Ich sehe dich mit ihren Augen

Prolog

Hexerei war in unserer Stadt viel verbreitet und nahezu jede zweite Frau wurde bei uns schon verbrannt. Meistens hatte es jedoch nichts mit Hexerei zu tun sondern sie wurden wegen roten Haaren oder wegen des Nachbarn mit dem sie Streit hatten verbrannt. Wir lebten in ständiger Angst die nächste zu sein und so versteckten sich manche Frauen von uns im Wald. So auch meine Mutter und ich.

„Mutter , wieso müssen wir weg von Vater und in den Wald? Ich möchte zuhause bleiben. Bei Vater. Bei Katarina. Bei Jeck."

„Das geht aber nicht mein schatz. Guck dich und mich an. Wir haben zu dunkles haar. Narren könnten behaupten wir wären rotschöpfe." Sie lächelte mit Tränen in den Augen und ich merkte das es keinen anderen Weg gab. Wir mussten weg. Doch wer im Wald gefunden wurde, musste mit der direkten Verbrennung rechnen. Denn nur Hexen lebten im Wald, behauptete der Bürgermeister. Und mit ihm das gesamte Volk. Ich konnte nichts mitnehmen , das wäre zu auffällig falls es wieder eine Durchsuchung gegeben hätte. Dies machte der Bürgermeister immer wenn ihm von einem Untertan gemeldet wurde das eine Frau fehlte. Wir waren keine Menschen. Wir waren Gegenstände, Monster. Doch es war normal. Wenn Männer Frauen umbrachten musste man zur Strafe nicht einmal Ein Goldstück bezahlen. Wir brachen in der Nacht auf um nicht gesehen zu werden. Ich war damals acht Jahre alt und konnte mich unter Mutters Gewand verstecken. Wir mussten quer durch das Dorf und mussten aufpassen nicht von wachen entdeckt zu werden. Mutter vertraute mir das ich keinen mucks machte und ich vertraute Mutter das wir lebend in den Wald kamen. Das Dorf war klein und es roch besser als in manch anderem Dorf. Wir hatten viele Hütten die mit Tieren gefüllt waren. Jäger hatten es bei uns ziemlich schwer denn die Jäger wussten nie ob es tatsächlich Wildtiere oder Zuchttiere waren. Als wir weitergingen sahen wir im Kerzenschein eine Frau die aus dem Haus des Schuhmachers guckte. Es war eine Hure die auf den Schuhmacher wartete. Es musste eine Wanderhure sein denn die huren aus unserem Dorf wussten das der Schuhmacher alle huren mit denen er schlief umbrachte damit er ihnen keine Goldmünzen zahlen musste. Hurerei war kein Geheimnis sondern ein ernstzunehmender Beruf. Der einzige Beruf den Frauen ausüben durften. Als wir den Wald sahen fing Mutter an zu kichern. Vor Freude. Wir fingen an zu rennen. So schnell wie ich noch nie rannte. Ich spürte den Wind unter Mutters Gewand an meinem Gesicht entlang gleiten und ich freute mich.