Kapitel 12

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Ich holte eine kleine Vase aus dem Schrank unter dem Waschbecken und befüllte sie mit Wasser, bevor ich die Blumen hinein stellte. Ich brachte sie raus in mein Zimmer und stellte sie auf meinen Nachttisch. Ich konnte Lokis Blicke auf meinem Körper spüren, als ich die Blumen in der Vase zurecht zupfte. Danach holte ich die Schüssel mit dem lauwarmen Wasser und setzte mich mit dem Tuch in der Hand neben ihn. "Halt die mal bitte.", sagte ich ihm, als ich ihm die Schüssel in die Hand drückte. Vorsichtig tauchte ich das Tuch ins Wasser und drückte es leicht aus, damit es nicht zu nass war. Ich nahm sein Gesicht in meine linke Hand und begann dann vorsichtig die Wunden auszutupfen. Als ich seine warme Haut berührte fing meine Hand förmlich an zu berennen. Doch es war kein unangenehmes Brennen, so wie das wenn man als Kind zulange im Schnee gespielt hatte und dann zurück ins warme Haus ging und erstmal nicht in der Lage war seine Finger zu bewegen. Nein, es war ein schönes Brennen, so wie wenn einem die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings auf die Haut schienen. Dieses Warme gefühl breitete sich in meinem ganzen Arm aus und bewirkte, dass miene Hände zittrig wurden. Ich tauchte das Tuch erneut in die Schüssel und wusch es aus. Ich drehte sein Gesicht etwas zur Seite, um an die anderen Schnitte heran zu kommen.  Ich beugte mich ein wenig nach vorne und bagann auch diese Schnitte zu säubern. 
Als ich ihn mit dem Tuch an der Stirn berührte Atmete er aus und sein Atem strich über meinen Arm. Er war so nah, dass ich den Geruch seiner samtig weichen Haut vernehmen konnte. Er roch unglaublich gut, ein wenig nach Zedernholz, nach Moschus und Honig, nach frischem Gras, nach Harz und auch ein wenig nach dem Rum, mit dem er zuvor verschwunden war. Er roch herb-süß und das jagte mir eine Gänsehaut über meine ohnehin schon zitternden Arme. Loki schien dies zu bemerken und berürte mienen Arm. Erschrocken zuckte ich zusammen "Hey, was ist los mit dir?", fragte er mich. "Du zitterst ja.", bemerkte er, als er meinen Arm hielt. "Ah.. ja.. das... das liegt nur an... an..", von einer auf die andere Sekunde hatte ich vergessen, was ich sagen wollte. Verdammt, er raubte mir noch den letzten Nerv. Dieser verdammte Idiot. Er schaute auf meinen Arm, welchen er immer noch fest hielt, das Tuch ruhte immernoch auf einem seiner schnitte. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über meine Arm. Ich schluckte hart. Seien Haut schien in dem gedämpften Licht meiner Nachttischlampe wie aus purem Gold.
Die Schnitte in seinem Gesicht waren nun sauber, was man von seinem restlichen Körper nicht sagen konnte. Ich bäugte mich noch ein stück näher zu ihm, um ihm einen Stock aus der Kleidung zu zupfen. Als ich den Stock ergriff, merkte ich wie auch er näher kam. Die Panik stieg langsam aber sicher in mir hoch. Ich merkte, dass er meinen Arm los lies, was mich einerseits erleichterte aber andererseits auch traurig machte. Seien Berührung hatte sich wundervoll angefühlt, seine starken Finger hielten meinen Arm davon ab unkontrollierte zuckungen zu bekommen und nun war sie verschwunden und lies meinen Arm in Ungewissheit zurück.  Als ich mich wieder aufrichtete, merkte ich wie dicht er mit seinem Gesicht an meinem war. Als er langsam seine Hand ausstreckte gefrohr mir der Atem. Ehe ich realisieren konnte, was so eben geschehen war, hielt er mein Gesicht in seiner Hand und zog es noch näher zu seinem.  Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen, also schaute ich betreten richtung Boden. "Was ist das denn?", fragte er mich verwundert. Der Raum zwischen unseren Gesichtern war kaum zehn Zentimeter breit, wodurch ich deutlich den feinen Geruch von Rum in seinem Atem riechen konnte. 
Ich erinnerte mich, wie er vorhin so verloren in Mitten des Raumes gestanden hatte, ohne auch nur von einem beachtet zu werden. Bei deisem Gedanken wollte ich ihn einfach nur in den Arm nehmen, ihn fest halten und ihm zeigen, dass es sehr wohl jemanden gibt, dem er etwas bedeutet, und der sich um ihn sorgt. 
