Und wie Menschen sich ändern können.
Ich bin Lucy Rock. Die Agentin, die du niemals verstehen wirst.
"Ich bin hier, um dir zu helfen." Hallte meine Stimme in die Nacht hinein. Ich redete laut, um meine Nervosität zu verbergen.
George lachte: "Ich bin böse, und du ne Erbärmliche Gutmensch-Schlampe."
"Ich meine es ernst." Dabei sah ich ihm fest in die Augen. Auch wenn man nicht viel erkennen konnte in der Dunkelheit, spürte er meinen Blick, der ihn direkt in die Seele traf.
"Im Knast wird sich nichts ändern, glaub mir." lachte er jetzt nervös und blickte auf die blinkenden Großstadtstraßen hinunter. Wir befanden uns auf dem höchsten Turm dieser Stadt. Es war, als würde die Erde unter mir vor sich hinleben, während ich darüberschaute und alles analysierte. Mein ganzes Leben schon habe ich die Menschen analysiert. Dann erst redete ich mit ihnen. Man könnte sagen, ich habe die Kontrolle über andere. Damit habe ich die Macht. Die Macht, ihnen zu helfen, auch, wenn sie sagen, sie brauchen meine Hilfe nicht. Die Menschen bekommen sie trotzdem. Ob sie diese Hilfe bemerken, ist egal. Sie bekommen sie immer.
"Ich stecke dich nicht in den Knast, kleiner." jetzt kam die Stelle, die das Gespräch mit jedem Ganoven änderte. George stutzte verwirrt.
"Ich werde nicht dem Opfer helfen und mit dir verstecken mit fangen spielen."
George lachte:"Ach und was, wenn ich es mit dir spiele, kleine?"
"Dann werde ich mitspielen und gewinnen." Entgegnete ich kalt.
"Du kannst mich aber nicht foltern, du bist ein Gutmensch und du wirst nie erreichen, was du erreichen willst." sagte er überzeugt, mit einem Hauch provokanter besserwisserischer Einlage.
"Mein Ziel ist, es Verbrechern zu helfen. Sie Vernunft annehmen zu lassen. Ansonsten werden sie immer wieder im Gefängnis landen. Psychische Dränge haben. Ein unterdrücktes schlechtes Gewissen. Andere Menschen werden unter Verbrechern leiden. Diesen Opfern helfe ich nicht. Ich löse das primäre Problem, behandle den Ursprung. Und einer dieser kleinen Ursprünge liegt bei dir. Denn du bist das wahre Opfer."
"Das war zu viel für meinen Kopf." sagte George niedergeschlagen. Er hatte mich verstanden.
"Wie wäre es, wenn ich ihn behandle?" fragte ich etwas sanfter. Ich wollte wirklich, dass es ihm gut geht. Ich sah seine Schmerzen. Seine vielen unterdrückten Schmerzen, die er an anderen sehen wollte, um sie selbst nicht zu spüren. Doch sein Gewissen litt auch.
Es würde schwer werden, den Auslöser für seine ehrliche Sensibilität zu finden.
"Warum sollte ich ihnen vertrauen? Sie könnten mich manipulieren." fragte er kühl.
"Ich bin ein Gutmensch. Eine ehrliche Frau. Ich bin Lucy Rock."
Drei Jahre später...
Ich saß in dem Raum, der mir so bekannt vorkam, dass ich fast anfangen könnte, zu denken, er wäre die ganze Welt.
Mein Blick ruhte auf ihren trüben grünen Augen, die voller Energie waren, bereit, jedermanns Kopf zu analysieren. Aber sie strahlte eine Ruhe aus, die so kraftvoll war, dass jeder, der Geheimnisse wie ich hatte, Angst bekam.
Ich bohrte mit dem Daumennagel in meiner Hand, und wartete nervös darauf, dass sie etwas sagte.
"Mein Herr, sie sind fast fertig."
