Jess

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Es war nach Mitternacht. Das Neonlicht der Kneipe spiegelte sich in seinem Whisky wieder. Emotionslos blickte er auf das Glas hinunter. Er wusste nicht, wie viele Gläser er schon intus hatte. Ihm war es auch egal, denn wäre sie noch hier, würde er nicht hier sitzen.

Er wäre bei ihr. Sie würden nach der Arbeit zusammen nach Hause fahren und sich erst mal erledigt auf das Sofa fallen lassen. Dann würden sie lachen, weil sie gleichzeitig erschöpft ausgeatmet hatten. Er würde sie liebevoll ansehen, ehe er ihr den Vortritt beim Duschen lassen würde.

Während sie duschte, würde er den Briefkasten leeren und die Post durch gehen. Normalerweise würde er die Werbung sofort wegwerfen, doch sie liebte es während des Fernsehens, in den Prospekten herumzustöbern, auf Gegenstände zu tippen und sagen: "Hey, was würdest du davon halten? Es würde perfekt ins Eck auf der Veranda passen" Er würde dann nur den Kopf zu ihr herum drehen, sich an ihre Seite kuscheln und den Gegenstand mustern. Er könnte den Gegenstand keine Sekunde lang ansehen, ehe sie sagen würde: "Es gefällt dir nicht, stimmt's?" Er würde daraufhin nur ein schiefes Grinsen aufsetzen und sagen: "Du musst zugeben, es ist echt hässlich"

Daraufhin würde sie lachen. Er liebt ihr Lachen. Manchmal war es so laut, dass es wohl die gesamte Nachbarschaft hören konnte. Wenn er sie kitzelte, quiekte sie wie eine gelbe Badezimmerente auf und wenn er ihr einfach nur einen Witz erzählte, lachte sie laut und befreit auf, sagte dann aber: "Gott, war der schlecht"

Er würde seine Arme von hinten um ihre Taille schlingen, seinen Kopf auf ihre Schulter ablegen und ihr ins Ohr flüstern, wie sehr er sie liebte. Sie würde wohl aufhören, das Essen herzurichten, sich zu ihm umdrehen und ihre Arme um seinen Hals schlingen. Dann würde sie so etwas in die Richtung von: "Ich liebe dich auch, du Spinner, aber ich werde nicht noch mal auf diesen Trick reinfallen", sagen. "Welchen Trick?", würde er ahnungslos fragen, wobei er genau wusste, worauf sie anspielte. Er hatte sie unzählige Male schon damit rumgebracht, und er war sich sicher, dass er es dieses Mal auch wieder schaffen würde. "Du weißt genau, wovon ich rede" - "Nein, aber es wäre sicherlich interessant, wenn wir diesen Trick ausprobieren würden" Er würde sie auf die Arbeitsfläche der Küche heben und sie stürmisch küssen. Er würde seine Hände in ihren Haaren vergraben und früher oder später würde die Reise im Schlafzimmer enden.

"Sir? Soll ich ihnen ein Taxi rufen?", fragte der Barkeeper. "Wir schließen gleich", fügte er an. "Nein. Geht schon", murrte er und zog sich schwerfällig seine Lederjacke über. "Sind sie sich sicher?", fragte der Mann besorgt nach, während er anfing die Stühle auf die Tische zu stellen. "Ja! Ich bin mir sicher!", brüllte er und verließ wankend die Kneipe.

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