Prolog - Der Idiot von nebenan

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                                                                               1988

„Ich will nicht in dieses Gottverlassene Kaff ziehen!“ Der Junge, mit dem blonden Lockenkopf, saß auf der Rückbank des Wagens und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Da stinkt es! Nach Kuhscheiße!“,  fügte er hinzu.

Seine Mutter verdrehte die Augen. „Wir haben das alles doch schon zwanzig Mal besprochen, Miles! Dein Vater hat einen neuen Job! Sei nicht so bockig! Du bekommst ein viel größeres Zimmer in unserem neuen Haus“, versuchte sie ihn aufzumuntern „Ich will kein verdammtes, größeres Zimmer! Ich will zurück nach Albuquerque Zu meinen Freunden!“,  jammerte Miles und die Tränen stiegen ihm in die Augen.

Jeanette sah zu ihrem Mann „Woher hat er nur das fluchen?“, fragte sie und ihr Mann John zuckte die Schultern „Also von mir nicht!“ Er sah im Rückspiegel wie seinem Sohn die Tränen übers Gesicht liefen und es brach ihm fast das Herz.

„Möchtest du meinen Lolli, Miles?“ Das kleine Mädchen, welches im Kindersitz ebenfalls auf der Rückbank saß, streckte ihm ihren Lolli hin „Deinen scheiß Lolli kannst du behalten, Lexi!“, blaffte er sie an „MILES!“ tadelte Janette. „Hör auf zu fluchen!“,  fügte sie hinzu.  

Miles starrte aus dem Fenster, er sah zu wie die Bäume an dem Wagen vorbei rasten und wie die Häuser nach und nach weniger wurden. Bald sah er nur noch Felder.

„Lexi?“ er sah zu seiner Schwester. Sie schaute ihn aus großen, grauen Augen an „Ich hätte jetzt doch gern deinen Lolli“, murmelte er. „Jetzt hab ich ihn aufgegessen“,  meinte Lexi traurig und Miles lächelte sie kurz an „Ist nicht schlimm!“,  ihm tat es leid, dass er sie so angeschrien hatte. Lexi war diejenige die am wenigsten etwas dafür konnte, dass sie umziehen mussten.

„Ist es nicht schön hier?“ Jeanette befreite Lexi aus ihrem Kindersitz, während Miles auf der anderen Seite des Autos ausstieg. Sie betrachtete das große Einfamilienhaus mit dem gepflegten Vorgarten. „Es ist wunderschön, Schatz!“ John küsste seine Frau auf die Wange.

Miles lief bereits, mit Lexi an der Hand, auf die Eingangstür zu. Jeanette sah ihren Kindern hinterher „Er wird sich schon daran gewöhnen!“, meinte John, als hätte er die Gedanken seiner Frau gelesen. „Hoffentlich“ sie drückte seine Hand.

„Sie müssen die neuen Nachbarn sein!“,  wurden die beiden aus ihren Gedanken gerissen. Eine, überaus hübsche, Frau stand an dem weißen Gartenzaun und winkte zu ihnen herüber. Das erste, was Jeanette an ihr auffiel waren die stechenden blauen Augen, die genauso strahlten wie ihr komplettes Gesicht.  

Sie sah ihren Mann kurz warnend an, der sie jedoch nur angrinste. Dann sah sie wieder zu der Frau „Ja… Hallo, ich bin Jeanette Johnsen“ Sie ging auf die Frau zu und reichte ihr die Hand „Das ist mein Mann John!“, sie deutete auf John „Es freut mich wirklich sehr... dieses schöne Haus stand viel zu lange leer…“ Die Nachbarin schaute zu dem Haus „Ich bin übrigens Edna“,  meinte sie dann und lachte herzlich, als sie bemerkte, dass sie sich noch  nicht vorgestellt hatte.

„Mum! Lexi will mir mein Zimmer weg nehmen!“,  schrie Miles aus der Tür. Jeanette verdrehte die Augen „Ich komme gleich! Dann klären wir das!“ rief sie zurück. Sie wand sich wieder ihrer neuen Nachbarin zu „Meine Kinder… sie können wirklich grauenhaft sein aber ich liebe sie!“, seufzte Jeanette

Edna lachte „Das kenn ich! Ich habe drei“, erklärte sie dann  „Wirklich? Meine sind gerade in einem Alter, da möchte ich manchmal am liebsten die Hände über den Kopf schlagen und schreiend im Kreis laufen,“ seufzte Jeanette „Wie alt sind die beiden?“, erkundigte Edna sich „Miles ist 11 und Alexis ist 7… Alexis ist nicht unbedingt das Problem. Sie wird erst im Sommer eingeschult. Für Miles ist der Umzug hart. Er muss die Schule wechseln und hat all seine Freunde zurück gelassen…“, erklärte Jeanette „Mein Jüngster müsste im gleichen Jahrgang sein… warten Sie kurz….“ Edna drehte sich zum Haus „IAN!“ rief sie.

First Kiss - Wie das Leben so spieltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt