Herzbluten

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Ich stehe da, blutleere Hände, kreideweißes Gesicht, Schweiß auf der Stirn und zitternd.
Meine Hände ruhen auf dem Messerknauf des Messers, welches in Gean steckt.
Eine Träne kullert meine Wange herunter, während ich weiterhin schockiert auf meinen besten Freund herunterblicke, der mich mit leeren Augen anschaut.
'Was ist mit mir los? Wieso steckt dieses Messer in seiner Brust? So viel Blut...habe ich das wirklich getan? Nein, das könnte ich nicht. Er ist doch mein einziger Freund! Verdammt, was geht hier ab?!'
Ich weiche zurück, Augen weit aufgerissen und schwer atmend.
'Nein, nein, nein, das darf nicht wahr sein. Ich bin kein Mörder, niemals! Verdammt, was soll ich jetzt tun?!'
Ich bin komplett überfordert, meine Gedanken rasen, auf der Suche nach einer Erklärung und einem Plan.
'Fuck, was tu ich jetzt? Einfach abhauen wäre dämlich, auf dem Messerknauf sind meine Fingerabdrücke, hierbleiben ist mein Verhängnis...'
Zitternd versuche ich aufzustehen, was sich als recht schwierig herausstellt und krieche deswegen zu Gean. Das Messer lässt sich leicht aus der Brust ziehen und entweicht am Ende mit einem leisen Schmatzen aus dieser.
Mit einer Mischung aus Faszination und Angeekeltsein schaue ich auf seinen offenen Brustkorb. Man kann das zerschnittene Fleisch erkennen und ein paar zerbrochene Rippen schauen leicht heraus. Es fällt mir schwer ihn nicht anzusehen, mich umzudrehen und zu gehen, er ist schließlich mein Freund. So kann ich ihn doch nicht zurücklassen. Oder?
...
Ich muss. Es bleibt mir nichts übrig.
Langsam den rechten Fuß aufrichten.
Okay, jetzt der linke.
Das Aufstehen klappt langsam deutlich besser als vorhin und nach fast einer halben Minute stehe ich endlich.
Ich schaue ein letztes Mal auf meinen Freund herab, der so viel für mich getan hat, dass er nicht einmal wirklich für sich selbst da war.
Dies fällt mir mit Erschrecken zum ersten Mal so richtig auf.
Wieso Gean? Wieso warst du so zu mir? Wieso ist es so geendet? Was ist passiert, mein Freund?
Ich beuge mich noch einmal über ihn, schließe seine Augen und küsse ihn auf die Stirn.
"Egal was passiert ist, ich werde es herausfinden", versprach ich ihm und mir und wendete mich mit einem letzten Blick von ihm ab und verließ den Raum.

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