Dann erinnerte ich mich an den Blick in seinen Augen, als wir uns gemeinsam vor Thor versteckt hatten. Dieser Blick, den er mir geschänkt hatte, als sei ich für ihn gestorben, als wenn er mich nie wieder sehne wollte. Und ich erinnerte mich daran, wie weh er mir damit getan hatte. 
Ich schob ihn sachte von mir weg und stand auf. Ohne ein wort zu sagen nahm ich ihm die Schüssel mit den nun etwas dreckigem Wasser aus der Hand und brachte sie ins Badezimmer zurück. Als ich wieder in den Raum trat war auch Loki aufgestanden. Mit einem Besorgten Blick schaute er mich an. "Lucie? Was ist?", fragte er mich und trat einen schritt auf mich zu. Ich atmete tief ein bevor ich ihm antwortete. "Loki, pass auf...", ich wusste zwar, was ich ihm sagen wollte, doch wusste ich nicht, wie ich es am besten ausdrücken sollte. "Ich danke dir für die Blumen, sie sind wunderschön... und ich möchte dir auch wirklich verzeien und das werde ich auch, doch noch nicht jetzt." "Aber-" "Nichts aber!", unterbrach ich ihn. "Du hast mir weh getan Loki, und das nicht nur einmal und dan auchnoch zu unrecht! Du weißt, das du mir viel bedeutest. Und du weißt auch, dass ich dir nie lange böse sein kann, aber ich brauche jetzt ersteinmal die Zeit." "Ich.. ", begann er, doch ich unterbrach ihn wieder. "Ich weiß noch nicht einmal, ob ich deinen Worten glauben schenken darf. Wie viel von dem Rum hast du getrunken? In wie fern bist du noch Herr über deine Sinne? Wie kann ich mir überhaupt sicher sein, dass du deine Entschuldigung ernst meinst? Und-", weiter kam ich nicht, denn Loki kam mit zwei großen Schritten auf mich zu, schlang einen seiner Arme um meine Hüfte und Drückte mir seine Lippen auf den Mund. Ich spürte, wie ein elektrischer strom durch meinen Körper zog. Ich hatte probleme zu atmen, geschweige denn zu denken. Ich war wie gelämt, ich stand da und wusste nicht, was ich machen sollte. Vorsichtig strich er mit seier warmen Zunge über meine Lippen und bat mich so um Einlass. 'NEIN! TU ES NICHT!', schrie ich mich in meinem Kopf an. Doch mein Körper gehorchte meinem Verstand nicht mehr. Langsam öffnete ich meine Lippen und fühlte, wie Loki mich sanft Küsste. Mein Mund erwiederte diesen Kuss zögerlich. Es fühlte sich an, als wenn mein ganzer Körper berennen würde. Meine Hände fuhren durch sein zerzaustes Haar und streichelten seinen starken Nacken. Mit einem Ruck zog er mich näher an sich und fuhr mit seinen Händen meinen Rücken entlang. 
Was genau tat ich hier eigentlich? Ich sollte das nicht tun, ich sollte ihn nicht Küssen. Auch, wenn es sich unglaublich anfühlte. Ich sollte wütend auf ihn sein, ich wollte wütend auf ihn sein. Ich löste mich aus dem Kuss und drückte ihn von mir weg. kopfschüttelnd öfnete ich meine Augen. Er schaute mir in die Augen. Ich konnte so viel darinne erkennen, ich sah unsicherheit und verwunderung, freude und eine Art verlangen, als wenn er nicht mich sonder ein saftiges stück Fleisch ansehen würde. Und da war noch etwas. Ich sah wieder die Trauer, doch sie war bei weitem nicht so deutlich zu erkennen wie damals, denn sie wurde durch das Feuer, das in seinen Augen zu glühen schien abgeschwächt. 
Loki atmete einmal tief durch, bevor er nickte. Er blinzelte einmal, bevor er sich von meinen Augen löste, "Ich verstehe...", sagte er, als er sich umdrehte und richtung Tür ging. Verwundert schaute ich ihm nach. Was verstand er? Was meinte er damit? Er war schon fast an der Tür, als ich mich wieder gefasst hatte. Ich ging ein paar schritte auf ihn zu. "Also doch Thor!", sagte er, als er die Tür öffnete. Ich atmete scharf aus. Was hatte er gerade gesagt? Er schritt aus der Tür, ohne mich nocheinmal anzusehen und ging. Und schon wieder ließ er mich einfach stehen. 

Liebe oder einfach nur Lust (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt