Mein Name ist Lucy. Ich bin bis auf eine Ausnahme total gewöhnlich. Ich bin 15 Jahre alt, lebe in Berlin und habe eine kleine Schwester. Wie gesagt, total gewöhnlich. Bis auf diese Ausnahme, die mein Leben trotzdem total auf den Kopf stellt! Seit meiner Geburt leide ich an einer Krankheit. Sie heißt Mukoviszidose. Für die, die nicht wissen was es für eine Krankheit ist erkläre ich sie kurz. Meine Bauchspeicheldrüse funktioniert nicht,wie bei normalen Menschen. Sie spaltet mein Fett nicht,welches ich durch essen zu mir nehme, weshalb ich Tabletten nehmen muss die dabei helfen. Sie heißen Kreon. Ich muss sie zu jeder Mahlzeit zu mir nehmen, das bedeutet um die 20 Tabletten am Tag. Da ist dann noch meine Lunge. Eine echte scheiß Lunge. Überall sitzt Schleim, der die Lunge von innen zerstört. Irgendwann wird sie so zerstört sein, dass man mit ihr kaum noch atmen kann. Für diese Krankheit gibt es keine Heilung. Das einzige was ich tun kann, ist warten und hoffen darauf, dass irgendwann endlich ein Heilmittel erfunden wird, das uns alle retten kann. Ich bin optimistisch, ich glaube daran, dass eines Tages dieser Tag kommen wird!
Dies ist mein Schicksal und ich bin glücklich. Diese Krankheit hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich weiß das Leben zu schätzen, jede einzelne Minute davon. Manche Menschen sagen, ich sei eine Kämpferin. Schon von Geburt an musste ich um mein Leben kämpfen, und es war nicht immer leicht, aber es ist okay, ich habe mich damit abgefunden, denn jeden Tag denke ich, schlimmer geht immer!
Jedes Jahr muss ich einmal ins Krankenhaus um ein Antibirtikum über die Vene zu bekommen. 14 Tage lang hat man dann einen Schlauch im Arm und drei mal pro Tag wird das Antibirtikum hindurch gepumpt. Aber auch das ist durchzuhalten. Mein größtes Problem sind aber die Nächte. Die Nächte, in denen ich mindestens eine Stunde wach bin, weil ich ständige Hustenanfälle bekomme. Oft erzähle ich meinen Freunden davon. Nicht um Mittleid zu bekommen, sonder um die Last, die man dadurch mit sich schleppt, einfach loszuwerden.
Mein Leben ist vielleicht nicht einfach, doch es ist alles was ich habe. Damit versuche ich so glücklich wie möglich zu sein.
In schlechten Zagen sind da noch Erinnerungen, an bessere Tage, an die ich mich klammern kann.Es war früh am Morgen. Die Sonne suchte verzweifelt einen Weg zwischen den Wolken zu finden, doch es gelang ihr nicht. Der Schnee lag friedlich und still auf den Dächern und Bäumen. Der Wind fegte hin und wieder etwas auf die befahrene Straße. Kinder in meinem Alter spielten im Schnee. Eine Weile beobachtete ich sie, bis die Ampel auf grün schaltete und ich sie aus den Augen verlor. Den Rest der Fahrt saß ich still auf dem Rücksitz und starrte meine Knie an. Ich war damals zwölf Jahre alt gewesen und meine erste IV-Therapie stand mir bevor.
Meine Lunge hatte sich lange sehr gut gehalten, doch nun hatte sie ein wenig an Kraft verloren und es war an der Zeit meine erste Therapie durchzustehen.
Ich habe damals nicht gewusst, wie es sein würde. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht. Jetzt fühlte es sich unfair an. All die Mädchen und Jungen, die unbesorgt in der Schule saßen und lernten. Und ich musste eine lange Woche im Krankenhaus verbringen und darauf hoffen, dass meine Lunge wieder besser werden würde. Ich gebe zu, dass sich eine Woche nicht gerade lange anhört, doch für mich war's eine halbe Ewigkeit, zumal ich nach der ersten noch eine weitere Woche zu Hause meine Behandlungen hatte. Ich werde die Zeit totschlagen müssen, während die anderen sich trafen, lachten und Spaß hatten. Ich finde nicht gerecht, dass ich mit zwölf schon lernen musste, wie es ist sich, erwachsen verhalten zu müssen.
Als wir in das Parkhaus fuhren und nach einem Parkplatz suchten, schlug mein Herz immer schneller. Ein Rückzieher war nicht möglich. Niemals. Als wir aus dem Auto stiegen, begannen meine Beine leicht zu zittern, doch ich ließ mir nichts anmerken. Jetzt bloß nicht schwach wirken. Meine Mutter trug die Tasche, mit unseren Sachen. Sie würde bei mir bleiben, tag und Nacht. Das war das einzige, was mich erleichterte, dass ich nicht allein war. Wir liefen durch das Gelände, bis wir vor Haus vier standen, dem Haus, in dem sich die Mukoviszidosestation befand. Meine Mutter drückte den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. Die Türen glitten geräuschlos auf, einen kurzen Moment lang zögerte ich, stieg dann aber schnell ein. Die Türen schlossen sich und wir fuhren nach oben. Mit einem leisen klingeln, kam er zum Stehen. Die Türen öffneten sich wieder und mein Blick fiel auf den Gang, der mir so vertraut war, wie mein eigenes Zimmer. Seit meiner Geburt war ich jede drei Monate einmal hier, damit mich die Ärzte untersuchen konnten. Am Ende des Ganges waren zwei Türen. Die eine führte zur Ambulanz, dorthin, wo Untersuchung stattfanden. Die andere führte zur Station. Hier lagen all die Kinder und Erwachsenen, die eine IV-Therapie bekamen. Diesen Teil hatte ich noch nie zuvor betreten.
Meine Mutter und ich nahmen auf den Stühlen im Gang Platz. Es dauerte eine Weile, bis wir in ein Zimmer gebeten wurden. In das Zimmer, in dem ich die nächste Zeit schlafen würde. Leider war es wie erwartet kein Einzelzimmer, sondern ein weiteres Mädchen saß auf ihrem Bett, den Zugang am Arm richtend und lächelte mir und meiner Mutter zu. "Hey, ich bin Maja". Das Mädchen hatte lange blonde Haare, die ihr glatt über die Schultern vielen. Freundlich lächelte ich zurück. "Ich bin Lucy". Auch mal für eine IV-Therapie Dort, ihre erste, genau wie bei mir. Einen Moment unterhielten wir uns, während meine Mutter meine Kleidung in den Schrank räumte. Dann wurden wir in einen Raum gerufen und widerwillig folgte ich der Schwester.
Ich spürte, wie ich aufgeregt war. Vielleicht hatte ich auch Angst, aber eine Wahl hatte ich nicht...
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Schicksal mit Flügeln
Teen FictionDie 15 jährige Lucy ist an der unheilbaren Krankheit Mukoviszidose erkrankt. Sie weiß, dass sie irgendwann daran sterben wird, doch dies soll sie nicht daran hindern das Leben zu genießen. Ihr Wunsch ist es so viel wie möglich zu tun, worauf sie Lus...