großen, dankbaren Augen zu ihr hinauf und dem Mädchen wurde bewusst, dass es auf dieser Welt immer jemanden geben wird, der uns braucht.
Und somit ist nie jemand alleine. Auch nicht in einer kalten Nacht.