"Glaubst du wir können auch noch zusammen sein, wenn wir nicht mehr leben?"
Toni schaute Leslie fragend an.
"Was glaubst du passiert? Wenn man stirbt?", fuhr Leslie fort.
"Menschen werden Sterne, wenn sie tot sind.", sagte Toni.
"Das gefällt mir."
"Mir auch."
"Weißt du was mir Angst macht?"
"Was?"
"Wenn ein Mensch stirbt, was passiert dann mit seinen Träumen? Sterben die auch? Oder bleiben sie zurück? Unerfüllt."
"Vielleicht warten sie."
"Worauf?"
"Bis jemand kommt, der sie wahr machen kann."
"Vielleicht bist du mein Traum aus einem anderen Leben."
"Ich bin kein Traum."
Leslie lächelte sanft. "Bisschen schon."
Sie schwiegen, blickten in den Himmel und überlegten sich unabhängig von einander, was für eine Art Leben, die Sterne über ihnen wohl geführt hatten. Und welcher Stern wohl welchen liebte oder geliebt hatte oder für immer lieben würde oder nicht mehr liebte.
"Ich bin froh, dass ich hier bin.", brach Toni irgendwann das Schweigen.
"Ich auch.", sagte Leslie.
"Nein, ich meine ich bin froh, dass ich immer noch hier bin."
"Das fällt dir manchmal schwer, oder?"
Toni nickte.
"Aber das weiß niemand.", fuhr Leslie fort.
"Nein.", erwiederte Toni: "Das weißt nur du."
"Weil ich es verstehe?"
Toni schaute Leslie an.
"Das tust du doch oder?", fragte sie.
Leslie nickte und sie lächelte, weil sie immer lächelte, wenn sie darüber sprach, wie ihr das einfach nur hier sein schwer fiel.
"Ich bin auch froh, dass du hier bist, immer noch hier bist.", sagte Toni leise.
"Manchmal.", begann Leslie zu erklären: "Manchmal stelle ich mir vor, dass mich ganz am Anfang jemand gefragt hat ob ich leben möchte oder nicht. Mir wurde alles gezeigt. Das gute und das schlechte und alle Momente dazwischen. Und manchmal da ist das alles, was mich am Leben hällt, verstehst du? Weil ich hier bin und das bedeuten muss, dass ich trotzdem ja gesagt habe, obwohl ich alles gesehen habe. Auch das schelchte. Ich hab trotzdem ja gesagt. Ich muss gedacht haben, dass es sich lohnt. Und das tut es ja auch. Es lohnt sich alleine schon wegen dir. Und manchmal da lohnte es sich sogar wegen mir selbst, nur eben nicht immer. Und ich glaube ich sollte in dieser Kette von Dingen für die es sich zu leben lohnt ganz oben stehen. Ich meine das nicht egoistisch, einfach nur, dass ich irgendwie mal an der Spitze stehen muss, um auch in den schlechten Momenten nicht zu hinterfragen ob es sich lohnt hier zu sein oder nicht."
"Weißt du woran mich das erinnert?"
"Nein, woran?"
"Ich hab mal gehört wie ein Vater zu seiner Tochter gesagt hat, dass sie nicht für immer leben muss. Er hat gesagt, sie muss einfach nur leben. Jetzt. In diesem Moment. Und ich glaube das stimmt. Es geht nur um den Moment. Um diesen. Wir leben ihn und dann wird er Vergangenheit und so ist das auch mit uns. Wir sind ganz viele Momente, die sich aneinander reihen und dann Vergangenheit werden."
"Und wenn wir tot sind, dann werden wir Sterne.", sagte Leslie und lächelte.
"Und irgendwann, wenn genug Momente vergangen sind, und genau hier zwei andere Menschen liegen und in den Himmel schauen, dann sehen sie uns."
"Ich hoffe wir haben zwei Plätze nebeneinander. Irgendwo ganz nah beim Mond."
"Natürlich haben wir zwei Plätze nebeneinander."
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Das Mädchen ohne Zigarette
Short StoryWer auf Mr. Brightside von The Killers steht sollte diese Geschichte lesen. Und wer den Song nicht kennt sollte ihn sofort anhören. Ich hab beim Schreiben immer wieder an ihn gedacht. Das ist die Geschichte von Dingen die weh tun und von Dingen di...