GRIND

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Prolog

Damun, Insel Hestur, Färöer

11. Februar

«Hast du den Schlüssel?»

Aksel nickte. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, nicht zum ersten Mal, seit die Gruppe hinter der Mauer am Hafen abgetaucht war. Hanus streckte die geöffnete Hand aus. Aksel zögerte, dann reichte er Hanus den Schlüssel. «Ich brauche ihn wieder, das weisst du. Sonst ist morgen bei mir zuhause die Hölle los.»

«Das ist das Stichwort. Hölle. Die Hölle. Der Höllenschlund!» Kristmar stiess ein heisseres Lachen aus und rollte mit den Augen.

«Lass den Scheiss.» Aksel wischte sich die feuchten Hände an seinen Jeans ab. «Wie läuft das jetzt?»

Hanus schaute versonnen auf den Schlüssel auf seiner Handfläche. Dann liess er ihn mit einer raschen Bewegung in seiner Jackentasche verschwinden und zog gleich darauf ein Päcklein Streichhölzer hervor. Kristmars irres Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. 

«Das ist nicht dein Ernst. Kein Spiel, okay? Ich habe kein Glück bei diesem Zeug. Nie.»

«Das ist keine Frage des Glücks.» Hanus begann, die Streichhölzer zu präparieren. «Das ist pures Schicksal. Ob du gewinnst oder verlierst, stand bereits fest, bevor wir hierher kamen.»

Aksel schüttelte den Kopf. Das hier war von Anfang an nicht sein Geschmack gewesen, aber die Sache mit den Streichhölzern machte das Ganze... wirklicher. Und wenn er eines nicht wollte, dann, dass das hier alles wirklich war.

«Kristmar hat recht. Nicht nur, was die Streichhölzer angeht. Das Ganze ist völliger Irrsinn.»

«Das habe ich nicht gesagt!» Kristmar liess sich fallen, lehnte sich sitzend an die Mauer und schloss die Augen. «Das hier wird eine grosse Show. Ich mag nur das mit den verdammten Hölzern nicht.»

«Zieh.» Hanus hielt Aksel drei Streichhölzer entgegen. Aksel zog eines und verbarg es in der geschlossenen Hand. Kristmar begann, blind herumzutasten im Versuch, die Hand von Hanus zu finden.

«Hör auf mit dem Unsinn, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Zieh ein verdammtes Holz.»

Kristmar riss die Augen auf und fletschte die Zähne. «Bist du sicher? Hanus, mein Held, vielleicht endet diese Nacht hier für uns gar nicht mehr. Vielleicht sind wir im Begriff, in die ewige Nacht einzutauchen. Die Reise zum Fürsten der Dunkelheit, der Weg ohne Wiederkehr, die...»

«Zieh ein Holz! Jetzt!» Aksels Stimme überschlug sich und zerriss die Stille am Hafen, und Hanus warf einen nervösen Blick in die Dunkelheit. Die nachfolgende Stille war schwer zu ertragen. Es war wie ein Weckruf gewesen, ein letztes Aufbäumen der Vernunft, ein Moment des Erwachens.

Er verpuffte wirkungslos.

«Zu Befehl, mein Lord», flüsterte Kristmar und zog ein Streichholz zwischen den Fingern von Hanus hervor, wie in Zeitlupe. Es war intakt. Hanus legte den Kopf schief und öffnete langsam seine Hand. Das verbliebene Streichholz war ganz. Aksel schluckte schwer und blickte auf seine geschlossene Faust.

«Da drin muss es ein kurzes Stück Holz haben, sonst hat unser Freund Hanus einen miserablen Job gemacht.» Kristmar schlug Aksel aufmunternd auf die Schulter. «Komm, alter Junge, zeig uns den Burschen. Das ist nicht das Ende der Welt, vermutlich geschieht rein gar nichts.»

Aksel öffnete die Hand. Da war das Streichholz mit dem geknickten Ende.

«Gut.» Hanus stand auf. «Gib mir das Ding. Lasst uns gehen. Spiel ist Spiel.»

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 30, 2014 ⏰

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