Lebkuchen im September

Museum (Teil Drei)

Gesundbrunnen. Endlich. Hat ja lang genug gedauert. Zu spät komme ich jetzt auf jeden Fall, aber das kann ich wohl nicht mehr ändern. Na gut, dann mach ich mich Mal auf den Weg ins Museum. Ist denn hier ein Schild angebracht? Ach ja, da, schön.
Ich renne fast schon die Straße hinunter. Die anderen stehen längst nicht mehr draußen, aber in der Vorhalle des Museums hol ich sie doch noch ein.

Während unser Chef irgendeine Rede über die neue Ausstellung hält gucke ich mich um. Ob Ann schon da ist? Nee, leider nicht. Hoffentlich kommt sie auch bald, sonst könnte das hier langweilig werden. Vielleicht könnte ich ihr 'ne SMS schreiben, so zu sehen wo sie ist.......aber das geht ja gar nicht, sie fährt mit dem Rad. Was sagt Herr Gerhard da? Also, wenn ich hierzu einen Artikel schreiben will, dann sollte ich viel besser zuhören.
"Hiermit übergebe ich jetzt den Museumsleitern das Wort!" Seine Worte werden mit Beifall empfangen. Jetzt stellt sich eine Frau vor uns auf: "Wir danken sehr herzlich unseren Sponsoren..." Aha. Also wieder so ein Geschwafel. "Huuaaagh" Einer aus der Reihe vor mir dreht sich um. Ups. Warscheinlich hab ich ein bisschen zu laut gegähnt.
Plötzlich spüre ich mein Handy in meiner Tasche vibrieren. Ich gucke auf das Display. Eine neue Nachuhricht:

Ann💣: Bin da, wo seid ihr?

Sie ist also hier. Ich schick schnell eine Nachricht zurück:

Hier in der Vorhalle. Siehst du uns nicht?

Gleich darauf sehe ich, wie Ann die Treppe runterkommt. Ich winke ihr unauffällig zu. Sie setzt sich neben mich auf eine Garderobenkiste. "Warum seid ihr noch hier? Ich habe gedacht, ihr wärt schon bei dem Flugzeug." Ich deute auf die Frau vom Technikmuseum, die gerade ihre Rede beendet. "Die da hatten noch was zu sagen. Ich verstehe auch nicht, warum wir das nicht oben machen können, da ist doch mehr Platz, oder?" Hier unten stehen die Leute nämlich dicht an dicht, es ist schließlich eine öffentliche Eröffnung. Ann nickt. "Ich war ja grad oben und da ist es leer".

Nun führt dieselbe Frau, die vorher geredet hat, Herrn Gerhard und die restlichen VIPs Richtung Treppe. Sie wendet sich an das "gemeine Volk": "Bitte, folgen sie mir! Die Ausstellung ist eröffnet!" Die Menschenmasse geht überraschend ruhig und gesittet die Treppe hoch. Na dann Mal los. "Wollen wir?" fragt mich Ann. "Klar" antworte ich ihr. Wir schließen uns der Masse an, die immer noch im stetigen Strom die Stufen besteigt. Es sind deutlich mehr Leute da, als ich gedacht hätte.

Wir gehen immer weiter diverse Treppen hoch, bis wir oben ankommen. Die vielen Personen, die bis vor kurzem noch vor uns waren, sind irgendwie weg. "Eigentlich sind die Flugzeuge doch hier oben, oder?" frage ich Ann.
"Keine Ahnung, ich kenn mich hier nicht aus". Super. In dieser Etage gibt ja sogar Flugzeuge, aber nicht das, das wir heute besichtigen wollten. Ein paar Meter vor uns hängt eine Nachmachung eines Lilienthal- Gleiters. Anscheinend ist da ein Loch oder ähnliches im Boden. Ich bewege mich darauf hin.
"Schon ziemlich cool, diese alten Flieger", bemerke ich.
Ann nickt. "Beeindruckend, dass diese Maschine hier fliegen kann."
"Kann man's denn wirklich Maschine nennen? Immerhin ist da nicht viel dran."
"Naja, wie definiert man Maschine? Ich denke schon, dass es als eine zählt." Sie geht an das Geländer, das dieses "Loch" umrahmt. Ich folge ihr und stelle fest, dass man von hier bis auf die unterste Etage gucken kann. Unten steht eine Art riesiges Boot. Auf dem Level darüber ist eine Knotenstation zu entdecken. Ann erblickt sie auch. "Lass uns das da anschauen!" sagt sie begeistert.
"Wollen wir denn nicht erst die anderen finden?"
"Wenn sie hier in der Nähe wären, würden wir sie jetzt doch sehen."
Da hat sie wohl Recht. Und da ich mir auch ganz gerne diese Knoten anschauen würde, machen wir uns die Treppe runter auf den Weg dahin.