Todesmut ist niemals gut

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South Carolina

Dezember 1987

Andrew saß in der hintersten Reihe, im Geschichtsunterricht, bei Dr. Mellow. Er schwadronierte gerade über die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges und wie sich Deutschland, Asien und Frankreich gegen Amerika verbündeten.

Einen Platz vor ihm saß Jena, die Freundin seines Bruders Chris. Jena war nicht wirklich sein Typ. Sie zog sich ständig, viel zu enge oder knappe Sachen an, so dass zum Beispiel heute ihr Büstenhalter aus ihrem Shirt hervorlugte. Er wusste das sie insgeheim auf ihn stand, weil er Chris sehr ähnlich sah, aber zugeben würde sie das niemals.

Endlich klingelte die Schulglocke und der Geschichtsunterricht bei Dr. Mellow war somit beendet. Andrew packte Geschichtsbuch, Ordner und Stifte in seinen Rucksack und verließ das Klassenzimmer, auf geradem Wege zu seinem Spind. „Hey, Andrew.“, rief Lisa, aus seinem Biologie Kurs, ihm zu, als sie sich kurz auf dem Flur begegneten. „Hey, Lisa.“, antwortete er.

Sein Spind lag genau neben dem von Jena. Kein Wunder, sie waren ja auch nach Nachnamen angeordnet. Delorhor, Dilson... Und wie auf Kommando, stand Jena direkt davor und winkte ihm eifrig zu. Er hob nur einmal schnell die Hand, um ein „Hi“ zu signalisieren. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass Chris an der gegenüberliegenden Ecke stand und auf Jena wartete. Sie schien es allerdings noch nicht bemerkt zu haben.

„Hey, Andy.“. „Kannst du diesen dämlichen Spitznamen endlich sein lassen?“. „Ist ja schon gut. Und, wie war dein Tag?“. „Ganz Okay, und deiner?“. „Jetzt ist er sehr gut.“.

Er verdrehte abermals die Augen. Ständig flirtete sie mit ihm und gab sich dabei noch nicht einmal Mühe.

„Jena, wie oft soll ich dir das denn noch sagen? Du bist die Freundin von Chris, also lass es gut sein.“. Daraufhin entgegnete sie nichts mehr. Eilig verstaute sie ihre Sachen in ihrem Spind und murmelte ein „Bye, Andrew“ bevor sie sich zu ihm umdrehte, und gehen wollte. Dummerweise trat sie mit ihrem rechten Fuß auf ihren linken und fiel dabei direkt auf Andrew zu.

Gott wie ungeschickt dieses Mädchen doch sein konnte. Er versuchte sie aufzufangen, doch sie fielen zusammen geradewegs auf den Boden, so dass er unter ihr lag. Na toll und seine Hände lagen noch genau auf ihren Brüsten. Toll gemacht, Andrew, sagte er in Gedanken zu sich selbst.

Sie lächelte ihn unverschämt an, doch im nächsten Moment lag sie nicht mehr auf ihm und er wurde mit einem Ruck auf die Füße gezogen. Er konnte seinen Augen gar nicht so schnell folgen, da spürte er auch schon den stechenden Schmerz des Schlages, als Chris' Faust auf sein Kinn traf. Andrew taumelte rückwärts und hielt sich mit einer Hand sei Kinn, aus dem langsam Blut tropfte.

Chris Kinn hacken, waren mit die härtesten die er je erlebt hatte, und er war schon in viele Schlägereien verwickelt.

Mit einem bösartigen Funkeln in den Augen kam er auf Andrew zu. Mit der einen Hand, packte er ihn am Kragen seines schwarzen Pullovers und mit der anderen, drückte er seinen Hals gegen die Schulhauswand.

„Du lässt gefälligst deine dreckigen Finger von meiner Freundin, verstanden?“, zischte Chris ihm zu. „Chris, lass ihn los!“, schrie Jena ihn an, während sie mit beiden Fäusten auf seinen Arm einschlug. „Halt dich da raus, Jen.“. „Nein!“. Chris stieß sie, mit einem derart festen Ruck zurück, dass sie rückwärts auf den Boden einschlug. Ihr gesamter Rucksackinhalt verteilte sich auf dem Flurboden. Hefte, sowie Hustenbonbons lagen überall verstreut.

„Hey, so kannst du mit ihr nicht umgehen!“, brüllte Andrew Chris an. „Halt deine elende Klappe oder ich stopfe sie dir mit meiner Faust!“. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn und Andrew spürte das heftige Zittern von Chris' Händen.

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