die Wohnung und nächtlichs Störungen

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"Oh-Oh", murmelte Kevin und beäugte die Lobby genauer.

Hier war fast alles aus Glas, Gold oder sonst teurem Dingen. 

"Wenn wir hier wirklich wohnen, dann haben wir ein echtes Problem", meinte ich und runzelte die Stirn, als eine mollige Frau an uns vorbei stöckelte. 

Sie trug einen Fellmantel, hatte einen Chihuahua auf dem Arm und versuchte auf hohen Absatzschuhen zu laufen. Und das, obwohl sie schon knapp 60 Jahre alt sein musste! 

"Was habt ihr denn alle? Ist doch toll", schwärmte Dianna grinsend und lehnte sich zurück.

"Toll? Das ist Horror", murrte ich und sah zu Mum, Dad und Nick, die an der Rezeption standen und erfreut Schlüssel entgegen nahmen. 

Grinsend kamen sie auf uns zu. 

"Etage 7, Nummer 3", erzählte Mum. Ihre Wangen waren gerötet. 

"Und Kev bekommt die Wohnung neben an", fügte mein Dad hinzu. 

"Alleine?" Ich sah zu Nick, der sich auch nicht wirklich überzeugt in der Lobby umsah. 

"Ja. Er muss doch lernen und da nerven wir nur." Mum packte sich ihren Koffer. 

"Das ist aber total unfair", maulte ich. 

"Nein, das ist Schicksal", grinste Kevin und zwinkerte mir zu. 

*

"Ich will nach Hause", murrte ich und stopfte weiter meine Kleidung in den begehbaren Kleiderschrank. 

Dann sah ich zu meinem Laptop. 

"Maya!" Sofort kamen ihre roten Haare zum Vorschein. 

"Ja?", fragte sie und sah mich mit großen, unschuldigen Augen an. 

"Ich hab gesagt, dass ich nach Hause will", maulte ich und packte lustlos ein Kleid auf eine Stange. 

Maya seufzte. "Und was soll ich jetzt machen?", wollte sie wissen und setzte sich mit dem Laptop auf ihre Couch. 

"Weiß nicht. Flieg zu mir, sag das Oma Paddy krank ist, oder so." Paddy war Mayas Oma. Ich mochte sie sehr gerne, weil sie einfach anders war. 

"Wow, als ob das was bringen würde", sagte Maya und verdrehte grinsend die Augen.

Ich stöhnte frustriert auf und sah mich in dem Raum um. Zumindest hatte ich mir mein eigenes Zimmer erkämpfen können! 

Wenn ich mir das noch mit Nick oder- noch schlimmer!- Dianna teilen müsste, dann wär ich nach zwei Tagen schon verrückt geworden! 

"Ich muss jetzt off, Letty. Wir können morgen oder so skypen", sagte Maya und zuckte entschuldigend mit den Schultern. 

"Jaja, is' okay", murmelte ich und verschwand wieder in dem Kleiderschrank.Wetten, dass ich irgendwann nicht mal mehr in meinen Schrank gehen will?

Ein lautes Piepsen ließ mich wissen, dass Maya nicht mehr bei Skype on ist. 

Traurig packte ich weiter meine Sachen aus. Ich will wieder nach Deutschland! Nach Hamburg zurück!

Jetzt wohnten wir in irgendeiner Großstadt, auf die ich noch nie wirklich scharf gewesen war. 

Das Leben ist echt ungerecht!, dachte ich wütend und warf meinen ausgeräumten Koffer auf den Kleiderschrank. 

Fertig! 

*

"Letty?", klopfte es an der Tür. 

"Was?", zischte ich und sah von dem Buch auf, das ich gerade lese. 

"Mum und Dad sind einkaufen gefahren und haben gesagt, dass du mit mir spielen sollst", sagte Nick. 

"Und was soll ich mit dir spielen?", seufzte ich und schlug mein Buch zu. 

"Superman", das Gesicht von meinem Bruder strahlte. 

