Dragon - Taoris

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Kris

Die Sonne scheint und eine kühle Brise dringt durch die bunten Baumkronen. Der Herbst hatte die grünen Blätter in einen leuchtenden Strom verwandelt. Das Rascheln, das die Blätter erzeugen, wenn der Wind hindurch weht beruhigt mich auf magischer Weise. Die Kombination aus Farbenwald, Geräuschkulisse und dem Duft nach Holz, Moos und Harz lässt mich in eine Art Trauma verfallen und nimmt mir sachte die Gedanken an ihn.

Seit Tagen habe ich nicht mehr vernünftig geschlafen und mein Schlafrhytmus ist im Eimer. Dies sieht man auch deutlich an meinem Äußeren.

Die Augenringe haben sich tief bis zu meinen Wangenknochen eingraviert. Meine Haut ist fahl. Das erste mal seit Tagen bin ich an der frischen Luft.

Ich hatte mir kurzfristig eine Wohnung in einem Motel besorgt, da meine Angst zu groß war, dass ich ihn noch einmal verletze. Das ich ihn noch einmal mein wahres Ich zeigen werde.

Ich denke, ich sollte wieder zurück in die Wälder und Berge Chinas. Ich komme einfach nicht mit den Schuldgefühlen gegenüber ihn klar. Zu wissen, dass er immer in meiner Nähe ist macht mich fertig. Es bringt mich fast um den Verstand, dass ich ihn verletzt habe.

Ich spaziere weiter durch den Wald. Immer tiefer hinein. Mit der Zeit wird alles düster und das sanfte Vogelgezwitscher verstummt allmählich. Ein Zeitgefühl habe ich schon längst nicht mehr. Ich weiß nicht, wie lange ich schon in diesem Wald bin. Doch so genau interessiert mich das auch nicht.

Ich möchte mich einfach nur ablenken von diesen Gedanken. Doch das ist einfacher gesagt, als getan. Sie schweifen immer wieder zurück. Je dunkler es wird, so dunkler werden auch meine Gedanken.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie ich diese Gedanken beenden kann.
Entweder bringe ich mich um, oder ich bleibe für immer ein Drache. Da ich aber dennoch mein Leben weiter leben will, ist die zweite Variante die bessere Entscheidung.

Dafür muss ich lediglich ein sechstel meines Blutes trinken. Ok es hört sich ekelhaft an, aber anhand von Erzählungen ist es nicht so schlimm, wie es sich anhört. Angst habe ich jedenfalls keine.

Etwas weiter entfernt tun sich die Bäume auf. Eine wunderschöne Lichtung erscheint. Sie ist perfekt für das was ich vorhabe. Jetzt muss ich nur noch auf die Dunkelheit warten.

pov. Tao
Wo kann Kris nur sein? Ich komme fast um vor Sorge. Seitdem er mich aus versehen verletzt hat, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich war schon fast überall wo er sein könnte, doch nirgends hatte ich ihn angetroffen.  Nun laufe ich durch den Wald indem Kris mir seine Liebe gestanden hat.

Ich weiß, dass dieser Wald eine kleine Lichtung hat. Und wenn Kris das tut, was ich denke, wird diese Lichtung perfekt dafür sein. Es ist schon recht düster hier. Aus Angst, dass ich fallen könnte halte ich einmal an, auch wenn is mich wertvolle Sekunden kostet, und hole meine Taschenlampe aus meinem Rucksack. Der Lichtkegel verschwindet bis tief hinein in den Wald.

Nun fange ich wieder an zu rennen. Doch zu allem Unglück fängt es auch noch an zu regnen. Auch wenn die Bäume das meiste abfangen, nass werde ich trotzdem.

Nach einiger Zeit sehe ich, wie sich die Bäume lichten. Das müsste die Lichtung sein. In der Mitte dieser erkenne ich eine Gestalt. Ich versuche meine Taschenlampe genauer auf sie zu richten. Wie in meiner Vermutung ist diese Person Kris. Ich versuche gegen den Regen anzuschreien, doch es klappt nicht. Also renne ich weiter. Auf einmal löst sich Kris aus seiner Position und beugt den Kopf in Richtung seines Armes. Er will doch nicht etwa wirklich da rein beißen.

Ich komme ihm immer näher. Dabei sehe ich, wie sich sein Mund öffnet und er in seinen Arm beißt. Meine Schritte werden immer schneller und ich versuche ihn zu rufen. Doch das peitschen des Regens ist zu laut. Als ich fast bei ihm angekommen bin hört er auf zu trinken.

Er biegt seinen Rücken durch. Ein grelles Licht erscheint. Ich kneife meine Augen zu und warte darauf, dass es vorbei ist.

Nach ein paar Sekunden öffne ich diese wieder. Kris hat es wirklich getan. Er ist nun auf ewig ein Drache.

Aus dem Augenwinkel erkenne ich noch, wie er weg fliegt, ehe ich auf den kalten Waldboden zusammenbreche. Der Regen ergießt sich über mir. Zusammen mit meinen Tränen versickert er im Waldboden. ,, Kris! Nein!". schreie ich noch. Danach spüre ich nichts mehr.

Ende

Es werden nicht immer Bad ends sein, also sorry 🤗

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