Kapitel 4

809 26 0
                                    

Ich rannte wieder runter. Die Station hieß Sant-Cugat. Scheißeeeee! Dieses Reichenviertel! Maaaaan! Aber egal...ich ging durch die Straßen und schaute mich um. Hinter den Restaurants hier gab es sicher noch Essensreste! Wow, ich höre mich an wie ein Bettler oder Gammler oder so...aber so war mein Leben. Ich hatte kein Geld für neue Kleidung, hatte diese vor einem halben Jahr auf einem Schrottwagon von nem Güterzug gefunden und ja. Danach hatte ich noch verschiedene Anstellungen aber irgenwann wurde ich wegen meinem Aussehen rausgeschmissen. Und dann gibts Leute, da oben in der Politik. Und die sagen, am Aussehen dürfe es nicht liegen. Aber das tut es. Zudem wurde uns vor gut 10 Jahren das Wasser abgestellt, weil wir es nicht bezahlen konnten. Was hieß, dass wir gegen kleines Geld bei den Nachbarn zähneputzten und uns sauber machten. Fernando und ich. Die anderen? Keine Ahnung. Aber die Nachbarn waren ausgezogen und das grimmige alte Ehepaar was danach kam wollte uns von Anfang an nicht. Sie suchten bestimmt schon seit Jahren einen Weg, uns aus dieser Wohnung zu eliminieren. Aber es war ein Sozialwohnblock. Keine Chance also. Ich schaute über die Straße. Am anderen Ende war ein großes Restaurant. Bestimmt schon das 10te an dem ich vorbei bin. Asiatisch. Japanisch. Ja. Weshalb nicht? Ich gehe außen herum und gehe durch ein großes Tor in den Innenhof des Gebäudekomplexes. Da standen ein paar Mitarbeiter des Restaurants. Ich ging rüber zur Grünanlage und setzte mich auf die Bank dort. Immer mal wieder spickte ich rüber. Als alle weg waren, rannte ich hin und suchte mir mein Frühstück zusammen. Mein Magen knurrte laut. Und er hatte ein Recht dazu. 24 Stunden waren schon viel für ihn. Ich nahm mir einen der Plastikbeutel, lehrte ihn aus und steckte mir mein Essen rein. Dann rannte ich so schnell es ging mit dem Beutel an mich gedrückt raus.

- HEY! STOPP! DIEB!, rief mir jemand nach.

Aber ich ignorierte es und nahm meine Füße in die Hand. Zwei Straßenecken weiter drehte ich mich um. Hatte mich jemand verfolgt? Ich musste hier weg! Plötzlich rannte ich gegen etwas. Eine Person. Na toll!

- Sorry...tut mir Leid...

Ich hielt die Tüte fest und wollte schon an der Person vorbei, da nannte er mich beim Namen.

- Caro? Bist du es?

Langsam drehte ich mich um. Wer in diesem Viertel kannte meinen Namen?!
Ich drehte mich um und schaute ihm direkt in die Augen. Der von gestern Abend. Scheiße...

- Was machst du hier? Wie siehst du aus!?
- Ehh...ich sah schon vorher so aus. Nacht undso...da sieht mans nicht so genau.
- Wow. Was hast du da?
- Geht dich nichts an! Das ist für mich.
- Okay.

Dann kam ein Mitarbeiter des Restaurants um die Ecke. Die zwei schienen sich zu kennen.

M: Álvaro?!
C: Ich muss dann mal wieder. Bis eventuell später, Álvaro.

Verwirrt stand er in unserer Mitte. Er drehte den Kopf hin und her. Aber dann war ich schon wieder außer Hör- und Reichweite. Ich rannte und rannte und rannte. Irgendwann, als ich keine Luft mehr schnappen konnte, setzte ich mich an den Bordstein und legte mich nach hinten auf den Bürgersteig. Pause! Leben halt an! Ich will aussteigen...

Irgendwann, ich hatte mich wieder halbwegs gefangen und angefangen vom Tod zu träumen, erschien ein Gesicht vor mir. Träumte ich das gerade oder war das Realität? Dann klopfte er mir sanft gegen die Wange. Realität also. Aha. Hallo Caro, du lebst noch! Das Leben tut dir keinen Gefallen. Dir nicht! Und bestimmt hatte er schon die Polizei gerufen. Und bestimmt hatte ich- Halt! Auf Polizeiwache bekommt man doch kostenlos essen oder? Wow. Hätte ich also doch nichts dagegen...Realität.

Eterno agostoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt