PROLOG

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Prolog

Sie lächelte. Sie ging rückwärts und lächelte weiter. Mr. Leader betrachtete sie.Alle Blicke waren auf sie gerichtet, wie sie sich langsam rückwärts bewegte. Stück für Stück. Sie lächelte immer noch. Ihr Lächeln war so wunderschön, dachte er. Warum war ihm das nicht vorher aufgefallen? Sie setzte an um etwas zu sagen, schloss dann aber nachdenklich wieder den Mund. Als Mr. Leader auf sie zugehen wollte, schüttelte sie heftig mit dem Kopf und Tränen rollten über ihr Gesicht. Wenn er kommt, wirft sie sich sofort vor den Zug. Wir sollen sie ausreden und nachdenken lassen. Sie lächelte wieder ihr schiefes Lächeln, das ich in den letzten Jahren nicht oft gesehen hatte. Ich würde nur zu gerne wissen, worüber sie gerade nachdachte, „Hört zu, egal was jetzt passiert, es ist nicht eure Schuld. Es war mir nie anders bestimmt.“ „Bitte, Marie…“ „Nenne sie mich bitte Cecilia.“ „Cecilia. Wir können doch über alles reden. Es gibt für jedes Problem eine Lösung!“ Verzweifelt versuchte Mr. Leader, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Sie lachte sarkastisch. „Wissen sie eigentlich, Mr. Leader, wie lang ich dies alles hier geplant habe? Denken sie, ich hätte mir nicht endlos den Kopf darüber zerbrochen, was ich dagegen tun kann, als es noch nicht zu spät war? Denken sie denn nicht, dass ich es versucht hab?“ Eine Träne rollte ihre Wange herunter. Ich hörte aus der Ferne einen Zug ankommen. „Natürlich, aber… es wird alles gut, Marie. Komm her, alles wird gut. Bitte.“ „Es ist zu spät. Es tut mir leid.“ Sie lachte auf. Cecilia winkte. Und sie lächelte.

Ein Bein löste sich leicht wie Federn von der dunklen Plattform. Danach ihr anderes. Dann wurde es ganz, ganz still. Die Welt schien sich nicht mehr zu drehen. Der Zug rauschte vorbei. Dann wurde es wieder still. Niemand wagte es, mit der Wimper zu zucken. Ich wollte würgen, doch ich konnte nicht. Ich stand reglos da und starrte auf ihren Körper. Ich hatte sie geliebt. Ich starrte sie an. Einige wandten sich ab und tuschelten leise. Ein Mädchen war ohnmächtig geworden. Einige wurden bleich und schwiegen. Mehrere Mädchen weinten. Die anderen standen in kleinen Grüppchen da und redeten. Ich spürte eine kalte Hand an meiner Schulter. Mr. Leader. Zum ersten Mal dachte ich daran, wie er sich fühlen muss. Er wird denken, dass es seine Schuld ist. Es wird ihn bis an sein Lebensende verfolgen. „Geh…geh bitte zu den anderen, Maik.“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Bitte, ich möchte hier bleiben. Bitte.“ Er blickte mich müde an und nickte letztendlich schwach. Dann verschwand er und ich war wieder allein. Nur Cecilia. Und ich. Wie sehr ich sie gemocht hatte, ging es mir durch den Kopf.

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