Teil 1

25 3 6
                                    

"Weißt du warum du hier bist?", zwei Augen fixieren mich und ich erkenne darin den Blick meines Vaters. Er ist deutlich angespannt und blickt ständig zu Uhr, dieser Besuch ist ihm lästig und bisher hat er keine Anstalten gemacht diese Abneigung zu überspielen. "Weil du dir ein normales Kind wünschst, das in dein perfektes Leben passt?", gebe ich gereizt zurück. Der Blick des Mannes mir gegenüber wird ernst und das Zucken innerhalb des Gesichtes signalisiert Wut und Gereiztheit. Energisch wischt er sich kurz über das Gesicht und stöhnt genervt auf bevor er sich zu einer Antwort überwindet: "Elizabeth, das hier ist gut für dich und du bekommst die Hilfe die du benötigst. Das haben wir doch schon besprochen." Langsam scheißen mir erneut Tränen in die Augen, eigentlich bin ich eine starke Persönlichkeit, doch zur Zeit habe ich mich nicht unter Kontrolle. Ich bin wie ein kleines Kind, ein Kind, dass sich nicht in die Rolle einer Erwachsenen einfinden kann, nachdem es seine Mutter verloren hat.
Hartnäckig wische ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln und versuche eine neutrale Mimik einzunehmen, was mir nicht ganz so gut gelingt und zusammen mit meiner brüchigen Stimme ein ziemlich armseliges Bild abgibt: "Papa, ich brauche keine Therapie. Ich brauche dich!" Ich schaue ihn an und bereue augenblicklich mich so verletzlich gezeigt zu haben, denn er meidet meinen Blick und springt schon fast vom Stuhl, als die Stimme der Sprechstundenhelferin meinen Namen durch den sterilen Weißen Raum schallen lässt.
Ich erhebe mich und schleppe mich durch den langen Flur, bis ich mich schließlich auf einem braunen Ledersofa niederlasse. Ganz schön Klischee, stelle ich fest, während mein Blick das Zimmer analysiert. Weiße Wände, ein Schreibtisch, der so ordentlich ist, dass man einen Ordnungszwang vermuten könnte, eine braune Tasche, in welche ich zu gerne einen Blick werfen würde, einige bemerkenswerte Auszeichnungen und ein Glas mit Süßigkeiten auf dem Tisch. Das Warten macht mich langsam aber sicher nervös und ich versuche irgendwie eine Ablenkung zu finden, doch nachdem ich gefühlt jede Auszeichnung auswendig kann, wandern meine Augen zurück zum Tisch mit den Gummibärchen. Meine Augen ruhen auf dem Glas, während mein Kopf ab schätz wie viele Rote Gummibärchen sich wohl darin befinden. Langsam mache ich das Glas auf und gebe meiner Neugier nach, drehe das Glas nach rechts und links.
Das nächste was ich höre ist die Tür, die mich so aus meinen Gedanken reißt, dass mir das Glas aus den Händen rutscht und mit einem lauten Klirren auf dem Boden zerbricht.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 06, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

BEWILDERED Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt