Kapitel 1

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~Kapitel 1~

Ich saß im Wartezimmer, die Hände im Schoß gebettet und der Musik lauschend, die ich über Kopfhörer hörte. Mein Blick schweifte über den Gang. Ich beobachtete die kleinen Kinder, wie sie in der Spielecke mit  Autos spielten. Ich konnte mich nur zu gut an damals erinnern, als ich selbst noch sofort zur Spielecke gerannt war und auf das Xylofon eingeschlagen hatte. Ich wandte meinen Blick ab und starrte statdessen auf die mir gegenüberliegende, kahle Wand.  Aus dem Augenwinkel konnte ich beobachten, wie meine Mutter, die sich auf den Stuhl neben mir gesetzt hatte, die nächste Seite ihrer Zeitschrift umblätterte und nun die Überschrift "Garten und Terrasse-praktische Gartentipps und Dekoideen"  laß. Es dauerte eine Weile, bis die Ärztin kam. Ich sah zu, wie sie, die Brille auf dem Kopf und mit wehendem, weißem Mantel auf uns zukam. Dann blieb sie vor uns stehen und bat uns in Besprechungszimmer vier. Ich nahm meine Kopfhörer aus den Ohren, stopfte sie in meine Hosentasche und folgte ihr wiederwillig. Besprechungszimmer vier sah aus, wie alle anderen Zimmer. Ein Tisch, auf den meine Ärtzin gerade meine Akte fallen ließ, zwei Stühle davor und auf der anderen Seite eine Liege. Meine Mutter und ich setzte uns auf die Stühle, ihr gegenüber. Frau Ludwich nahm ihre Brille vom Kopf und setzte sie auf. Dann begann sie etwas im Computer einzugeben.,, So...", krächzte sie, ,,...Lucy wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Gibt es irgendwelche Beschwerden?" Dies war vermutlich der Moment, indem ich ihr von den nächtlichen Hustenanfällen erzählen sollte, statdessen saß ich still da und brachte nicht mehr herraus, als: ,, es geht mir eigentlich ganz gut." Was für eine Lüge...

Mir fiel auf, dass ich inMomenten wie diesen eigentlich nie ehrlich war. Meine Familie belogich, damit sie beruhigt ihr eigenes Leben leben können, meineFreunde belog ich, um so normal wie möglich behandelt zu werden undnun log ich auch meine Ärztin an, um mir nicht noch mehr Tabletteneinschmeißen, oder noch mehr Therapien machen zu müssen. Ich tuedas nicht nur für mich. Natürlich möchte ich gerne ein Lebenführen, indem man mir nicht ansieht, dass ich krank bin, aber dieMenschen um mich herum sollen sich nicht ständig Sorgen machenmüssen. Es ist gut, dass nur ich allein weiß, was in mirwirklich vorgeht. Denn ich könnte nicht mit dem Gedanken leben, dassich wohlmöglich das Leben eines Anderen zerstört habe. Leider stellt es sich als weniger leicht herraus, meinen Gesundheitszustand vor meiner Familie zu verbergen, denn wenn ich huste, bekommen sie es nunmal mit, egal ob ich das will oder nicht. Deshalb wusste ich, dass meine Mutter wusste, dass ich log. Sie war schließlich in jeder nacht dabei gewesen, trotzdem ich ihr gesagt hatte, sie könne sich wieder schlafen legen. Sie war geblieben, jede Nacht. ,, Meiner Meinung nach, hat sich Lucys Zustand schon verschlechtert. In den Nächten hustet sie viel ", gab meine Mutter zu bedenken. Dies war mein Stichwort die Klappe zu halten und die Erwachsenen reden zu lassen. Nach einer Weile geplaudere, in der ich nur brav genickt und gelächelt hatte, hörte meine Ärztin meine Lunge ab. Da wohl nichts schlimmes zu hören war, wurde ich mit einer Schwester in einen Nebenraum geschickt, um einen Lungenfunktionstest zu machen. Bei diesem Test musste ich mich in einen kleinen Kasten setzen und in ein Gerät atmen und pusten, das daraufhin mein Lungenvolumen und meine Lungenkapazität misst. Dieser Test wird alle drei Monate gemacht. Vor nicht all zu langer Zeit, lag mein Wert bei 110 Prozent, ein extrem guter Wert für einen Mokuviszidosepatienten in meinem Alter. Heute allerdings lag er bei 75 Prozent, ein immernoch guter Wert, der für mich aber eher unüblich war. Nach mehreren weiteren Messung, wie die meiner Größe und die meines Gewichtes, konnte ich zurück zu Zimmer vier. Ich gab die Unterlagen ab und Frau Ludwich heftete sie in meine Akte. Davor warf sie allerdings noch einen Blick auf meine Werte. Mit meinem Gewicht war sie zufrieden, genau wie mit meiner Größe. Bei jedem Besuch in der Klinik wurde mir erzählt, dass ich mindestens einen Zentimeter in drei Monaten gewachsen war. In Wirklichkeit sagten meine Werte allerdings, dass ich einen halben Zentimeter geschrumpft sei...Ich gab nicht mehr viel auf irgendwelche Werte.

Von meinem Lungenfunktionstest schien Frau Ludwich allerdings nicht zufrieden zu sein, weshalb sie mir ein Antibiotikum verschrieb. Nach einer weiteren kurzen Besprechung bat sie mich, mich auf die Liege zu setzte, damit sie eine Blutabnahme machen konnte. Ich tat es. Ich war kein Fan vom Blutabnehmen, aber man gewöhnt sich daran.

Wir verabschiedeten uns von der Ärztin und durften gehen.

//ich habe dieses Kapitel, genau wie den Prolog, etwas umgeschrieben, weil es mir nicht mehr so gut gefallen hat. Ich würde mich also freuen, wenn ihr mir ein Feedback geben könntet :)









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⏰ Letzte Aktualisierung: May 16, 2016 ⏰

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