Finsternis.
Wie sehr vermisste Tony diese Kalte, ihn verschlingende Dunkelheit, in der er sich
seit seines Lebens immer wieder zurückzog, und hoffte, nie mehr das Tageslicht
ertragen zu müssen. Sooft gab er dem drang der selbst-Zerstörung nach, sooft waren
ihm Alle Konsequenzen egal. Nein, vielmehr provozierte er es noch, provozierte
daran zu zerbrechen. Es war nur noch eine frage der Zeit.Drei Monate waren vergangen. Drei verdammte Monate, wo ihm Abermals das
Herz, welches er vor Fremden gerne verleugnet, brutal Aus der Brust gerissen
wurde. Abermals.Tony war kein Kind von Traurigkeit. Doch er lernte schnell- Vertraue NIEMANDEN.
Seit seines Lebens war das sein Persönliches Mantra geworden, dass er sich immer
und immer wieder Vor Augen hielt. Doch auch ein Tony stark war nicht perfekt. So
hatte er das schier unglaubliche Talent, genau die Leute in sein Herz zu schließen,
die ihn ohne mit der Wimper zu zucken fallen ließen. „manchmal ist die Person, für die du
eine Kugel abfangen würdest, die die den
Abzug betätigt.“ Ein bitteres lachen zierte die Lippen des Brünetten,
als ihm der Spruch im Gedanken kam. Als er das Glas, welches er in der Hand hielt
erneut an den Mund führte, zuckte er kurz zurück. Vom vielen Alkohol
waren seine Lippen offen und rau, welches dazu führte dass der Wodka besonders
stark brannte.Doch er hatte auch leider die Erkenntnis, dass er noch fühlte. Es war noch nicht
genug. Stane, und sogar Pepper… sie hatten ihn im stich gelassen. Genau dann als er
sie wohl am dringendsten im Leben brauchten. Happy war nach der Trennung von
Pepper auch nicht mehr daran interessiert, nach seinem ach so Tollen Kumpel zu
sehen. Doch Tony konnte auch das verkraften. Immerhin hatte er Die Avengers, und
ihn ihnen eine neue Familie gefunden. Und ihn. Den Menschen, von dem er nie im
leben dachte, dass er ihn im Stich ließ. Steve wusste um Tony. Er wusste verdammt
nochmal, wie es ihm zurzeit ging. Dass er wieder einen seiner Schübe hatte, dass er
wieder Momente hatte, wo er in den Abgrund starrte, und es ihm für einen Moment
leichter viel, sich vorzulehnen als daran kaputt zu gehen. Und trotzdem hat er ihn
den rücken gekehrt. Nein… er hat ihn gebrochen! Und hat ihn dabei nicht eines
Blickes gewürdigt.Ein lautes klirren, und damit war das Glas das Tony eben noch in der Hand hielt, an
die Gegenüberliegende Wand geschmettert worden. Tony wollte schreien. Er wollte
brüllen und am liebsten alles um sich herum kaputt schlagen. Doch nicht mal dazu
hatte er noch kraft. Nicht für dass, und schon lange nicht mehr zum Weinen. Mit den
Elenbogen auf den Knien gestützt, den Kopf in den Händen vergraben gab er sich
abermals dem Gedanken hin, ob er es heute schaffen würde, dem allen endlich ein
Ende zu bereiten. Doch die angst war noch zu groß. Noch. Dessen war sich Tony
bewusst.Langsam öffnete er wieder die Augen, und sah sich die Glasscherben die vor ihm
langen an, sie glitzerten selbst in dem schwachen Mondlicht noch genug, dass Tony
für einen Moment von ihnen gefangen war. Er seufzte laut. Finsternis. Wo war
seine erlösende Finsternis nur hin? Schloss Tony die Augen, so sah er blau.
Saphirene Schleier benebelten seine sinne, und ließen ihm so keinen klaren
Gedanken fassen. Saphierblau… und dennoch ein wenig …. Grün.Sofort riss Tony wieder die Augen auf. Sein Atem ging gehetzt und er musste schwer
schlucken. Panikattake! Wie oft schon in letzter zeit? Zu oft… Tony versuchte sich zu
beruhigen. Und schmerzlich wurde im bewusst, dass er noch lange nicht bereit war
zu gehen, wenn er noch mit diesem scheiss zu kämpfen hatte. Sein Atem ging ruhiger,
die Augen wurden wieder Lehrer. Doch auch die Wut danach ließ nicht auf sich
warten.„Rogers… du Mistkerl…“ So lange weg. So WEIT weg. Und dennoch quält er
ihn jeden Tag aufs neue. Es war also wieder zeit, das Schicksal herauszufordern.
Somit kämpfte sich Tony auf seine Wackeligen beine und ging völlig unsicher zu
seinem Schrank. Hier bewahrte er seine Hochprozentigen Sachen auf.
„Fuck…“ nervös fuhr er sich durch die unordentlichen Haare. Der Vorrat war
aufgebraucht. Er hatte es nicht mal mitbekommen, doch als er sich jetzt umsah, sah
er die vielen leeren Flaschen die spöttisch im Mondlicht reflektierten. Er dachte
nicht, dass ihm die Alkoholsucht jemals wieder so fest in ihren besitz nahm, ihm die
sinne vernebelte und abhängig machte. Doch es war wohl schon zu spät.Sofort packte er sich seine dünne Jacke, und verließ das Apartment, in das er sich
verschanzt hatte, nachdem die sorge der verbliebenen zu unerträglich wurde. Es
wunderte ihm sehr, dass er die morschen Treppen in einem beachtlichen tempo
runterraste, ohne dabei über die eigenen Füße zu stolpern. Drausen angekommen
schlug ihm die Kalte Nachtluft entgegen, und lies seinen Verstand ein wenig klarer
und nüchterner werden. Ein paar tiefe Atemzüge – ein teil von ihm kämpfte noch
immer um Vernunft und überleben, dann machte er sich zielstrebig auf den weg zu
der kneipe in der keine Fragen gestellt wurden. Sein zweites Wohnzimmer, wie er es
verbittert nannte./// Voller Verachtung starrte ihn der Mann vor sich an. Verachtung und Enttäuschung. Doch wie sooft
hielt er seinem Spiegelbild nicht lange stand, und zweifelte an seinen taten.
Es war falsch – und richtig. Es musste sein – aber nicht so! Es hätte ganz anders sein
müssen, doch am ende hatten beide alles verloren. Er wusste es, musste sich jedoch
selbst davon überzeugen. Er wollte es mit eigenen Augen sehen.
Blau! Doch das grün überwog mittlerweile. ///