Ich zuckte erschrocken zusammen. Über einen Menschen nachzudenken und mit ihm zu kommunizieren, sind eben zwei völlig unterschiedliche Dinge.
"W-wie bitte?" fragte ich.
"Du bist kurz vor dem Ende deiner Therapie, George."
"Echt?" Das freute mich, es war wie ein Lob, das aus ihrem Mund zu hören.
Ja, in mir wurde das menschliche Verlangen nach Anerkennung zum Vorschein gebracht und umgepolt. Schlechte Taten machten mich Unglücklich...
"Es gibt noch einen Punkt." Ihre Ernsthaftigkeit jagte mir sofort wieder Angst ein. Ich sah sie fragend an.
"Gewissen." Taubheit. Taubheit in mir. Etwas brodelte unter der Taubheit, doch tausend andere Gefühle unterdrückten es und machten mich taub in der Brust.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Doch Lucy lächelte. "Schon gut, wir machen das." Etwas Erleichterung schlich sich wie rauch in meine Gefühle. In den letzten drei Jahren hatte ich viel Erleichterung kennengelernt.
Nach unserem Gespräch öffnete sich die Tür und Herr Gibbs kam aufgeregt mit einem Klemmbrett hinein. Er war hier der neurologische Wissenschaftler aus Österreich und beobachtete mein Gehirn, alle Schallwellen und sonstiges, das etwas über meine Psyche aussagte, durch eine Spiegelwand, wie man sie aus all den Agentenfilmen in den Verhörsäälen fand.
"Herr Anderson, das ist ja fabelhaft!" rief er begeistert. Ich wollte fragen, was los sei, das sah er mich verträumt an: "Mei, dass wir das mit ihnen erleben ist ja wohl ein Traum."
"Danke."sagte ich und errötete wahrscheinlich. So viel Lob wie hier hatte ich noch nie bekommen und das tat mir sehr gut.
Lucy lächelte und schob mich aus dem Raum herraus.
Ein Jahr später...
"Und schon wieder stehe ich auf einem hohen Haus", dachte ich und musste an George denken, wie ich ihn zufälligerweise genau hier vor vier Jahren in die Finger bekommen habe.
Der Ganove, der gerade vor mir stand, würde in drei Minuten mit mir mitkommen, das wusste ich. Ich konzentrierte mich auf ihn, doch meine Gedanken glitten immer wieder zu George. Er war ein guter Patient gewesen. Was er jetzt wohl machte? Konzentration, Lucy! Ermahnte ich mich.
Nach drei Minuten und elf Sekunden lief der Verbrecher vor mir her und kletterte die Regenrinne hinab.
Wir stiegen in ein Taxi und fuhren zum See. Er schimmerte im Mondlicht und lag still und zufrieden da. Das Haus daneben sah auch friedlich aus. So, als wollte es sagen: Komm her! Ich zeige dir Liebe. Die echte Liebe! Komm her! Hier ist Frieden. Komm her! Wir helfen dir.
Ich hielt Marc, dem Verbrecher die Tür auf. Zögerlich trat er ein. Vorsichtig, wie ein neuer Hund schaute er sich um.
"Willkommen." hörte ich George sagen. Er stand am Türrahmen der Küche und trug meine Schürze mit den Blumen. Ich schmunzelte.
"Marc, das ist George, George, das ist Marc." Marc nickte George zu und musterte ihn von oben bis unten. "Hey Marc, gut, dass du da bist." George lächelte ihn warm an. Das machte etwas mit mir. Ich fühlte mich warm, aufgeregt und....glücklich.
"Marc, ich zeige dir dein Zimmer."
Nachdem ich ihn auf sein Zimmer gebracht hatte, ging ich in die Küche zu George.
"Was kochst du denn da schönes?" fragte ich neugierig.
DU LIEST GERADE
A Hero - words are my weapon
Short StoryIch bin Lucy Rock. Die beste Agentin Weltweit. Meine Stimme ist meine Waffe.