Superman spielen wir ziemlich oft, wenn Mum oder Dad nicht da sind. Ich liebte es mit ihm zu spielen und es machte sowohl mir als auch ihm Spaß. Was will man mehr?

"Okay, dann komm", sagte ich lächelnd. 

Nick stieg auf mein Bett und ich kugelte mich runter. 

Ich ging zu meinem Begehbaren Kleiderschrank und zog die Tür hinter mir zu. 

"HILFE!", schrie ich dann. 

"Habe keine Angst, edle Dame! Superman ist schon unterwegs!", rief Nick und riss sekundenspäter die Schranktür auf. 

"Sie sind der Übeltäter, der die Juwelen aus dem Museum geklaut hat", stellte er erstaunt fest. Ich tat so, als bekäme ich Angst. 

"Sie sind verhaftet", verkündete Nick und versucht meine Arme zu erwischen. 

"Nie im Leben", schrie ich panisch und drückte mich an ihm vorbei. 

Dann rannte ich vor ihm weg. 

Ab jetzt war Superman nur noch wie normales Fangen. 

Nick hatte es damals erfunden und ich hatte ihm einreden wollen, dass es kein Unterschied zu Fangen hat. 

Aber jetzt war es mir eigentlich egal. 

Hauptsache Nick hat Spaß. 

Und das hatte er- dem quietschen nach zuurteilen. 

Er jagte mich quer durch unsere Wohnung. Irgendwann wurde ich langsamer, tat so, als ob ich keine Luft mehr bekam und fiel der Länge nach auf den Boden. 

Nick setzte sich stolz auf meinen Rücken und hielt meine Hände fest. 

"Ich hab dich", quietschte er und ich musste lachen. 

"Ja, anscheinend warst du schneller als ich", seufzte ich und grinste. 

"Was musst du jetzt sagen, Letty?" Nick kniff mich leicht in den Rücken. 

"Nick ist mein absoluter und weltbeherrschende Superman. Keiner kann ich stoppen, wenn er für das Gute kämpft", sagte ich. 

Nick sprang von meinem Rücken und grinste mich an. 

Es machte mich so verdammt glücklich, wenn er fröhlich war. 

"Ich bin der Beste", lachte er und zog mich zu der Couch. 

"Jetzt will ich aber Fernseher gucken", sagte er. 

Wir legten uns auf die Couch, Nick kuschelte sich an meinen Bauch und schon bald konnte ich ein leises Schnarchen vernehmen. 

Ich grinste automatisch. 

"Die Welt zuretten ist halt ziemlich anstrengend, was Nickilein?", flüsterte ich leise, strich ihm über seine Haare und schloss ebenfalls die Augen.

*

Diesen Abend lag ich noch sehr lange wach. 

Das lag nicht nur an dem Bett, mit der Federmatratze (anders kann ich mir diese weiche Matratze nicht vorstellen!), oder an dem neuen Geruch und Umgebung, oder daran, dass ich fast zwei Stunden mit Nick zusammen auf dem Sofa gepennt hatte. 

Nein, dieses Mal lag es daran, dass unsere Nachbarn witzigerweise eine Party veranstalten mussten.

Und ich musste leider feststellen, dass die Wände sehr dünn waren und auch nicht schalldicht. Ich stöhnte, drehte mich auf die andere Seite und hielt mir mein Kissen auf die Ohren. Leider half das auch nicht wirklich. 

Also anders. Ich holte meinen iPod aus dem Nachtisch und machte Musik von meinem Lieblingssänger, Daniele Negroni, an.

Versunken in seinen Songs beschloss ich, dass ich morgen mal ein ernstes Wörtchen mit meinen Nachbarn reden würde. Denn morgen müsste ich in die Schule. 

Ich stellte mir vor, wie ich die Nachbarn fertig machte, anschrie und mich halb mit ihnen prügelte. 

Glücklich mit diesem Gedanken, schlief ich irgendwann doch ein...

Die heißeste Versuchung seit es nachbarn gibtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt