Routine

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Morgens fuhr er wie jeden Tag zur Arbeit, hörte seinen Lieblingssender Deep House Lounge und genoss den kühlen Fahrtwind. Er konnte sich schon nicht mehr erinnern morgens etwas anderes getan zu haben. Mit 75 Meilen pro Stunde über die Interstate 95 zu brettern kam ihm langsamer vor als die Rolltreppen in The Shops at Liberty Place. So viele Autos, die er an sich vorbeiziehen sah, dabei war er es, der sie überholte. Sein Glück, dass Routine nicht tödlich ist. Sein Pech, dass es an diesem Morgen nicht so routiniert ablaufen sollte.

Zu seiner Rechten der Delaware River, den er über die Ben Franklin Bridge überquerte. Nun befand er sich auf der Interstate 676, noch mehrere Meile von seinem Ziel entfernt, der Rutgers University-Camden. Nach dem freien Wochenende musste er spätestens um 5:00 Uhr am Montag zurück sein. Es war schon 4:30 Uhr. Von einem Studenten zu erwarten, aber er war Dozent, eine Verspätung wäre nicht begrüßenswert.

Sein Fuß erhöhte leicht den Druck aufs Gaspedal, seine Geschwindigkeitsüberschreitung von 20 Meilen pro Stunde könnte mit 250 Dollar Bußgeld geahndet werden. Den Job und sein Gehalt von 55.000 zu verlieren, fand er jedoch etwas schlimmer. Mit quietschenden Reifen bog er in die Penn Street ein. Kein anderes Auto weit und breit. Und nach der Kurve auf die North 5th Street ließ er den Motor erneut aufheulen, selbst zwei Querstraßen weiter konnte man ihn noch hören. Der Kassier des 7-Eleven, Ecke Fourth und Cooper Street, ärgerte sich über diese dauernde Raserei und hielt seit Langem einen Unfall früher oder später für unvermeidbar, das laute Aufprallgeräusch einige Sekunden später bestätigte ihn nur.

Und jetzt bist du totWo Geschichten leben. Entdecke jetzt